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Nora will in jedem Fall mit den Jägern losziehen, denn sie will den Großen Bären finden, von dem alle im Dorf an langen Winterabenden flüsternd erzählen. Die beste Bärenjägerin will sie werden. Zu klein soll sie sein? Keinesfalls, findet Nora. Und dann ist er da - der Große Bär - und alles kommt ganz anders ... Was als Jagd beginnt, wird zu einer unvergesslichen Begegnung!"Und wie war er denn, der Große Bär?""So groß und so alt wie der Wald", sagte Nora, "und genauso schön."1989 erschien "Nora und der Große Bär" erstmalig und ist schnell zum Bilderbuchklassiker avanciert. Ute Krause hat ihr…mehr

Produktbeschreibung
Nora will in jedem Fall mit den Jägern losziehen, denn sie will den Großen Bären finden, von dem alle im Dorf an langen Winterabenden flüsternd erzählen. Die beste Bärenjägerin will sie werden. Zu klein soll sie sein? Keinesfalls, findet Nora. Und dann ist er da - der Große Bär - und alles kommt ganz anders ... Was als Jagd beginnt, wird zu einer unvergesslichen Begegnung!"Und wie war er denn, der Große Bär?""So groß und so alt wie der Wald", sagte Nora, "und genauso schön."1989 erschien "Nora und der Große Bär" erstmalig und ist schnell zum Bilderbuchklassiker avanciert. Ute Krause hat ihr Lieblingsbuch vollständig neu illustriert und lädt uns ein in den magischen Winterwald!
Autorenporträt
Ute Krause wurde 1960 in Berlin geboren. Sie wuchs in der Türkei, in Nigeria, Indien und den USA auf. An der Berliner Kunsthochschule studierte sie Visuelle Kommunikation und in München Film- und Fernsehspiel. Ute Krause ist als Illustratorin, Schriftstellerin und Drehbuchautorin erfolgreich. Sie hat international zahlreiche Bilder- und Kinderbücher veröffentlicht. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet und verfilmt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2021

Bevor man zum Holzfäller wird

Für die Jagd nach dem Mythos ist man nie zu klein, wenn man gut vorbereitet ist: Ute Krauses Kinderbuch "Nora und der Große Bär" erscheint neu.

Ernste Gesichter, aufmerksame Blicke zum Erzähler, eng zusammengerückte Körper, weil keiner auch nur ein Wort verpassen will - und hinter der Gruppe, an der Wand der behaglichen Stube, ein riesiger Schattenkopf: Dass "der Große Bär" im Dorf ständig präsent ist, besonders in der dunklen Jahreszeit, teilt sich schon auf der ersten Seite von Ute Krauses Bilderbuchklassiker "Nora und der Große Bär" mit.

Und auch, dass die listige Autorin und Zeichnerin einiges dafür tut, um mit diesem ersten Bild unsere Zweifel an der Existenz des Erzählgegenstands zu wecken: "Er ist so groß und so alt wie der Wald", heißt es im winterlichen Dorfgespräch über ihn, während seine Silhouette als Projektion über dem Ganzen schwebt - eine Erzählsituation, die deutlich macht, dass zwischen dem Raunen über das Fabelwesen und der Realität im Wald eine Lücke klafft, womöglich ein Abgrund - gibt es diesen Bären, gibt es überhaupt Bären im Wald?

Im Dorf ist dieser Glaube offenbar eine Frage der Jahreszeit: Im Winter wird erzählt, im Frühling und Sommer geht man seiner ländlichen Arbeit nach. Im Herbst aber, wenn auf den Feldern und Wiesen alles getan ist, gönnt sich das Dorf eine Zeit im Wald. Denn wenn es im Winter über den Bären heißt: "Alle fürchteten ihn und jeder träumte davon, ihn zu besiegen", dann ist die kurze Spanne bis zum Winterbeginn die richtige Zeit dafür, diesen Träumen nachzugehen: Man zieht in den Wald, bringt Fangnetze an und sucht Spuren, nur um, wenn es kälter wird, alles wieder einzupacken. Und in der warmen Stube aufs Neue vom Bären zu erzählen und von der Jagd zu träumen.

An dieser Stelle kommt das Mädchen Nora ins Spiel. Denn während die Übrigen die Sache auf diese Weise in den Jahreslauf einordnen, als zwar eifrig betriebenes, aber folgenloses Ritual, an das sich keine Erwartungen knüpfen, erklärt Nora im Winter unter dem Gelächter der anderen nicht nur, den Bären eigenhändig fangen zu wollen, sie tut in den folgenden Monaten auch etwas dafür: "Sie übte den ganzen Sommer lang, bis sie mit verbundenen Augen ins Schwarze treffen konnte", heißt es, und drei Bilder auf einer Doppelseite ergänzen das aufs Schönste: Am Anfang steht das Messen von Noras Körpergröße für den Nachweis, dass sie eigentlich viel zu klein für die Bärenjagd sei (sie schummelt!), dann ihr Boxtraining an einem Sack in Bärenform, schließlich der erwähnte Schuss ins Schwarze vor den staunenden anderen Kindern, denen das Spotten nun vergangen ist.

Im amerikanischen Original ist das von Ute Krause verfasste und illustrierte Buch 1989 erschienen, es wurde bald darauf für Diogenes ins Deutsche übersetzt und 1990 für den Jugendliteraturpreis nominiert. Für die Neuausgabe bei Gerstenberg wurde es jetzt neu illustriert, was vor allem den seitentragenden Bildern weichere Konturen verleiht und die Farbkontraste mindert. Die Frage nach Mythos und Realität stellt sich weiterhin, aber man wird sich mit der Antwort etwas schwerer tun. Die Ernsthaftigkeit, mit der Nora sich der selbst gewählten Aufgabe stellt, bleibt davon unberührt. Sie überzeugt die anderen davon, mit auf die Bärenjagd gehen zu dürfen, sie lernt von ihnen, was es dazu zu lernen gibt, während die Illustratorin beiläufig holzfällende Erwachsene ins Bild rückt, um zu zeigen, wozu dieser tage- oder wochenlange Aufenthalt im Wald eben auch und womöglich vor allem dient: der Versorgung des Dorfs mit Brennholz für den Winter.

Vielleicht gehört es zum Erwachsenwerden, den Traum, "die beste Bärenjägerin" des Dorfs zu werden, gegen die Gewissheit einzutauschen, die kommenden Monate im Warmen zu verbringen, weil man dafür als Holzfäller das Seine getan hat. Umso wichtiger ist es dann, wie weit man als Bärenjägerin zuvor gekommen war. Nora, so viel sei verraten, kommt weit. Nicht unbedingt mit den im Sommer trainierten Techniken - sie wird keine Pfeile auf den mythischen Bären abschießen und auch nicht mit ihm boxen. Aber als sie sich verirrt und wieder zur Dorfgemeinschaft zurückgefunden hat, ergänzt sie, befragt nach der Natur des Bären, die traditionellen Beschreibungen "groß" und "alt" um ein entscheidendes Wort: "Schön" sei er, der Bär. TILMAN SPRECKELSEN

Ute Krause: "Nora und der Große Bär".

Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2021. 32 S., geb., 18,- Euro. Ab 6 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Tilman Spreckelsen hält die Neuillustration des Bilderbuchklassikers von Ute Krause aus dem Jahr 1989 für gelungen. Die Schwächung der Kontraste und die weicheren Konturen scheinen ihm gut zu den in der Geschichte verschwimmenden Grenzen zwischen Mythos, Fabelwesen und Realität zu passen. Ob es den Bär im Wald, den Nora jagen will, wirklich gibt, die Frage stellt sich Spreckelsen jedenfalls gar nicht. Bedeutsamer findet er ohnehin Noras Traum von der Jagd und ihre ernsten Vorbereitungen.

© Perlentaucher Medien GmbH