Norderney, das ist nicht nur die zweitgrößte der Ostfriesischen Inseln, sondern auch eines der größten Nordseeheilbäder und das älteste Seebad überhaupt an der deutschen Nordseeküste.Mehr als 200 Jahre Badegeschichte haben auf der Insel viele Spuren hinterlassen. Die weiße Stadt im Meer liegt in einer faszinierenden Naturlandschaft, die Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer ist. Wellen, Sand und Sonne bedeuten nicht nur Badespaß, Erholung und stimmungsvolle Strandspaziergänge. Diese Elemente formen die Insel auch weiterhin der Inselbewohner muss sich gegen ihre Gewalt behaupten.Ottmar Heinze stellt Norderney in faszinierenden großformatigen Fotos vor, auf denen die vielfältigen Landschaftsformen dieser Inselwelt, Stimmungen, Licht und Farben, Stadtbilder und Architektur festgehalten sind.Manfred Bätje beschreibt die Entstehung und Entwicklung der Insel sowie den Daseinskampf seiner frühen Bewohner, der Fischer und Seefahrer. Besonders herausgestellt sind die Badekultur und die Anfänge des 1797 gegründeten Seebads, das sich zu einem der mondänsten und exklusivsten Seebäder entwickelte. Ein Spaziergang über die Insel gleicht einer Zeitreise, bei der der Autor auf viele historische Sehenswürdigkeiten und Schauplätze aufmerksam macht.
Auf Sand gebaut
Ein Bildband über Norderney
Was man mit Sand alles machen kann ganze Inseln! Wenn die Flut die kleine Insel Buise um 1700 nicht weggespült hätte, wäre Norderney nicht so groß geworden. Denn der Restsand von Buise lagerte sich an den Ostteil der Insel an, die sich damit insgesamt verdoppeln konnte. Heute ist Norderney die zweitgrößte Nordseeinsel, und wer gern im Watt wandert und kleine Würmer mit dem Fuß aus dem Schlamm kratzt, fährt nach Norderney in den Urlaub. Eine Million Urlauber kommen Jahr für Jahr auf die Insel, fast 300 000 Kurgäste lassen sich die Bronchien vom Nordwind frei fegen kurz, es ist bekannt, dass man sich auf Norderney unspektakulär entspannen und erholen kann. Manfred Bätje und Ottmar Heinze haben für alle Norderney-Freunde einen Bildband zusammen gestellt, als Einstimmung auf oder als Erinnerung an einen Aufenthalt dort.
Dabei war es in früheren Jahrhunderten eher ungemütlich in und um Norderney. Schiffe zerschellten an den Riffen, man wusste nicht, wo sich die Untiefen befanden und als dann irgendwann einmal ein paar Leute auf der Insel sesshaft geworden waren, gerieten sie sich sofort in die Haare. Sie mochten den Landvogt nicht, wollten keine Abgaben zahlen ein störrisches Volk, die Norderneyer. Später dann, gegen Ende des 18. Jahrhunderts, wurde es glatter und feiner auf der Insel. König Friedrich Wilhelm II. von Preußen genehmigte 1797 die Einrichtung eines Seebades auf Norderney. In der Folge reisten die Kurgäste an Professoren, Adlige, Majestäten und Heinrich Heine, der hier seinen Nordsee-Zyklus schrieb und seit 1983 als schreckliches Denkmal des Nazi-Bildhauers Arno Breker vor dem Kurhaus steht.
Ottmar Heinzes Kulturgeschichte Norderneys ist gut recherchiert und behaglich erzählt, die Fotografien von Manfred Bätje sind gefällig und wenig überraschend. Aber was soll man auch anderes erwarten bei einem Norderney-Bildband außer Sand, Meer und vergnügte Badegäste. Dass die Fotos immer wieder von historischen Aufnahmen flankiert werden, macht das Buch lesens- und betrachtenswert.
HILMAR KLUTE
MANFRED BÄTJE, OTTMAR HEINZE: Norderney. Seebad mit Tradition. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2004, 96 Seiten, 14,95 Euro.
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