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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.1999

Europa

"Nordtirol" von Barbara C. Titz. Erschienen in der Reihe: "Reise Know-How". Verlag Därr, Hohentann 1999. 480 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. Broschiert, 39,80 Mark.

"Tirol Handbuch" von Hannes Kautzky. Erschienen in der Reihe: "Reise Know-How". Hoff-Verlag, Rappweiler 1999. 527 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. Broschiert, 36,80 Mark.

Die Lawinenkatastrophe vergangenen Winters in Paznaun hat allem Anschein nach dem Fremdenverkehr in Tirol keinen Abbruch getan. Eher im Gegenteil: die Nächtigungszahlen steigen, das weisen, trotz lokaler Unterschiede, auch die des Sommers 1999 aus. Die Vermarktung des "Landes im Gebirg'" und seiner Bewohner, der "lustigen Tiroler", die längst knallharte Geschäftsleute sind und immer wieder neue Angebots- und Bewerbungsstrategien verfolgen, wird mit enormem Aufwand betrieben. Reiseführer sind nach wie vor beliebt, darauf spezialisierte Verlage seit Jahren erfolgreich im Geschäft. Vorliegende Titel sind unabhängig voneinander erschienene Erzeugnisse aus Häusern, welche der Verlagsgruppe "Reise Know-How" angehören. Sie liefern, angereichert mit zum Teil hervorragenden fotografischen Aufnahmen, Kurzinformationen über alles und jedes. Keine Siedlung bleibt ausgespart, keine bemerkenswerte Sehenswürdigkeit fehlt, und selbst der letzte Einödhof hat Aufnahme gefunden. Prägnante "Rundum-Information" in topografisch sinnvoller Präsentation und anschaulicher Gliederung sowie kartografischer Aufbereitung, angereichert mit Wissenswertem aus lokalem und überregionalem Brauchtum, aus Orts- und Landesgeschichte sowie -kultur: Das ist es, was man von einem "Handbuch" verlangen kann und was die beiden umfänglichen, mit hilfreichen Adressalien ausgestatteten Publikationen bei angemessenem Preis bieten. Was man von derlei Handbüchern allerdings auch erwarten darf, ist Sorgfalt der Autoren und Lektoren. Zwei dem Kenner schon beim Durchblättern ins Auge stechende Beispiele leichtfertigen Umgangs damit: Der Band "Nordtirol" zeigt auf S. 235 nicht, wie die Bildzeile vorgibt, den "Blick vom Wildsee auf Seefeld-Auland", sondern die Magdalenen-Kirche in Oberleutasch unter der Hohen Munde. Und im "Handbuch Tirol" heißt es auf Seite 358 unter just der Ablichtung selbigen Gotteshauses: "Eine von vielen Kirchen in der Leutasch". In Wirklichkeit gibt es neben St. Magdalena nur noch die dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Kirche in Unterleutasch. Freilich finden sich dort wie auf dem gesamten Seefelder Plateau auch allerhand traditionelle (Höfe-)Kapellen. Denen mangelt es zwar nicht an Schönheit, und es fehlt ihnen schon gar nicht die Weihe. Sehr wohl aber gebricht es ihnen an Größe, Pracht, oft an der Instandsetzung und (weit wichtiger) am Patrozinium. Wie mag es angesichts dessen mit der Exaktheit anderer Angaben bestellt sein? (R.O.)

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