Da die Welt - anders als von Nostradamus bzw. zahlreichen seiner Interpreten vorhergesagt - im August 1999 doch nicht untergegangen ist, hat sich Bernd Harder in seiner Nostradamus-Monographie weitere angebliche Prophezeiungen des Sehers vorgenommen. Nach einem Vergleich der verschiedenen "Entschlüsselungen" der Nostradamus-Deuter kommt er zu dem Fazit: da werden keine verborgenen Botschaften aufgedeckt, sondern spekulativer Unsinn verbreitet.Was die Centurien des Astrologen und Arztes Michel de Notredame (1503-1566) tatsächlich aussagen könnten, untersucht Harder anschließend auf der Grundlage uns heute bekannter historischer und literaturwissenschaftlicher Fakten. Am Ende steht die Erkenntnis, daß Nostradamus jene für das Zeitalter der Renaissance typische Schnittstelle markiert, an der mythisches und rationales Denken sich trennten, alter Aberglaube sich mit neuer Wissenschaft vermischte. Letztlich kann er als eine Art zeitgenössischer Science Fiction-Autor gesehen werden, dermit seinen Zukunftsvisionen die soziale und politische Gegenwart des 16. Jahrhunderts beschrieb und kommentierte.