Seit der Wende begann in Politik und Kultur eine Neuinterpretation der nationalsozialistischen Geschichte und ist ein Perspektivenwechsel im Erinnerungsdiskurs festzustellen. Im Zuge dessen entdeckt die fiktionale als auch (auto-)biographische Literatur Täterfiguren immer mehr als literarisches Thema. Das vorliegende Buch analysiert diese literarische Strömung seit der Wende anhand 6 ausgewählter Titel: Jens Sparschuh: Der Schneemensch; Bernhard Schlink: Der Vorleser; Marcel Beyer: Flughunde; Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders; Wibke Bruhns: Meines Vaters Land; Günter Grass: Beim Häuten der Zwiebel. Eine Einordung in den literaturgeschichtlichen Kontext, sowie der interdisziplinäre Blick auf die Entwicklungen der Täterforschung in der Geschichts- und Sozialwissenschaft werden sich dabei als fruchtbar erweisen. Zudem wird eine Einschätzung vorgenommen, welche Bedeutung diese literarische Darstellungsweise von Täterfiguren für den öffentlichen Erinnerungsdiskurs hat. Denn wie undunter welchen Gesichtspunkten die nationalsozialistische Vergangenheit literarisch (re-)konstruiert wird, sagt mehr über die gesellschaftliche Gegenwart, als über die Vergangenheit aus.