Lösungen für Problemkredite. Konjunkturschwäche und falsch verteilte Subventionen haben in Deutschland zu einem Ausfall an Zins- und Tilgungszahlungen in Milliardenhöhe geführt. Doch wie können Banken und Versicherungen ihre Problemkredite (NPL) optimal verkaufen? Welche rechtlichen und steuerlichen Faktoren kommen zum Tragen? Der Praktikerband stellt die wichtigsten Eckpunkte, die Bewertung und Strukturierung von NPL Portfolios und das Asset-Management heraus. Für eine erfolgreiche Abwicklung.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2006Lust auf notleidende Kredite
Neue Marktstandards ermöglichen auch kleinere Transaktionen
In Deutschland hat sich in den vergangenen drei Jahren ein boomender Markt für den Handel mit Problemkrediten (Non Performing Loans, NPL) entwickelt. Ursachen sind zum einen Besonderheiten der wirtschaftlichen Entwicklung, die mit Stichworten wie deutscher Wiedervereinigung und Wertverfall im Immobilienmarkt gekennzeichnet werden können, aber zum anderen auch die spezifischen Strukturen des deutschen Bankensystems mit hoher Spezialisierung und starker Gliederung, was eine Konsolidierung bis heute behindert. Im Zusammenwirken hat dies bewirkt, daß bei den deutschen Banken eine Bugwelle notleidender Kredite entstanden ist, deren Volumen zwischen 160 und 300 Milliarden Euro geschätzt wird.
Der Markt wird bislang von einer Gruppe von amerikanischen Finanzinstituten und Fonds dominiert, während sich heimische Institute zurückhalten. Die vielen Transaktionen der vergangenen Monate zeigen dabei jedoch, daß - nach anfänglichen rechtlichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten mit Bankgeheimnis, Datenschutz und Bankaufsichtsrecht - Marktstandards entwickelt werden, die auch kleinere Transaktionen ermöglichen. Es ist an der Zeit, diese in der Praxis erprobten Strukturen vorzustellen. Marco Wiedenhofer hat deshalb einen Band herausgegeben, in dessen Mittelpunkt die Struktur von effizienten NPL-Transaktionen steht.
Bei der Darstellung der rechtlichen und steuerlichen Aspekte wird deutlich, daß viele in der Vergangenheit kontrovers diskutierte Fragen nicht zuletzt dank der Bereitschaft der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), einen konstruktiven Dialog mit der Wirtschaft und ihren Beratern zu führen, als gelöst betrachtet werden können. Dies dokumentiert das Geleitwort der Bafin-Mitarbeiter Raimund Röseler und Stephan Weilhammer. Die erfolgreiche Durchsetzung von Standards wird auch in dem Beitrag deutlich, in dem Jörg Wulfken und Simon Grieser anschaulich die vertragliche Gestaltung des Verkaufs von Milliardenportfolios beschreiben.
Ob sich die jüngsten Transaktionen gelohnt haben, wird sich indes erst in einigen Jahren zeigen. Insoweit kommt der Leistung der - gleichsam aus dem Boden geschossenen - Asset-Manager und Kreditabwicklungsspezialisten entscheidende Bedeutung zu. Die Investoren vermuten jedenfalls ihre Gewinnchance hier und wollen ihr Ziel durch Intensivbetreuung, Mitarbeitermotivation und Einsatz effizienter Datenbanken erreichen. Eine Herausforderung für den Markt ist schließlich die Refinanzierung der Transaktionen. Dafür bieten sich Verbriefungsstrukturen an.
Ein interessanter Gesichtspunkt im Zusammenhang mit den für Verbriefungen notwendigen Ratings ist dabei die positive Bewertung des deutschen Rechtssystems. Anders als in vielen europäischen Nachbarstaaten gewährleistet das deutsche Recht bei Wahrung notwendiger Schuldnerrechte, daß Sicherheiten in einem vernünftigen zeitlichen Rahmen verwertet werden können. Zu Recht weist Wiedenhofer dann in seinem Ausblick noch darauf hin, daß sich der Markt für notleidende Kredite in Deutschland nach Abbau der Bugwelle wohl auf einem niedrigeren Niveau dauerhaft etablieren wird. Milliardendeals wird es dann zwar nicht mehr geben, aber Einzelforderungen ("Single Names") werden bei Bedarf veräußert.
CHRISTOPH SCHALAST.
Marco Wiedenhofer (Herausgeber): Non Performing Loans (NPL). Problemkredite - Transaktionen, Recht und Steuern. Schäffer-Poeschel-Verlag, Stuttgart 2006, 338 Seiten, 79,95 Euro.
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Neue Marktstandards ermöglichen auch kleinere Transaktionen
In Deutschland hat sich in den vergangenen drei Jahren ein boomender Markt für den Handel mit Problemkrediten (Non Performing Loans, NPL) entwickelt. Ursachen sind zum einen Besonderheiten der wirtschaftlichen Entwicklung, die mit Stichworten wie deutscher Wiedervereinigung und Wertverfall im Immobilienmarkt gekennzeichnet werden können, aber zum anderen auch die spezifischen Strukturen des deutschen Bankensystems mit hoher Spezialisierung und starker Gliederung, was eine Konsolidierung bis heute behindert. Im Zusammenwirken hat dies bewirkt, daß bei den deutschen Banken eine Bugwelle notleidender Kredite entstanden ist, deren Volumen zwischen 160 und 300 Milliarden Euro geschätzt wird.
Der Markt wird bislang von einer Gruppe von amerikanischen Finanzinstituten und Fonds dominiert, während sich heimische Institute zurückhalten. Die vielen Transaktionen der vergangenen Monate zeigen dabei jedoch, daß - nach anfänglichen rechtlichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten mit Bankgeheimnis, Datenschutz und Bankaufsichtsrecht - Marktstandards entwickelt werden, die auch kleinere Transaktionen ermöglichen. Es ist an der Zeit, diese in der Praxis erprobten Strukturen vorzustellen. Marco Wiedenhofer hat deshalb einen Band herausgegeben, in dessen Mittelpunkt die Struktur von effizienten NPL-Transaktionen steht.
Bei der Darstellung der rechtlichen und steuerlichen Aspekte wird deutlich, daß viele in der Vergangenheit kontrovers diskutierte Fragen nicht zuletzt dank der Bereitschaft der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), einen konstruktiven Dialog mit der Wirtschaft und ihren Beratern zu führen, als gelöst betrachtet werden können. Dies dokumentiert das Geleitwort der Bafin-Mitarbeiter Raimund Röseler und Stephan Weilhammer. Die erfolgreiche Durchsetzung von Standards wird auch in dem Beitrag deutlich, in dem Jörg Wulfken und Simon Grieser anschaulich die vertragliche Gestaltung des Verkaufs von Milliardenportfolios beschreiben.
Ob sich die jüngsten Transaktionen gelohnt haben, wird sich indes erst in einigen Jahren zeigen. Insoweit kommt der Leistung der - gleichsam aus dem Boden geschossenen - Asset-Manager und Kreditabwicklungsspezialisten entscheidende Bedeutung zu. Die Investoren vermuten jedenfalls ihre Gewinnchance hier und wollen ihr Ziel durch Intensivbetreuung, Mitarbeitermotivation und Einsatz effizienter Datenbanken erreichen. Eine Herausforderung für den Markt ist schließlich die Refinanzierung der Transaktionen. Dafür bieten sich Verbriefungsstrukturen an.
Ein interessanter Gesichtspunkt im Zusammenhang mit den für Verbriefungen notwendigen Ratings ist dabei die positive Bewertung des deutschen Rechtssystems. Anders als in vielen europäischen Nachbarstaaten gewährleistet das deutsche Recht bei Wahrung notwendiger Schuldnerrechte, daß Sicherheiten in einem vernünftigen zeitlichen Rahmen verwertet werden können. Zu Recht weist Wiedenhofer dann in seinem Ausblick noch darauf hin, daß sich der Markt für notleidende Kredite in Deutschland nach Abbau der Bugwelle wohl auf einem niedrigeren Niveau dauerhaft etablieren wird. Milliardendeals wird es dann zwar nicht mehr geben, aber Einzelforderungen ("Single Names") werden bei Bedarf veräußert.
CHRISTOPH SCHALAST.
Marco Wiedenhofer (Herausgeber): Non Performing Loans (NPL). Problemkredite - Transaktionen, Recht und Steuern. Schäffer-Poeschel-Verlag, Stuttgart 2006, 338 Seiten, 79,95 Euro.
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