Buchtitel, Klappentext und das zauberhaft weihnachtlich anmutende, in dunklen Farben gehaltene Cover von Julie Larsens Roman "Nordlichtträume am Fjord" (Okt. 2021, HarperCollins) ließen mich auf eine romantisch-kuschelige Wohlfühlgeschichte vor der traumhaften Kulisse eines verschneiten norwegischen
Dörfchens hoffen. In puncto Love Story und Setting wurde diese Erwartungshaltung größtenteils…mehrBuchtitel, Klappentext und das zauberhaft weihnachtlich anmutende, in dunklen Farben gehaltene Cover von Julie Larsens Roman "Nordlichtträume am Fjord" (Okt. 2021, HarperCollins) ließen mich auf eine romantisch-kuschelige Wohlfühlgeschichte vor der traumhaften Kulisse eines verschneiten norwegischen Dörfchens hoffen. In puncto Love Story und Setting wurde diese Erwartungshaltung größtenteils erfüllt.
Die von einem One-Night-Stand schwangere Großstädterin Annabell flüchtet sich von Hamburg in die norwegische Einsamkeit, nur um festzustellen, dass es sich bei ihrem spontan eingegangenen Arbeitsvertrag mit der lokalen Spinnerei um einen Irrtum handelt. Bleiben darf sie trotzdem, nach einigem Hin und Her. Auf dem idyllischen Hof der resoluten Berit Solberg kommt sie im Kreise deren aufgeweckter Familie langsam zur Ruhe, vor allem aber sind es die Begegnungen mit dem verständnisvollen, schüchternen Bjarne, die sie nachhaltig verändern werden. Dieser gibt sich mal unnahbar, mal übereifrig freundlich; Annabell wird nicht schlau aus ihm. Sie ahnt nicht, dass der sensible, attraktive Schäfer von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen zerfressen wird. Zum einen hadert er seit klein auf mit der Tatsache, dass er stottert, zum anderen fühlt er sich aufgrund eines tragischen Erlebnisses vor ein paar Jahren als Feigling und Versager. Wird es ihm gelingen, sich endlich selbst zu verzeihen und Frieden mit sich zu schließen?
Obwohl beide Hauptfiguren dieser ruhigen Erzählung mir prinzipiell sympathisch waren, konnte ich irgendwie keine Nähe zu ihnen aufbauen. Ich war mir über den Ernst ihrer jeweiligen Lage bewusst und wünschte ihnen alles Gute, doch im Herzen berührte mich ihr Schicksal nicht sonderlich; sie blieben für mich blass und unscheinbar, konnten mich nicht erreichen. Abgesehen von Bjarnes außergewöhnlichem Namen werden sie mir nicht lange im Gedächtnis bleiben und das meine ich gar nicht böse; die Geschichte ist wirklich ganz nett, aber plätschert eben über lange Passagen unspektakulär vor sich hin. Auch wenn die Dialoge realistisch waren, empfand ich den Schreibstil als eher seicht. Hier und da wurde ein dramatisches Element eingebaut, was leider nichts daran änderte, dass mir insgesamt der Tiefgang, die Spannung und schlichtweg die für mich ausschlaggebende Nähe zu den Charakteren fehlten. Es fiel mir schwer, mich in Annabel hineinzuversetzen und Bjarnes permanente Selbstgeißelung wurde mir irgendwann zu viel. Die Landschaftsbeschreibungen sind gut getroffen, detailliert und bildreich, hätten aber gerne mehr sein können; ebenso vermisste ich das erhoffte Weihnachtsflair sowie einen intensiveren Einblick in die historische Spinnerei der Solbergs.
Fazit: Ein interessanter Ansatz (- Frauen müssen nicht gerettet werden, Männer müssen nicht immer stark sein -), der in einen lockeren Roman für Zwischendurch verpackt wurde. Ideal für Skandinavien-Fans und alle, die auch davon träumen, einmal die berühmten Nordlichter zu sehen. Wer allerdings speziell nach einer heimeligen Weihnachtsgeschichte sucht, wäre wahrscheinlich mit einem anderen Werk besser beraten.