Produktdetails
- Verlag: Leibniz Verlag / Reichl
- 5. Aufl.
- Seitenzahl: 579
- Erscheinungstermin: August 2014
- Deutsch
- Abmessung: 197mm x 139mm x 42mm
- Gewicht: 678g
- ISBN-13: 9783931155148
- ISBN-10: 3931155145
- Artikelnr.: 09180878
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2000Das wohltemperierte Wörterbuch
Einfach weise: Theodor Icklers sanft reformierte Orthographie
Fast vier Jahre währt nun der Protest gegen die überfallartig verordnete Rechtschreibreform: Schriftsteller und Wissenschaftler, Journalisten, Lehrer und Eltern, die einfach kundige Leser und Schreiber des Deutschen sind, wehren sich gegen diesen Oktroi voller Verschlimmbesserungen der vertrauten Schreibnorm. In ihrem eigenen Schreibgebrauch vertrauen sie auf ihr orthographisches Wissen und ihre sprachliche Institution - notfalls nehmen sie einen alten Duden zur Hand. Denn alle Rechtschreibwörterbücher seit 1996 versuchen, die neuen Regeln anzuwenden - wie bekannt mit unterschiedlichen Ergebnissen. Nur eines gab es nicht mehr: eine Darstellung der bewährten Rechtschreibung. Die angestrebte Bewahrung der seit hundert Jahren geltenden deutschen Einheitsorthographie drohte an einer Banalität zu scheitern: dem Fehlen eines entsprechenden Wörterbuches, das jeder kaufen kann.
Hier ist es endlich: von Theodor Ickler, dem schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform. Aber man darf sich wundern: Nicht der gewandte Polemiker führt hier das Wort, sondern der sorgfältige Philologe. Ickler beginnt mit einer leichtverständlichen "Kurzen Anleitung zum rechten Schreiben". Dann folgt auf dreißig Seiten eine genauere Beschreibung der "Hauptregeln der deutschen Orthographie". Wer einmal versucht hat, jenes Regelwerk der Rechtschreibkommissionen von 110 Seiten Umfang zu verstehen, darf erleichtert aufatmen. Ickler ist ein Meister leserfreundlicher Darlegung sprachlicher Sachverhalte. Allerdings meidet er das Unterholz von Detailregelungen, und zwar aus Überzeugung: Ein Regelsystem müsse flexibel bleiben für den Sprachwandel und für unterschiedliche Interpretationen der Textverfasser. Sprache ist kein starres, sondern ein wandlungsfähiges System. Dem müssen auch die Regeln der Rechtschreibung entsprechen.
Kann einem einzelnen überhaupt eine Neudarstellung der Rechtschreibung gelingen, wo dies eine vielköpfige Kommission in zehn Jahren nicht geschafft hat? Ein Blick in die Vergangenheit gibt die Antwort: Es waren wenige bedeutende Germanisten, denen die Kodifizierung der deutschen Rechtschreibung zu danken ist: zunächst der Grammatiker und Lexikograph Johann Christoph Adelung, an dessen Darstellung sich die Klassiker orientierten; sodann Rudolf von Raumer, der im Auftrag des preußischen Kultusministers Falk 1875 die Beratungsgrundlage für die erste Berliner Rechtschreibkonferenz (1876) schuf; nach deren Scheitern prägte Wilhelm Wilmanns auf von Raumers Vorarbeiten die nächste Etappe: die preußische Schulorthographie. Und schließlich Konrad Duden: Er hat 1880 auf dieser Grundlage sein "Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache" erarbeitet und damit die wichtigste Voraussetzung für die Einheitsorthographie vom Jahre 1901 geliefert. In dieser Reihe könnte einmal Theodor Ickler genannt werden. Denn sein Rechtschreibwörterbuch leistet Vergleichbares für die Wiederherstellung der bewährten deutschen Orthographie.
Methodisch knüpft Ickler unmittelbar an Konrad Duden an: Sein Rechtschreibwörterbuch ist ebendies und nicht mehr. In gut sechzigtausend Stichwörtern wird alles erfaßt, was man zur Rechtschreibung benötigt. Darum findet man darin weder Ableitungen wie zum Beispiel "Arbeiterin" neben "Arbeiter" noch die unzähligen Zusammensetzungen wie zum Beispiel Admiralitätsinseln, Advokaturskanzlei oder Ahnungslosigkeit, mit denen der Rechtschreibduden angefüllt ist.
Der Duden war demgegenüber nach dem Tod seines Begründers zu einem Allzweckwörterbuch ausgebaut worden: mit Bedeutungsangaben der Fremdwörter, Herkunftsangaben, Informationen zu Grammatik und Aussprache und schließlich einer Ausweitung der Stichwörter um aktuelle Neuprägungen und Entlehnungen. Überdies hat die Dudenredaktion in schöpferischer Interpretation der Regeln von 1901 Tausende von Einzelfallentscheidungen getroffen und damit eine Überregulierung zur Norm erhoben, die zum Auslöser der Rechtschreibreform geworden ist.
Auch davon nimmt Ickler Abstand. Sein Rechtschreibwörterbuch ist weit mehr als eine abgespeckte Fassung des Dudens vom Jahre 1991. Der Untertitel auf dem Buchdeckel deutet es an: "Die bewährte deutsche Rechtschreibung in neuer Darstellung". "Bewährt" heißt aber eben nicht: die alte Dudenfassung, sondern das, was sich wirklich im Sprachverkehr durchgesetzt hat. Dazu zwei Beispiele: Der Duden schrieb vor, stehende Ausdrücke wie "Schneller Brüter" oder "Neuer Markt" dürften nur kleingeschrieben werden. Tatsächlich wurde dies jedoch keineswegs beachtet. Und zwar aus gutem Grund: Der "Neue Markt" ist nicht irgendeiner, sondern ein fester Begriff im Börsenhandel. Das gleiche gilt für den "Schnellen Brüter", der nichts mit Ornithologie zu tun hat.
Ein anderer Fall: Der Duden schrieb vor, es müsse heißen "Auto fahren", aber andererseits "radfahren" - ein eklatanter Widerspruch, der zu Zweifeln an der Kompetenz der Dudenredaktion Anlaß gab. Ickler hat große Textmengen (auf CD-Rom) durchgesehen und in vielen Streitfällen den wirklichen Schreibgebrauch ermittelt, der der Sprachentwicklung und den Differenzierungsbedürfnissen der Sprachgemeinschaft entspricht. Dabei bleibt er konform mit den Vorgaben der Rechtschreibeinigung vom Jahre 1901, die bis 1991 in den Dudenregeln abgebildet wurden.
Wie löst Ickler das Hauptproblem sowohl der alten wie der neuen Rechtschreibregelung: die Getrennt- und Zusammenschreibung? An ihr sind die Rechtschreibkommissionen kläglich gescheitert. Die Berliner Konferenz von 1901 hat das Thema wohlweislich nicht angerührt. Man überließ es Konrad Duden, einige Einzelfälle zu entscheiden. Ickler tut gut daran, keine verbesserte Fassung der komplizierten Neuregelung zu versuchen. Er beschränkt sich auf wenige plausible Richtlinien. Dazu gliedert er das Feld zunächst in solche Fälle, in denen obligatorisch Zusammenschreibung üblich ist: zum Beispiel bei "achtgeben", "teilnehmen", "weismachen". Niemand käme auf den Gedanken zu schreiben: "Acht geben" oder "Teil nehmen". Daneben gibt es Fälle wie "ernstnehmen", "sauberhalten" oder "auseinanderlegen". "Ernst", "sauber" und "auseinander" können als selbständige Satzglieder aufgefaßt werden - dann gilt Getrenntschreibung - oder als Teile eines Wortes -, dann gilt Zusammenschreibung. Praktisch löst er das Problem in seinem Wörterbuch, indem er in solchen Fällen einen halben Bogen einfügt: "ernst-nehmen" heißt also: Man kann schreiben "ernstnehmen" oder "ernst nehmen". Dem geübten Schreiber bleibt in solchen Übergangsfällen mehr Spielraum als bisher. Wie er ihn nutzen soll, sagen ihm Icklers Rechtschreibregeln. Auf einem anderen Blatt steht die Frage nach einer künftigen Rechtschreibsoftware. Hier sind Entscheidungen unvermeidbar. Vorläufig zieht sich Ickler auf einen pragmatischen Standpunkt zurück: Die Auswahl des Duden von 1991 ist immer eine richtige Variante. Die alte Software kann weiter benutzt werden.
Interessant ist eine erste Fehlerstatistik, die der erfahrene Korrektor Wolfgang Wrase am Beispiel der "Süddeutschen Zeitung" vor und nach der Umstellung vorgenommen hat. Sie zeigt ein deutliches Ansteigen der Fehlerquote nach der Reform, anders als von ihren Befürwortern erwartet. Bei Berücksichtigung des Wörterbuchs von Ickler sinkt die Fehlerquote sogar weit unter das Niveau von 1998, eben weil seine Darstellung näher am tatsächlichen Usus ist als der alte Duden. Damit hat Ickler Ziele verwirklicht, die der Rechtschreibreform ursprünglich zugrunde lagen. Überhaupt ist festzustellen, daß er sowohl in seiner Regeldarstellung wie im Rechtschreibwörterbuch die neuere Orthographieforschung und die Debatte um die Rechtschreibreform sinnvoll verarbeitet hat.
So komme ich zu einem überraschenden Schluß: Das Rechtschreibwörterbuch von Ickler ist, verglichen mit dem Duden von 1991, ein echtes Reformwerk - allerdings eines, das keiner Durchsetzung per Verordnung bedarf. Ickler ist die sanfte Reform gelungen, die fast nichts kostet und doch vieles verbessert. Wer immer die vertraute Rechtschreibung für besser hält als die reformierte, ist gut beraten, sich an Icklers Rechtschreibwörterbuch zu orientieren. Es kommt zur rechten Zeit und kann beitragen, eine Wende einzuleiten: nicht zurück unter das Joch des Dudenmonopols, sondern voran auf den seit zweihundert Jahren bewährten Bahnen der deutschen Rechtschreibung.
HORST HAIDER MUNSKE
Theodor Ickler: Das Rechtschreibwörterbuch. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. Leibniz Verlag, St. Goar 2000, 519 S., 29,80.- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einfach weise: Theodor Icklers sanft reformierte Orthographie
Fast vier Jahre währt nun der Protest gegen die überfallartig verordnete Rechtschreibreform: Schriftsteller und Wissenschaftler, Journalisten, Lehrer und Eltern, die einfach kundige Leser und Schreiber des Deutschen sind, wehren sich gegen diesen Oktroi voller Verschlimmbesserungen der vertrauten Schreibnorm. In ihrem eigenen Schreibgebrauch vertrauen sie auf ihr orthographisches Wissen und ihre sprachliche Institution - notfalls nehmen sie einen alten Duden zur Hand. Denn alle Rechtschreibwörterbücher seit 1996 versuchen, die neuen Regeln anzuwenden - wie bekannt mit unterschiedlichen Ergebnissen. Nur eines gab es nicht mehr: eine Darstellung der bewährten Rechtschreibung. Die angestrebte Bewahrung der seit hundert Jahren geltenden deutschen Einheitsorthographie drohte an einer Banalität zu scheitern: dem Fehlen eines entsprechenden Wörterbuches, das jeder kaufen kann.
Hier ist es endlich: von Theodor Ickler, dem schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform. Aber man darf sich wundern: Nicht der gewandte Polemiker führt hier das Wort, sondern der sorgfältige Philologe. Ickler beginnt mit einer leichtverständlichen "Kurzen Anleitung zum rechten Schreiben". Dann folgt auf dreißig Seiten eine genauere Beschreibung der "Hauptregeln der deutschen Orthographie". Wer einmal versucht hat, jenes Regelwerk der Rechtschreibkommissionen von 110 Seiten Umfang zu verstehen, darf erleichtert aufatmen. Ickler ist ein Meister leserfreundlicher Darlegung sprachlicher Sachverhalte. Allerdings meidet er das Unterholz von Detailregelungen, und zwar aus Überzeugung: Ein Regelsystem müsse flexibel bleiben für den Sprachwandel und für unterschiedliche Interpretationen der Textverfasser. Sprache ist kein starres, sondern ein wandlungsfähiges System. Dem müssen auch die Regeln der Rechtschreibung entsprechen.
Kann einem einzelnen überhaupt eine Neudarstellung der Rechtschreibung gelingen, wo dies eine vielköpfige Kommission in zehn Jahren nicht geschafft hat? Ein Blick in die Vergangenheit gibt die Antwort: Es waren wenige bedeutende Germanisten, denen die Kodifizierung der deutschen Rechtschreibung zu danken ist: zunächst der Grammatiker und Lexikograph Johann Christoph Adelung, an dessen Darstellung sich die Klassiker orientierten; sodann Rudolf von Raumer, der im Auftrag des preußischen Kultusministers Falk 1875 die Beratungsgrundlage für die erste Berliner Rechtschreibkonferenz (1876) schuf; nach deren Scheitern prägte Wilhelm Wilmanns auf von Raumers Vorarbeiten die nächste Etappe: die preußische Schulorthographie. Und schließlich Konrad Duden: Er hat 1880 auf dieser Grundlage sein "Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache" erarbeitet und damit die wichtigste Voraussetzung für die Einheitsorthographie vom Jahre 1901 geliefert. In dieser Reihe könnte einmal Theodor Ickler genannt werden. Denn sein Rechtschreibwörterbuch leistet Vergleichbares für die Wiederherstellung der bewährten deutschen Orthographie.
Methodisch knüpft Ickler unmittelbar an Konrad Duden an: Sein Rechtschreibwörterbuch ist ebendies und nicht mehr. In gut sechzigtausend Stichwörtern wird alles erfaßt, was man zur Rechtschreibung benötigt. Darum findet man darin weder Ableitungen wie zum Beispiel "Arbeiterin" neben "Arbeiter" noch die unzähligen Zusammensetzungen wie zum Beispiel Admiralitätsinseln, Advokaturskanzlei oder Ahnungslosigkeit, mit denen der Rechtschreibduden angefüllt ist.
Der Duden war demgegenüber nach dem Tod seines Begründers zu einem Allzweckwörterbuch ausgebaut worden: mit Bedeutungsangaben der Fremdwörter, Herkunftsangaben, Informationen zu Grammatik und Aussprache und schließlich einer Ausweitung der Stichwörter um aktuelle Neuprägungen und Entlehnungen. Überdies hat die Dudenredaktion in schöpferischer Interpretation der Regeln von 1901 Tausende von Einzelfallentscheidungen getroffen und damit eine Überregulierung zur Norm erhoben, die zum Auslöser der Rechtschreibreform geworden ist.
Auch davon nimmt Ickler Abstand. Sein Rechtschreibwörterbuch ist weit mehr als eine abgespeckte Fassung des Dudens vom Jahre 1991. Der Untertitel auf dem Buchdeckel deutet es an: "Die bewährte deutsche Rechtschreibung in neuer Darstellung". "Bewährt" heißt aber eben nicht: die alte Dudenfassung, sondern das, was sich wirklich im Sprachverkehr durchgesetzt hat. Dazu zwei Beispiele: Der Duden schrieb vor, stehende Ausdrücke wie "Schneller Brüter" oder "Neuer Markt" dürften nur kleingeschrieben werden. Tatsächlich wurde dies jedoch keineswegs beachtet. Und zwar aus gutem Grund: Der "Neue Markt" ist nicht irgendeiner, sondern ein fester Begriff im Börsenhandel. Das gleiche gilt für den "Schnellen Brüter", der nichts mit Ornithologie zu tun hat.
Ein anderer Fall: Der Duden schrieb vor, es müsse heißen "Auto fahren", aber andererseits "radfahren" - ein eklatanter Widerspruch, der zu Zweifeln an der Kompetenz der Dudenredaktion Anlaß gab. Ickler hat große Textmengen (auf CD-Rom) durchgesehen und in vielen Streitfällen den wirklichen Schreibgebrauch ermittelt, der der Sprachentwicklung und den Differenzierungsbedürfnissen der Sprachgemeinschaft entspricht. Dabei bleibt er konform mit den Vorgaben der Rechtschreibeinigung vom Jahre 1901, die bis 1991 in den Dudenregeln abgebildet wurden.
Wie löst Ickler das Hauptproblem sowohl der alten wie der neuen Rechtschreibregelung: die Getrennt- und Zusammenschreibung? An ihr sind die Rechtschreibkommissionen kläglich gescheitert. Die Berliner Konferenz von 1901 hat das Thema wohlweislich nicht angerührt. Man überließ es Konrad Duden, einige Einzelfälle zu entscheiden. Ickler tut gut daran, keine verbesserte Fassung der komplizierten Neuregelung zu versuchen. Er beschränkt sich auf wenige plausible Richtlinien. Dazu gliedert er das Feld zunächst in solche Fälle, in denen obligatorisch Zusammenschreibung üblich ist: zum Beispiel bei "achtgeben", "teilnehmen", "weismachen". Niemand käme auf den Gedanken zu schreiben: "Acht geben" oder "Teil nehmen". Daneben gibt es Fälle wie "ernstnehmen", "sauberhalten" oder "auseinanderlegen". "Ernst", "sauber" und "auseinander" können als selbständige Satzglieder aufgefaßt werden - dann gilt Getrenntschreibung - oder als Teile eines Wortes -, dann gilt Zusammenschreibung. Praktisch löst er das Problem in seinem Wörterbuch, indem er in solchen Fällen einen halben Bogen einfügt: "ernst-nehmen" heißt also: Man kann schreiben "ernstnehmen" oder "ernst nehmen". Dem geübten Schreiber bleibt in solchen Übergangsfällen mehr Spielraum als bisher. Wie er ihn nutzen soll, sagen ihm Icklers Rechtschreibregeln. Auf einem anderen Blatt steht die Frage nach einer künftigen Rechtschreibsoftware. Hier sind Entscheidungen unvermeidbar. Vorläufig zieht sich Ickler auf einen pragmatischen Standpunkt zurück: Die Auswahl des Duden von 1991 ist immer eine richtige Variante. Die alte Software kann weiter benutzt werden.
Interessant ist eine erste Fehlerstatistik, die der erfahrene Korrektor Wolfgang Wrase am Beispiel der "Süddeutschen Zeitung" vor und nach der Umstellung vorgenommen hat. Sie zeigt ein deutliches Ansteigen der Fehlerquote nach der Reform, anders als von ihren Befürwortern erwartet. Bei Berücksichtigung des Wörterbuchs von Ickler sinkt die Fehlerquote sogar weit unter das Niveau von 1998, eben weil seine Darstellung näher am tatsächlichen Usus ist als der alte Duden. Damit hat Ickler Ziele verwirklicht, die der Rechtschreibreform ursprünglich zugrunde lagen. Überhaupt ist festzustellen, daß er sowohl in seiner Regeldarstellung wie im Rechtschreibwörterbuch die neuere Orthographieforschung und die Debatte um die Rechtschreibreform sinnvoll verarbeitet hat.
So komme ich zu einem überraschenden Schluß: Das Rechtschreibwörterbuch von Ickler ist, verglichen mit dem Duden von 1991, ein echtes Reformwerk - allerdings eines, das keiner Durchsetzung per Verordnung bedarf. Ickler ist die sanfte Reform gelungen, die fast nichts kostet und doch vieles verbessert. Wer immer die vertraute Rechtschreibung für besser hält als die reformierte, ist gut beraten, sich an Icklers Rechtschreibwörterbuch zu orientieren. Es kommt zur rechten Zeit und kann beitragen, eine Wende einzuleiten: nicht zurück unter das Joch des Dudenmonopols, sondern voran auf den seit zweihundert Jahren bewährten Bahnen der deutschen Rechtschreibung.
HORST HAIDER MUNSKE
Theodor Ickler: Das Rechtschreibwörterbuch. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. Leibniz Verlag, St. Goar 2000, 519 S., 29,80.- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Horst Haider Munske ist gleichermaßen erleichtert wie begeistert angesichts des Rechtschreibwörterbuchs. Endlich gebe es ein Buch zu kaufen, das die bewährte Orthografie "leichtverständlich" darstellt, schwärmt der Rezensent. Der Autor sei ein "Meister leserfreundlicher Darlegung sprachlicher Sachverhalte". Dabei habe sein Buch den Vorteil, dass er die komplizierten Einzelregelungen und Ausnahmen meide und sich stattdessen im Zweifelsfall auf den tatsächlichen Schreibgebrauch stütze. Dies sei eine Verbesserung gegenüber dem alten Duden, weshalb der Rezensent das Buch als "echtes Reformwerk" preist und es allen ans Herz legt, die sich gegen die neue Rechtschreibreform sträuben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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