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Die Serie Not Just Your Face Honey der österreichischen Künstlerin Stefanie Moshammer entstand in den USA und reflektiert den schmalen Grad zwischen Liebe und Wahnvorstellung. Ihre fotografische Arbeit basiert auf einem Liebesbrief, den der unbekannte Troy C. an sie im März 2014 geschrieben hatte. Dieser Text brachte die Künstlerin dazu, sich mit Fragen der Überwachung, Verfolgung und dem Bild des Anderen auseinanderzusetzen. In ihren Fotografien vermengen sich Träume, Gefühle und Obsessionen zu einem visuellen Assoziationsgewebe, das in eine Art amerikanisches Roadmovie eingebettet ist.…mehr

Produktbeschreibung
Die Serie Not Just Your Face Honey der österreichischen Künstlerin Stefanie Moshammer entstand in den USA und reflektiert den schmalen Grad zwischen Liebe und Wahnvorstellung. Ihre fotografische Arbeit basiert auf einem Liebesbrief, den der unbekannte Troy C. an sie im März 2014 geschrieben hatte. Dieser Text brachte die Künstlerin dazu, sich mit Fragen der Überwachung, Verfolgung und dem Bild des Anderen auseinanderzusetzen. In ihren Fotografien vermengen sich Träume, Gefühle und Obsessionen zu einem visuellen Assoziationsgewebe, das in eine Art amerikanisches Roadmovie eingebettet ist. Stefanie Moshammer gewann mit der Serie Not Just Your Face Honey den C/O Berlin Talent Award gemeinsam mit dem Kunstkritiker Andreas Prinzing. Die gleichnamige Ausstellung wird bei C/O Berlin vom 7. Juli bis 23. September 2018 gezeigt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2019

Nicht nur dein Gesicht

In dem wunderbar verstörenden Bildband "Not just your face honey" reagiert Stefanie Moshammer auf einen Heiratsantrag.

Von Freddy Langer

Die Geschichte beginnt mit einem Missverständnis. Ein Mann klingelt am Haus seiner ehemaligen Freundin, doch eine andere Frau öffnet die Tür. Und der Mann ist augenblicklich verliebt. In das Gesicht. Und in die Stimme. "Hello. Hello", wird er ihr einen Brief schreiben und darin leidenschaftlich eine gemeinsame Zukunft entwerfen. Mit ihr: der "Upper Most incredible, sensational, Amazing, and Beautiful girl / woman or anything I have ever seen", wie er sie nennt. Er wohne am Stadtrand von Las Vegas, erklärt er. Und er würde demnächst ein Star. Auch aus ihr könne er einen machen. Überhaupt: Für sie täte er alles! Schundromane nehmen so ihren Anfang.

"Not just your face honey" ist weder noch. Nicht Schund. Und nicht Roman. Es ist eine Bilderzählung, deren Motive die österreichische Fotografin Stefanie Moshammer in und um Las Vegas aufgenommen hat. Vermutlich. Denn wie bei dem vorangestellten Brief könnte es sich auch bei vielen der Fotografien um Erfindungen handeln, um Schwindeleien. Allemal um andere Orte, als behauptet wird. Allzu vieles wirkt wie Fiktion. Aber weil ganz Las Vegas wie Fiktion wirkt, könnte das wiederum auch Beleg sein für die Authentizität.

In der Geschichte jedenfalls folgt die Fotografin nun den Spuren des Mannes, der ihr den beängstigend verführerisch wahnsinnigen Antrag gemacht hat, sucht seine Adresse auf und dokumentiert die Umgebung. Nicht er wird im Buch zum Stalker. Sie wird es. Aber je exzessiver sie ihre Nachforschungen anstellt, desto weiter entfernt sie sich von dem Mann, der seinen Brief mit Troy unterschrieben hat - Treu! -, und begibt sich auf eine Reise durch eine amerikanische Anderswelt und damit zugleich auf die Höhen und in die Tiefen einer Seelenlandschaft, die mal in grellen Farben aufgleißt und dann wieder in tiefer Nacht verschwindet, aus der allein die Leuchtreklame einer Tankstelle aufblitzt.

Denn natürlich entkommt auch die Bilderzählerin während ihres Unterwegsseins zwischen dem Herz der Mojave-Wüste und dem Rand des Grand Canyons nicht den sattsam bekannten Motiven der klassischen Road Movies. Und doch gewinnt ihnen Stefanie Moshammer eine neue Qualität ab. Denn statt des Versprechens der großen Freiheit vermitteln ihre Aufnahmen von der Weite des Kontinents ein Gefühl von Betrug und Beklommenheit, wenn alles zum Symbol wird, nichts jedoch zu entziffern ist: die Zapfsäulen, die Felsbrocken, die billigen Möbel der Motels.

Für ihre Bildserie "I can be her", aus der das Buch hervorgegangen ist, hatte Stefanie Moshammer den Talent Award des Fotozentrums c/o Berlin erhalten und dort mit Bildern und Objekten eine irritierende Installation eingerichtet. Erst in der Ordnung des Buchs aber findet die Irritation zu ihrem vollkommenen Ausdruck. Es ist eine Reise im Zickzack, selbst dort, wo die Straße aussieht, als sei sie mit dem Skalpell in den Wüstenboden geschnitten. Ein schöneres Amerika-Buch hat es lange nicht gegeben. Und am Ende? Da zeigt sich die Fotografin gesichtslos im Selbstporträt, und mehr, als ihr Konterfei zu sehen, wünschte man sich, ihre Stimme zu hören. Danach verzahnen sich zwei vertrocknete Palmenblätter ineinander. Auch so ein Symbol.

"Not just your face honey" von Stefanie Moshammer. Mit einem Text von Andreas Prinzing. c/o Berlin und Spector Books, Leipzig 2018. 144 Seiten, 73 Farb- und Schwarzweißfotografien. Gebunden, 28 Euro. Alle Abbildungen @ Stefanie Moshammer.

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