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Tiefe Einblicke in ein verstörendes Land
Nordkorea ist das isolierteste Land der Erde. Wenige Nachrichten dringen aus dem vom Kim-Clan diktatorisch regierten Staat nach außen, und wenn, dann sind es meist Negativschlagzeilen: Nahrungsmittelknappheit, Menschenrechtsverletzungen, brutale Straflager, Atomwaffenversuche, Waffenhandel, Streit mit Südkorea. Die völlige ideologische Gleichschaltung wird von der Bevölkerung augenscheinlich klaglos hingenommen. Rüdiger Frank ist weltweit einer der wenigen Kenner Nordkoreas, seit vielen Jahren besucht er das Land regelmäßig. Er beschreibt die…mehr

Produktbeschreibung
Tiefe Einblicke in ein verstörendes Land

Nordkorea ist das isolierteste Land der Erde. Wenige Nachrichten dringen aus dem vom Kim-Clan diktatorisch regierten Staat nach außen, und wenn, dann sind es meist Negativschlagzeilen: Nahrungsmittelknappheit, Menschenrechtsverletzungen, brutale Straflager, Atomwaffenversuche, Waffenhandel, Streit mit Südkorea. Die völlige ideologische Gleichschaltung wird von der Bevölkerung augenscheinlich klaglos hingenommen. Rüdiger Frank ist weltweit einer der wenigen Kenner Nordkoreas, seit vielen Jahren besucht er das Land regelmäßig. Er beschreibt die Machtstrukturen und die wirtschaftlichen Verhältnisse, das Geschichtsverständnis und den Alltag. Aus seiner langen Erfahrung berichtet er aber auch von den Veränderungen, die er in den letzten Jahren beobachten konnte, und versucht eine für uns unbegreifliche Gesellschaft ein wenig begreiflicher zu machen.

Autorenporträt
Frank, Rüdiger
Rüdiger Frank, geboren 1969 in Leipzig, studierte Koreanistik, Wirtschaftswissenschaften und Internationale Beziehungen in Berlin und Duisburg. 1991/92 verbrachte er ein Sprachsemester an der Kim-Il-Sung-Universität in Pjöngjang und bereist seither das Land regelmäßig. Nach Lehrtätigkeit in New York und Seoul ist er heute Professor für Wirtschaft und Gesellschaft Ostasiens an der Universität Wien und Leiter des dortigen Instituts für Ostasienwissenschaften. Rüdiger Frank ist ein gefragter Nordkorea-Experte in den Medien und berät internationale Organisationen und Regierungen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensent Matthias Nass lobt den Ökonomen Rüdiger Frank einerseits für dessen Kenntnisse Nordkoreas, die in Deutschland einmalig seien. Dessen Einschätzung des "Reformpotentials des jungen Führers" Kim Jong Un will er aber nicht vorbehaltlos zustimmen. Es mag ja sein, dass es mehr Autos auf den Straßen, mehr Handys und Kreditkarten gibt als früher, aber der Staat fällt noch immer zu sehr durch Verletzungen der Menschenrechte und eine mangelhafte Grundversorgung mit Nahrungsmitteln auf, kritisiert der Rezensent. Auch auf das Atomprogramm Nordkoreas geht Frank in seinem Buch nicht ein, tadelt Nass, der zwar nachvollziehen kann, dass der Autor der Dämonisierung etwas entgegenhalten will, aber die radikale Aussparung der heiklen Themen auch nicht für eine Lösung hält. Dass für Nord- und Süd-Korea tatsächlich irgendwann eine Wiedervereinigung im Stil von BRD und DDR möglich sein könnte, hält der Rezensent jedenfalls für unwahrscheinlich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2014

Es gilt das gesprochene Wort
Nordkorea ist lebensfähiger als die untergegangene DDR

Dieses Buch muss man zunächst schon einmal deshalb ernst nehmen, weil der Verfasser zumindest im deutschsprachigen Raum zu denen gehört, die mit am besten über Nordkorea Bescheid wissen. Außerdem ist Rüdiger Frank ein guter und fesselnder Redner. Flüssiger Stil ist für die Lesbarkeit eines Buches sehr von Vorteil. Dieses allerdings liest sich wie ein knapp 400 Seiten langes Redemanuskript, das teilweise zur Autobiographie eines ehemaligen DDR-Bürgers gerät, der oft in Nordkorea war und über Episoden des eigenen Lebens reflektiert. Das ist, zumal für junge Menschen, die die DDR nur vom Hörensagen kennen, nicht uninteressant. Aber nicht immer ist der Bezug zum Thema auf Anhieb erkennbar. Zum Autobiographischen gehört möglicherweise auch, dass Zeitangaben aus der koreanischen Geschichte "religionsfrei" erscheinen. Frank spricht zum Beispiel vom Jahr 37 "vor unserer Zeitrechnung", nicht etwa "vor Christi Geburt".

Es überwiegt bei diesem Buch freilich eindeutig das Positive. Man lernt nämlich viel über Nordkorea. Und nie erweckt der Autor den Eindruck, als habe er hier die ultimative Weisheit über das weiterhin sehr verschlossene Land zwischen zwei Buchdeckel gepresst. 25 Jahre nach Beginn des großen Umbruchs in der kommunistischen Welt können viele Sachverhalte und Begriffe nicht mehr als selbstverständlich bekannt vorausgesetzt werden. Deshalb muss zum Beispiel erklärt werden, dass und warum eine strenge Ideologie für ein Staatswesen wie das nordkoreanische überlebensnotwendig ist. Vor allem ist hervorzuheben, dass in Nordkorea eine sehr spezielle Spielart des Systems herrscht, das sich "sozialistisch" nennt. Das meint nicht nur die für Außenstehende grotesken Züge der Führerverherrlichung, die es ähnlich auch in Stalins Sowjetunion gab. In Nordkorea ist vielmehr ein harter Nationalismus untrennbarer Bestandteil der Macht. Das ist auch der schlichten Tatsache geschuldet, dass sich das Regime seit seinem Bestehen - aus seiner Sicht - noch nie auf eine verbündete Großmacht wirklich verlassen konnte. Hinzu kommt etwas, was man "Kleine-Völker-Syndrom" nennen könnte. Wenn mächtige Nachbarn drohende Schatten werfen, ist die Sehnsucht nach einer spezifischen Identität besonders ausgeprägt.

In Nordkorea drückt sich dies in Gestalt der Juche-Ideologie aus. Sie suggeriert, das Land (und das Regime) sei alleiniger Herr über alle Aspekte seines Daseins und werde dies auch für alle Zeiten bleiben. Frank arbeitet das Spezifische an diesem System sehr gut heraus. Nachdem man dann gelernt hat, was alles (nämlich so gut wie alles) am Sozialismus in Nordkorea anders ist als an dem im ehemaligen Ostblock, überrascht der ehemalige DDR-Bürger mit Vergleichen, die doch wieder große Nähe beider Systeme nahelegen. Das könnte irritieren. Aber da Frank mit Recht immer wieder hervorhebt, dass man viele Dinge aus und über Nordkorea so genau nicht weiß, könnten die Vergleiche auch wieder stimmen.

Inhaltliche Klammer der knapp 400 Textseiten ist das Thema Wiedervereinigung, was auch gut begründet werden kann. Nicht nur streben beide Koreas diese offiziell an. Die Regierung im Süden propagiert die Wiedervereinigung seit einigen Monaten verbal sehr offensiv. Deshalb ist der Schluss des Buches besonders hilfreich. Frank behandelt hier die (Nicht-)Vergleichbarkeit der Teilungsgeschichten in Korea und Deutschland. Bahnbrechend Neues steht da zwar nicht. Aber es ist gut, alles einmal kompakt zusammengefasst zu lesen. Unter anderem muss man wohl feststellen, dass das große Problem Nordkoreas, die weitgehende internationale Isolierung, durchaus auch zu einer Stärke werden kann. Wer jahrzehntelang geübt hat, mehr oder weniger allein zu überleben, der ist lebensfähiger als etwa die DDR, die eben auch sehr von politischen und wirtschaftlichen Strukturen im Ostblock abhängig war und ohne Wiedervereinigung wohl nicht überlebt hätte.

Das Buch behält auch in den analytischen Teilen ein sehr aktuelles "Aroma". Das ist Stärke und Schwäche zugleich, denn selbst in Nordkorea bleibt die Zeit nicht stehen. Somit ist wohl der Boden für eine aktualisierte Neuauflage schon bereitet.

PETER STURM

Rüdiger Frank. Nordkorea. Innenansichten eines totalen Staates. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 428 S., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Es hat das Potenzial zum Standardwerk. Mit Sicherheit ist es das bisher beste Nordkorea-Buch, das auf Deutsch erschienen ist." Süddeutsche Zeitung, Christoph Giesen, 18.11.2014