Bertolt Brecht (1898-1956) war einer der einflussreichsten deutschen Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. So gilt er als Begründer des epischen Theaters. Seine großen Stücke wie "Die Dreigroschenoper", "Mutter Courage und ihre Kinder", "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" und "Leben des
Galilei" gehören noch heute zum festen Repertoire auf den Bühnen der Welt.
Daneben war Brecht…mehrBertolt Brecht (1898-1956) war einer der einflussreichsten deutschen Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. So gilt er als Begründer des epischen Theaters. Seine großen Stücke wie "Die Dreigroschenoper", "Mutter Courage und ihre Kinder", "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" und "Leben des Galilei" gehören noch heute zum festen Repertoire auf den Bühnen der Welt.
Daneben war Brecht noch Regisseur, Kritiker und Theatertheoretiker. Daher trug er immer ein Notizbuch bei sich, um wichtige Einfälle sofort festzuhalten und diese Aufzeichnungen hat er stets als Arbeitsunterlagen verstanden. Sie dienten dem Dichter aber auch als Ge-dächtnishilfe für Adressen, Telefonnummern und Termine, die er in den Notizbüchern ebenso festgehalten hat wie Briefentwürfe, Verse, Zitate oder Dialogskizzen.
Brecht hat 1918 als Zwanzigjähriger mit den Notizbüchern begonnen. Bis zu seinem Tode 1956 sind insgesamt 54 Notizbücher überliefert. Sie geben auf einzigartige Weise Einblick in Brechts Arbeitsweise. Der Suhrkamp Verlag hat vor zwei Jahren mit der Edition dieser Notizbücher begonnen. Insgesamt 14 Bände soll die Ausgabe umfassen, d.h. pro Band meist drei oder vier Notizbücher. Start der Edition war Band 7 mit den Notizbüchern 24 und 25 aus den Jahren 1927-30. Sie dokumentierten eine wichtige Umbruchzeit in Brechts Schaffen, der in diesen Jahren intensive philosophische Studien betrieb und die theoretischen Grundlagen seiner späteren Theaterarbeit erarbeitete.
Nun liegt Band 1 mit den Notizbüchern 1 bis 3 aus den Jahren 1918-1920 vor. In Band 1 notierte der junge Brecht Gedichtentwürfe, Lieder und Notenskizzen, von denen er einige später in seinem Theaterstück „Baal“ verarbeitete. In Band 2 der Notizbücher finden sich ebenfalls Konzepte und szenische Entwürfe für einige seiner frühen Stücke, daneben aber auch Gedichte sowie Gedanken über den „Jedermann“ von Hofmannsthal. Notizbuch 3 ist unvollständig überliefert. Es begleitete die letzte Überarbeitung seines „Baal“. Den größten Teil nehmen aber theoretischen Betrachtungen über das Unterhaltungsdrama, den Expressionismus, den Dadaismus oder das Theater als sportliche Anstalt ein.
Wie in Band 7 und wie bei allen geplanten 14 Bänden der Edition sind auch bei Band 1 alle Seiten der Notizbücher digital reproduziert. Die Scan-Aufnahmen wurden jeweils auf der gegenüberliegenden Seite im Hinblick auf Originaltreue und Lesbarkeit editorisch bearbeitet.
Ein ausführlicher Anhang gibt zunächst allgemeine Erläuterungen zur gesamten Edition, ehe dann zu den drei Notizbüchern Informationen zu deren Entstehungsgeschichte, sowie Stellenerläuterungen und Kurzcharakterisierungen gegeben werden. Dazu gibt es eine Auswahl aus den Tagebüchern (1917-1920) von Caspar Neher, Brechts Schulfreund, der seinen „Baal“ mit Zeichnungen ausstattete. Ebenso gibt es eine Tagebuchauswahl von Hanns Otto Münsterer, der mit Brecht befreundet war und der sich ebenfalls mit lyrischen Versuchen hervortat.
Komplettiert werden die „Notizbücher 1 bis 3“ schließlich durch eine Zeittafel, ein Literaturverzeichnis sowie mehrere Register, die die Lektüre und die Arbeit mit dieser einmaligen Edition wesentlich erleichtern.
Manfred Orlick