Der Text behandelt die meist wenig beachtete ethische Dimension in Judith Butlers Werk. Es wird der Versuch unternommen, die Theorie der Performativiät mit einer moralphilosophischen Grundlegung zu verbinden. Die Theorie performativer Wiederholung sozialer Identitäten hat grosse Bekanntheit erlangt und progressives Denken in sozialen wie politischen Bewegungen einen neuen Raum gegeben. Wie hegemoniale Identitäten in ihrer Wiederholung Scheitern und in ihrer emanzipativen Wiederaneignung ein subversives Potential freimachen können wird entlang philosophischer Grundlagen gut verständlich nachgezeichnet. Die Unabschließbarkeit sozialer Identität und das konstitutive Scheitern von Normen bilden dann die Ausgangspunkte für eine Normativität des Scheiterns. Es wird das Ethische im Inneren der Performativitätstheorie aufgespürt und eine Moral vorgeschlagen, welche radikale Offenheit und Differenz einfordert und in den ethischen Kern des Menschseins einsetzt. Der Autor erörtert, wie einesolche Normativität des Scheiterns als grundloser Grund des Ethischen nicht nur aus den Analysen Butlers hervorgeht, sondern bereits klassischen Konzepten, wie der Kantischen Ethik, zu Grunde liegt.