Karl und Rosa erzählt die Geschichte Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs. Auch in diesem Roman geht es um das Scheitern politischer Hoffnungen und die Vorgeschichte des Nationalsozialismus. Zudem aber geht es um zwei ganz individuelle Geschichten persönlichen Scheiterns. Entsprechend interessiert sich Döblin nicht nur für die große Revolutionärin, sondern auch für den Menschen Rosa Luxemburg: für ihre Trauer und ihr Verlorensein und ihre blühende Phantasie.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Als Werk, das in seiner Form Maßstäbe sprengt und im Inhalt eine Synthese der missglückten deutschen Revolution des Jahrs 1918 versucht, preist Rezensent Jan Süselbeck diese Neuausgabe des späten Texts von Alfred Döblin. Dessen eigene Lage war, wie Süselbeck hinzuzufügen für nötig hält, zur Zeit der Niederschrift in den späten dreißiger, dann den vierziger Jahren, mehr als schwierig. Auf der Flucht vor Hitler, in Frankreich erst, dann in den USA, ohne Geld. Das 2000-Seiten-Werk, das auch die Gattungsbezeichnung Roman hinter sich lässt, versucht sich an einer Analyse der deutschen Gesellschaft des Nachkriegs. In real existierende Protagonisten wie Friedrich Ebert, Rosa Luxemburg, aber auch Mitglieder der rechten Freikorps imaginiert Döblin sich, auf keine Perspektive festgelegt, hinein. Nur bewundern kann der Rezensent dieses Einfühlungs- und Eindenkungsvermögen. Die Form des Buchs, fügt er hinzu, nehme sich neben dem biederen "Neorealismus" heutiger Literaten wie Tellkamp, Schulze und so weiter erst recht so radikal aus, wie sie es damals schon war.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH