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An den Flachküsten der südlichen Nordsee zu siedeln, war schon immer ein gefährliches Unterfangen. Seit der letzten Eiszeit steigt der Meeresspiegel unaufhörlich, und die vorherrschenden Winde aus Nordwest treiben bei schweren Stürmen die "Mordsee" in die Höhe. Die Angst vor verheerenden Sturmfluten ist daher ein bestimmendes Merkmal der friesischen Mentalitätsgeschichte und als Struktur von langer Dauer in der populären Überlieferung nachweisbar. Die Arbeit ist historisch angelegt, doch geht es nicht in erster Linie um eine präzise Darlegung dessen, was geschehen ist, sondern darum,…mehr

Produktbeschreibung
An den Flachküsten der südlichen Nordsee zu siedeln, war schon immer ein gefährliches Unterfangen. Seit der letzten Eiszeit steigt der Meeresspiegel unaufhörlich, und die vorherrschenden Winde aus Nordwest treiben bei schweren Stürmen die "Mordsee" in die Höhe. Die Angst vor verheerenden Sturmfluten ist daher ein bestimmendes Merkmal der friesischen Mentalitätsgeschichte und als Struktur von langer Dauer in der populären Überlieferung nachweisbar. Die Arbeit ist historisch angelegt, doch geht es nicht in erster Linie um eine präzise Darlegung dessen, was geschehen ist, sondern darum, anschaulich zu machen, wie die Friesen Sturmfluten bewältigt und erklärt haben. Dazu wird auf mentalitätsgeschichtliche und psychologische Ansätze Bezug genommen.Nach einem Abriss der naturgeschichtlichen Entwicklung und Besiedlungsgeschichte der südlichen Nordseeküste werden Geschichten über die Herkunft der Friesen und über die Entstehung der legendären Friesischen Freiheit des Mittelalters behandelt, welche im kollektiven Gedächtnis bewahrt worden sind. Den Schwerpunkt des Buches bilden Erzählungen und Berichte über Sturmflutkatastrophen: Der Bogen reicht von sagenhaften Mutmaßungen zum einstigen Durchbruch des Ärmelkanals über die großen "Manndränken" des Mittelalters und der Neuzeit bis zu den Sturmfluten von 1962 und 1976. Das Buch schließt mit einem Kapitel zum globalen Klimawandel, der die Gemüter in der Gegenwart erregt. Ergänzend werden die öffentlichen Reaktionen auf die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean vom 26.12.2004 mit den Bewältigungsmustern der Sturmfluten verglichen.
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Autorenporträt
Bernd Rieken, Univ.-Prof. DDr., geb. 1955 in Rispelerhelmt (Ostfriesland), Studium der Deutschen Philologie, Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie, Psychologie (LA) und Volkskunde (Europäische Ethnologie) an den Universitäten Mannheim und Wien. 1984-1998 Gymnasiallehrer in Wien, seit 1996 freiberuflicher Psychoanalytiker (IP), 2005 Habilitation für Europäische Ethnologie an der Universität Wien mit einer psychoanalytisch-ethnologischen Monografie zur Katastrophenforschung, 2005-2006 Vertretungsprofessur am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie der LMU München, seit 2007 Professor für Psychotherapiewissenschaft (PTW) an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien (SFU). Seither Leiter des Doktoratsstudiums PTW und des Fachspezifikums Individualpsychologie an der SFU; freiberuflicher Psychotherapeut und Lehranalytiker in Baden bei Wien.
Rezensionen
So reiht sich die vorliegende Habilitationsschrift des Wiener Volkskundlers und Psychoanalytikers Bernd Rieken einerseits in einen seit den 1980er Jahren währenden Forschungskontext ein. Andererseits bringt sie auf Grund ihrer volkskundlich, historisch und nicht zuletzt tiefenpsychologisch fundierten Ansätze neue Perspektiven auf das Thema hervor. [...] Heuristisch schafft der hier verfolgte multiperspektivistische Ansatz neue Interpretationsmöglichkeiten, indem er versucht, den Spannungsbogen zwischen Rationalität und Irrationalität auszuloten. Jenseits des Heuristischen ist es auch Bernd Riekens Verdienst, eine breite Materialbasis teils bisher nur wenig zugänglicher Schriftstücke zusammengetragen zu haben. [...] bleibt eine facettenreiche, überaus gut informierte Studie, die zum Nachdenken anregt und eigene Ansätze kritisch hinterfragen hilft. - Norbert Fischer in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, 111. 2008.