Produktdetails
- Verlag: Frankfurt/Main ; New York : Campus-Verl.
- ISBN-13: 9783593350691
- Artikelnr.: 05302355
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.1995Das Leuchtturm-Konzept aus St. Gallen
Über Nutzen und Ziele des Unternehmens
Knut Bleicher: Normatives Management. Politik, Verfassung und Philosophie des Unternehmens. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1994, 554 Seiten, 98 DM.
Je komplexer das Unternehmen, desto orientierungsloser seien Management und Mitarbeiter. Unsicherheit entstehe. Consultants stifteten zudem Verwirrung, denn ganzheitliche Konzepte seien gefragt. Sollte Knut Bleicher hier ernsthaft einen Widerspruch vermuten, wird jeder seriöse Unternehmensberater energisch protestieren. Der Autor weiß anderen Rat: Die Menschen im Unternehmen brauchten Fixpunkte - vergleichbar mit einem Leuchtturm für die Mannschaft eines in Seenot geratenen Schiffes. Diese Fixpunkte biete das normative Management, der jüngste Eckpfeiler des St. Galler Management-Konzepts: Er besteht aus den Modulen Politik und Verfassung des Unternehmens, die die strategische und operative Dimension ergänzen. Bleicher fordert die Unternehmen auf, drei Dinge zu tun: eine visionäre Philosophie entwickeln, diese in der Unternehmensverfassung verankern und in ein ganzheitliches Konzept münden zu lassen. Damit gibt Bleicher eine Antwort auf die zunehmende Orientierung der Unternehmen nach außen. Hierunter ist vor allem die gesellschaftliche Verantwortung durch Erschließen von Nutzen- (zum Beispiel ökologisches Bewußtsein) und Verständigungspotentialen (Kommunikationsnetzwerke) zu verstehen: Sie helfen wesentlich, den Menschen im Betrieb eine Sinnfindung zu geben.
Wie anspruchsvoll diese Aufgabe des Managements ist, beweist Bleicher beispielsweise im sensiblen Umgang mit Konflikten. So wisse eine hierarchisch geprägte Organisation deren positive Auswirkungen, wie Unzufriedenheit mit dem Status quo, nicht zu nutzen: Sie löse Konflikte vielmehr autoritär durch Top-Down-Entscheidungen - eine Machtdemonstration par excellence. Statt dessen müßten Konflikte sinnvoll kanalisiert werden.
Bleicher gelingt es, einen systematischen Handlungsbedarf einschließlich der Lösungsansätze zu formulieren. Nicht ganz so überzeugend sind einzelne Abbildungen, die seine Botschaften eher komplizieren. Eines jedoch wird jedem Leser deutlich vor Augen geführt: Es reicht nicht mehr aus, sich als Unternehmen auf das "Hier und Heute" zu konzentrieren. Eine visionäre Denkweise ist zwingend, wenn die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit eines Unternehmens langfristig gesichert werden soll - eine Herausforderung an das moderne Management, das Knut Bleicher als kritischen Wettbewerbsfaktor in Zeiten hochdynamischer Veränderung definiert. ANNETTE OETZEL
(Arthur D. Little, Wiesbaden)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Über Nutzen und Ziele des Unternehmens
Knut Bleicher: Normatives Management. Politik, Verfassung und Philosophie des Unternehmens. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1994, 554 Seiten, 98 DM.
Je komplexer das Unternehmen, desto orientierungsloser seien Management und Mitarbeiter. Unsicherheit entstehe. Consultants stifteten zudem Verwirrung, denn ganzheitliche Konzepte seien gefragt. Sollte Knut Bleicher hier ernsthaft einen Widerspruch vermuten, wird jeder seriöse Unternehmensberater energisch protestieren. Der Autor weiß anderen Rat: Die Menschen im Unternehmen brauchten Fixpunkte - vergleichbar mit einem Leuchtturm für die Mannschaft eines in Seenot geratenen Schiffes. Diese Fixpunkte biete das normative Management, der jüngste Eckpfeiler des St. Galler Management-Konzepts: Er besteht aus den Modulen Politik und Verfassung des Unternehmens, die die strategische und operative Dimension ergänzen. Bleicher fordert die Unternehmen auf, drei Dinge zu tun: eine visionäre Philosophie entwickeln, diese in der Unternehmensverfassung verankern und in ein ganzheitliches Konzept münden zu lassen. Damit gibt Bleicher eine Antwort auf die zunehmende Orientierung der Unternehmen nach außen. Hierunter ist vor allem die gesellschaftliche Verantwortung durch Erschließen von Nutzen- (zum Beispiel ökologisches Bewußtsein) und Verständigungspotentialen (Kommunikationsnetzwerke) zu verstehen: Sie helfen wesentlich, den Menschen im Betrieb eine Sinnfindung zu geben.
Wie anspruchsvoll diese Aufgabe des Managements ist, beweist Bleicher beispielsweise im sensiblen Umgang mit Konflikten. So wisse eine hierarchisch geprägte Organisation deren positive Auswirkungen, wie Unzufriedenheit mit dem Status quo, nicht zu nutzen: Sie löse Konflikte vielmehr autoritär durch Top-Down-Entscheidungen - eine Machtdemonstration par excellence. Statt dessen müßten Konflikte sinnvoll kanalisiert werden.
Bleicher gelingt es, einen systematischen Handlungsbedarf einschließlich der Lösungsansätze zu formulieren. Nicht ganz so überzeugend sind einzelne Abbildungen, die seine Botschaften eher komplizieren. Eines jedoch wird jedem Leser deutlich vor Augen geführt: Es reicht nicht mehr aus, sich als Unternehmen auf das "Hier und Heute" zu konzentrieren. Eine visionäre Denkweise ist zwingend, wenn die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit eines Unternehmens langfristig gesichert werden soll - eine Herausforderung an das moderne Management, das Knut Bleicher als kritischen Wettbewerbsfaktor in Zeiten hochdynamischer Veränderung definiert. ANNETTE OETZEL
(Arthur D. Little, Wiesbaden)
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