Norg und seine Freunde sind einem Ungeheuer auf der Spur. Je weiter sie in den Wald vordringen, desto gruseliger wird es. Überall wachsen seltsame giftgrüne Pilze und andere unheimliche Pflanzen. Plötzlich stockt ihnen der Atem. Vor ihnen ragt ein riesiges Spinnennetz auf. Ob sich das Ungeheuer hier verbirgt?
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2002Pixatorakulus
Ein Zwergen-Öko-Roman
Seit seinem dickleibigen Debütroman "Märchenmond" von 1982, der sofort ein großer Erfolg wurde, hat Wolfgang Hohlbein wohl unentwegt geschrieben. Auf "Märchenmond" folgten, meist in Zusammenarbeit mit seiner Frau Heike, über 160 Bücher aus den Bereichen Märchen, Öko-Thriller, historischer Roman, Science-fiction und Fantasy.
Mit seinem neuen Kinderbuch "Norg" verkehrt Wolfgang Hohlbein entgegen früherer Gewohnheiten weder in pseudokeltischen noch in futuristischen Welten: Das wohltuend ironisch-distanzierte Buch schildert die Menschen schlicht aus der entlarvenden Warte der Zwerge. Es verrät Anleihen bei Kästners "Konferenz der Tiere" oder auch bei Colin Danns "Als die Tiere den Wald verließen". Die Mitglieder des "Kleinen Volkes" bilden in "Norg" ein angenehm entschlacktes, überwiegend im heimeligen deutschen Erzählgut wurzelndes phantastisches Inventar. Mit einfachen Mitteln fängt der Autor die eigentümliche Klangwelt seines Zwergenwaldes ein: Da säuseln Elfenkinder, schnauben Trollbären, schlagen Fledermäuse mit ihren ledrigen Flügeln.
Auch dieses neue Werk des Bestsellerautors erhebt keinen Anspruch darauf, gehobene Literatur zu sein. Aber da Hohlbein hier auf Horrorelemente und Sternenkriege verzichtet, könnte es gerade für jüngere und weniger routinierte Leser ein Vergnügen sein, von Norg zu lesen, dem Zwerg, der sich in das "Verbotene Land" jenseits des Waldrandes verirrt und prompt den Menschen in die Falle geht. Die sperren den kleinwüchsigen Besucher in einen Käfig und wollen ihn als "Pixatorakulus" zum Zirkus bringen. Als Norg in der Jackentasche des freundlichen Jungen Marvin die Flucht zurück über den Waldsaum gelingt, schlägt die Versammlung der Tiere Alarm, weil die Menschen nun vom "Geheimnis des Kleinen Volkes" wissen. Aber mit Hilfe Marvins wirkt Norg den zerstörerischen Werken der Menschen und dem Exodus der Tiere aus dem Wald entgegen.
Norgs Abenteuer im Land der Menschen vermitteln allein durch die Zwergenperspektive, aus der ein Bagger wie ein Ungeheuer erscheint, eine ökologische Botschaft, die dennoch erfreulich unangestrengt ankommt. In einer leiseren Lesart ist Norg auch eine Parabel auf die Freundschaft und alle Grenzen überwindende Toleranz.
STEFFEN GNAM
Wolfgang Hohlbein: "Norg". Im Verbotenen Land. Thienemann Verlag, Stuttgart 2002. 173 S., geb., 9,80 [Euro]. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Zwergen-Öko-Roman
Seit seinem dickleibigen Debütroman "Märchenmond" von 1982, der sofort ein großer Erfolg wurde, hat Wolfgang Hohlbein wohl unentwegt geschrieben. Auf "Märchenmond" folgten, meist in Zusammenarbeit mit seiner Frau Heike, über 160 Bücher aus den Bereichen Märchen, Öko-Thriller, historischer Roman, Science-fiction und Fantasy.
Mit seinem neuen Kinderbuch "Norg" verkehrt Wolfgang Hohlbein entgegen früherer Gewohnheiten weder in pseudokeltischen noch in futuristischen Welten: Das wohltuend ironisch-distanzierte Buch schildert die Menschen schlicht aus der entlarvenden Warte der Zwerge. Es verrät Anleihen bei Kästners "Konferenz der Tiere" oder auch bei Colin Danns "Als die Tiere den Wald verließen". Die Mitglieder des "Kleinen Volkes" bilden in "Norg" ein angenehm entschlacktes, überwiegend im heimeligen deutschen Erzählgut wurzelndes phantastisches Inventar. Mit einfachen Mitteln fängt der Autor die eigentümliche Klangwelt seines Zwergenwaldes ein: Da säuseln Elfenkinder, schnauben Trollbären, schlagen Fledermäuse mit ihren ledrigen Flügeln.
Auch dieses neue Werk des Bestsellerautors erhebt keinen Anspruch darauf, gehobene Literatur zu sein. Aber da Hohlbein hier auf Horrorelemente und Sternenkriege verzichtet, könnte es gerade für jüngere und weniger routinierte Leser ein Vergnügen sein, von Norg zu lesen, dem Zwerg, der sich in das "Verbotene Land" jenseits des Waldrandes verirrt und prompt den Menschen in die Falle geht. Die sperren den kleinwüchsigen Besucher in einen Käfig und wollen ihn als "Pixatorakulus" zum Zirkus bringen. Als Norg in der Jackentasche des freundlichen Jungen Marvin die Flucht zurück über den Waldsaum gelingt, schlägt die Versammlung der Tiere Alarm, weil die Menschen nun vom "Geheimnis des Kleinen Volkes" wissen. Aber mit Hilfe Marvins wirkt Norg den zerstörerischen Werken der Menschen und dem Exodus der Tiere aus dem Wald entgegen.
Norgs Abenteuer im Land der Menschen vermitteln allein durch die Zwergenperspektive, aus der ein Bagger wie ein Ungeheuer erscheint, eine ökologische Botschaft, die dennoch erfreulich unangestrengt ankommt. In einer leiseren Lesart ist Norg auch eine Parabel auf die Freundschaft und alle Grenzen überwindende Toleranz.
STEFFEN GNAM
Wolfgang Hohlbein: "Norg". Im Verbotenen Land. Thienemann Verlag, Stuttgart 2002. 173 S., geb., 9,80 [Euro]. Ab 8 J.
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