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'Woodward's study of the ways in which we consume ourselves and those we love is surprising - and surprisingly charming - darkly witty and altogether brilliant' Easy Living
The English are an unusual bunch: quirky and eccentric, often reserved and reticent, but always strong and resilient. Tory Pace, the heroine of this beautifully written and hilarious black comedy, is all of these things. Typically, she's trying to make the best of life in a difficult time: struggling, as only a mother can, to sustain her family in a land starved of nourishment. But like so many triumphs over adversity,…mehr

Produktbeschreibung
'Woodward's study of the ways in which we consume ourselves and those we love is surprising - and surprisingly charming - darkly witty and altogether brilliant' Easy Living

The English are an unusual bunch: quirky and eccentric, often reserved and reticent, but always strong and resilient. Tory Pace, the heroine of this beautifully written and hilarious black comedy, is all of these things. Typically, she's trying to make the best of life in a difficult time: struggling, as only a mother can, to sustain her family in a land starved of nourishment. But like so many triumphs over adversity, her survival comes with a heavy price.

Beginning shortly after the outbreak of war and continuing into the deftly drawn austerity years that followed, Woodward offers a generous family saga. Equally memorable for poignant moments of sadness, comic tableau, witty observations and unforgettable characters, Nourishment is a novel like no other - every bit as unique and charming as an English family, in fact.
Autorenporträt
Woodward, Gerard
Gerard Woodward is the author of a number of novels, including Nourishment and an acclaimed trilogy comprising: August (shortlisted for the 2001 Whitbread First Novel Award), I'll Go to Bed at Noon (shortlisted for the 2004 Man Booker Prize) and A Curious Earth. He was born in London in 1961, and published several prize-winning collections of poetry before turning to fiction. His collection of poetry, We Were Pedestrians, was shortlisted for the 2005 T. S. Eliot Prize. His most recent poetry collection, The Seacunny, was published in 2012. He is Professor of Creative Writing at Bath Spa University.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.2012

Das große Fressen

Gerard Woodward knüpft mit seinem Roman "Ausgehungert" an Shakespeare an, verlegt sich aber auf eine Handlung, die den Appetit in all seinen Facetten würdigt.

Bevor die Geschichte beginnt, ist schon alles gesagt. Nur sechs Worte benötigt Gerard Woodward, um seinen Roman zu erklären und dessen Bedeutung deutlich zu machen: "Deckt auf! Nun leckt, ihr Hunde!" Das Problem: Die Worte sind nicht von ihm, sondern von Shakespeare. Dessen Tragödie "Timon von Athen" zitiert Woodward auf der ersten Seite und stellt sein eigenes Werk damit in eine hehre Tradition.

Es geht bei Shakespeare um Selbsterkenntnis, um die Dynamik zwischen Gesellschaft und Individuum, um Moral und enttäuschte Erwartungen. All diese großen Themen strebt auch Woodward an, mindestens aber ein Epos, das dem Werk des englischen Dichters angemessen ist: ein großes Drama, in Prosa zwar, aber doch alle wichtigen Fragen des menschlichen Lebens enthaltend.

Doch sein Schauplatz ist nicht das alte Griechenland, sondern ein von Bomben zerstörtes London im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Figuren beraten nicht über Politik, sondern sorgen sich, wie sie das Geld fürs Abendessen beschaffen - und müssen zudem noch immense literarische Erwartungen erfüllen. Denn sie sollen nach Timons Vorbild zu jeder Zeit als reale Person und Interpretation ihrer selbst auf Metaebene herhalten, ebenso wie Woodward selbst sich nicht von Shakespeare lösen will.

Ein großes Vorbild also und leider auch ein großes Problem für Woodward. Denn was Shakespeare in wenigen Worten ausdrückt, dafür braucht er mehr als 400 Seiten und eine von der eigenen Bedeutung erschlagene Hauptperson namens Tory. Die wohnt in einer heruntergekommenen Arbeitersiedlung und hilft in einer Gelatinefabrik aus, ihr Mann Donald ist im Kampf gegen deutsche Truppen in Afrika verschollen, die Kinder leben zum Schutz vor Bomben bei einer Pflegefamilie auf dem Land. Nur Torys Mutter, eine herrische alte Dame mit strikter Moral, steht ihr in London bei - hauptsächlich, indem sie sich beim örtlichen Metzger vordrängelt, um das beste Bratenstück zu erkämpfen.

Damit ist Mrs Head, der Woodward keinen Vornamen gönnt, die pragmatische Ernährerin und das Oberhaupt der Kleinfamilie. Sie mag egoistisch, verlogen und schadenfroh sein, letztlich liegt ihr doch das Wohl ihrer Tochter am Herzen. Der Beweis ihrer Zuneigung steht jeden Abend auf dem Tisch: ein saftiger Braten. Denn in Woodwards Welt bemisst sich Liebe in den Gramm, die ein Stück Fleisch auf die Waage bringt. Nahrung bedeutet Zuneigung - und ohne solchen Rückhalt von anderen überlebt ein Mensch nicht.

Gegessen wird hier deshalb gemeinsam, Appetitlosigkeit ist asozial und krank - so wie Torys Ehemann Donald. Der Totgeglaubte schreibt plötzlich Briefe aus einem Kriegsgefangenenlager. Doch Donald bittet nicht um Essen, wie alle anderen inhaftierten Soldaten. Stattdessen wünscht er sich von seiner Frau "einen schmutzigen Brief, voller Zoten und obszöner Beschreibungen"; sein Appetit auf Fleisch ist scheinbar rein sexueller Natur. Erst als Tory sich in ihren Chef, den Fabrikbesitzer George Farraway, verliebt (nachdem der sie auf ein Steak ins teuerste Restaurant der Stadt einlädt), kann sie ihrem Ehemann die geforderten Briefe schreiben - indem sie die eigene Affäre beschreibt. Sie schickt ihre Briefe ab, wie andere Munition abfeuern. Donald tauscht ihre pornographischen Texte im Lager gegen Nahrung.

Sprache wird zur Bezahlung und zur Waffe; Tory und Donald schaffen mit ihr jeweils eine unterschiedliche Version der Wirklichkeit, die es nicht gibt. Wahr ist nur, was ausgesprochen oder geschrieben wird, nicht das, was wirklich geschieht. Doch die fabrizierte, erlogene Wirklichkeit, die Tory und Donald als Individuen kurzfristig das Leben erleichtert, fällt auf sie zurück. Wenn sie sich als Personen über ihr soziales Umfeld definieren, schaden sie sich, sobald sie denjenigen belügen, der ihnen zumindest von Rechts wegen am nächsten steht. Spätestens mit Donalds Rückkehr nach London zerbricht dann ihr selbstfabriziertes Weltbild.

Von nun an herrscht psychologischer Krieg, der den gerade zu Ende gegangenen militärischen in seinen Auswirkungen für Tory weit übertrifft. Denn von nun an lassen sich die Eheleute ausschließlich von einzelnen Sinneswahrnehmungen leiten. Sie riechen, sehen oder hören, aber niemals alles zugleich. Für Tory besteht ihr Mann nur noch aus einer Hand, den Augen oder dem kahlen Kopf - sie sieht ihn niemals als Ganzes, immer nur teilweise. Sie verlässt sich, ebenso wie ihr Mann, auf einen Eindruck, der aber nur einen Bruchteil des Lebens wiedergeben kann.

Das alles erzählt Woodward im leichten Tonfall, mit viel Zynismus und Ironie - leider zu viel. Denn jedes Gefühl seiner Figuren veralbert er, distanziert sie damit vom Leser und macht jede Möglichkeit zur Identifikation zunichte. Zu deutlich sind sie nur Mittel zum Zweck, eine auf dem Reißbrett entworfene Hülle, die für eine metaphysische Interpretation einstehen soll. Tory steht stellvertretend für die gesellschaftliche Moral, die während des Krieges und erst recht danach langsam zerbricht. Sie wird zum Individuum, löst sich aus der Masse. Andere Menschen benutzt sie nur noch als Erweiterung des eigenen Egos, sie projiziert ihre subjektive Vorstellung auf andere und bestätigt sich damit in ihrer persönlichen Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Genau das tut auch Woodward mit seinen Figuren: Er benutzt sie zur Darstellung seiner philosophischen Theorie. Tory aber ist in ihrer Bedeutung erstarrt; der Spagat zwischen lebendiger Person und literarischer Persona gelingt nicht.

Das Absurde daran ist: Woodward beweist mit seinem Scheitern, wie gut sein Roman wirklich ist. Denn genau wie seine Figuren lähmt ihn die Bedeutung, die er seinem Werk von vornherein zuspricht. Woodward fordert von sich selbst mehr, als zu schaffen ist; er muss zugleich erzählen und interpretieren, seine persönliche Sichtweise als allgemeingültig deklarieren: eine Herausforderung, die schon seine Figuren nicht meistern. Sie und der Autor machen denselben Fehler - aber die gemeinsame Geschichte erhält dadurch ihre Größe.

SOPHIE LÜBBERT

Gerard Woodward: "Ausgehungert". Roman.

Aus dem Englischen von Anne Rademacher. Knaus Verlag, München 2011. 416 S., geb., 19,99 [Euro].

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