Der in Düsseldorf lebende Photograph und Konzeptkünstler Thomas Ruff, 1958 geboren und Absolvent der Becher-Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie, begann seine inzwischen bemerkenswerte internationale Karriere in den 80er Jahren mit einer Serie großformatiger, gestochen scharfer Portraits seiner Künstlerfreunde. Sternenhimmel, eine zweite Serie mit Aufnahmen von nächtlichen Firmamenten im Großformat, wurde zur nächsten Sensation in der internationalen Galerieszene.
Thomas Ruffs jüngste Arbeiten, Nudes, sind einem Thema gewidmet, auf das die Kunstwelt wieder unmittelbar und mit Höchstpreisen reagierte. Es handelt sich um computer-manipulierte Bilder von erotischen, teils pornographischen Szenen aus entsprechenden Internet-Seiten, die Ruff heruntergeladen und elektronisch verarbeitet hat. Die Serie umfasst bisher 110 Bilder, wieder großformatige Blow-ups.
Digital koloriert und mit leichten Verwischungen und Unschärfen verfremdet, treiben sie ein höchst irritierendes Spiel mit der Wahrnehmung. Sobald sich der Betrachter der Abbildung selbst zuwenden will, scheint sich der erotische Inhalt dem Blick zu entziehen.
Unser aufwendig produzierter Band versammelt - erstmals in Buchform - eine Auswahl von 80 Bildern aus der Serie Nudes, die im letzten Jahr in einer Auflage von je fünf Abzügen auf den Kunstmarkt kam und in kürzester Zeit ausverkauft war.
Thomas Ruffs jüngste Arbeiten, Nudes, sind einem Thema gewidmet, auf das die Kunstwelt wieder unmittelbar und mit Höchstpreisen reagierte. Es handelt sich um computer-manipulierte Bilder von erotischen, teils pornographischen Szenen aus entsprechenden Internet-Seiten, die Ruff heruntergeladen und elektronisch verarbeitet hat. Die Serie umfasst bisher 110 Bilder, wieder großformatige Blow-ups.
Digital koloriert und mit leichten Verwischungen und Unschärfen verfremdet, treiben sie ein höchst irritierendes Spiel mit der Wahrnehmung. Sobald sich der Betrachter der Abbildung selbst zuwenden will, scheint sich der erotische Inhalt dem Blick zu entziehen.
Unser aufwendig produzierter Band versammelt - erstmals in Buchform - eine Auswahl von 80 Bildern aus der Serie Nudes, die im letzten Jahr in einer Auflage von je fünf Abzügen auf den Kunstmarkt kam und in kürzester Zeit ausverkauft war.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2003Schärfer
geht’s nicht
Schon mal gesehen, das Bild? Etwa 12 Millionen pornografische Websites gibt es im Internet, täglich erweitert um 20000 – nun ja, Akte könnte man vielleicht sagen. Wobei der Künstler Thomas Ruff, als er im Netz nach der Ästhetik heutiger Aktfotografie forschte, zwar auch moderne Konfigurationen von Danaë oder der Nymphe Io fand – freilich werden die Damen heute anders klassifiziert, als „Babes”, „Blond” oder „Cheerleader” etwa. Aber für großformatige Reproduktionen ist dieser World Wide Rotlichtbezirk dann doch nicht scharf genug. Aus dieser Sehschwäche machte Ruff in seiner „Nudes”- Serie eine Stärke: Sein digitaler Impressionismus enttäuscht mit Weichzeichner- Handwerkszeug die Verfügungsphantasien der Profi-Pornografen, erinnert an andere Aktliebhaber wie Duchamp oder Gerhard Richter – und macht deutlich, dass man immer mit dem ganzen Leib sieht, gerade bei unscharfen Bildern. Wie schreibt Michel Houellebecq in dem hervorragenden Bildband? „Das ist viel und zugleich recht wenig, aber mir bleibt keine andere Wahl”.
holi
THOMAS RUFF/MICHEL HOUELLEBECQ: Nudes, Schirmer-Mosel Verlag, München 2003, 160 Seiten, 39,80 Euro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Schon mal gesehen, das Bild? Etwa 12 Millionen pornografische Websites gibt es im Internet, täglich erweitert um 20000 – nun ja, Akte könnte man vielleicht sagen. Wobei der Künstler Thomas Ruff, als er im Netz nach der Ästhetik heutiger Aktfotografie forschte, zwar auch moderne Konfigurationen von Danaë oder der Nymphe Io fand – freilich werden die Damen heute anders klassifiziert, als „Babes”, „Blond” oder „Cheerleader” etwa. Aber für großformatige Reproduktionen ist dieser World Wide Rotlichtbezirk dann doch nicht scharf genug. Aus dieser Sehschwäche machte Ruff in seiner „Nudes”- Serie eine Stärke: Sein digitaler Impressionismus enttäuscht mit Weichzeichner- Handwerkszeug die Verfügungsphantasien der Profi-Pornografen, erinnert an andere Aktliebhaber wie Duchamp oder Gerhard Richter – und macht deutlich, dass man immer mit dem ganzen Leib sieht, gerade bei unscharfen Bildern. Wie schreibt Michel Houellebecq in dem hervorragenden Bildband? „Das ist viel und zugleich recht wenig, aber mir bleibt keine andere Wahl”.
holi
THOMAS RUFF/MICHEL HOUELLEBECQ: Nudes, Schirmer-Mosel Verlag, München 2003, 160 Seiten, 39,80 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Brigitte Werneburgs Verdikt über diesen Band ist ebenso so knapp wie eindeutig: "Eine Pleite". Von Thomas Ruffs konzeptueller Aktfotografie ist nicht mehr übrig geblieben als ein eindimensionaler Mainstream-Erotikband, befindet Werneburg und vermutet dahinter den Wunsch des Verlags nach einem Bestseller. Zu den präsentierten "schnuckeligen, sexy Puppen" passen ihrer Meinung die Texte von Michel Houellebecq bestens, in denen dieser seinen verlorenen Paradiesen hinterher weinen darf.
© Perlentaucher Medien GmbH
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