Produktdetails
- Verlag: Libelle-Verlag
- Nachdr.
- Seitenzahl: 142
- Altersempfehlung: ab 8 Jahren
- Deutsch, Französisch
- Abmessung: 220mm x 145mm x 14mm
- Gewicht: 400g
- ISBN-13: 9783909081837
- ISBN-10: 3909081835
- Artikelnr.: 07033380
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.1997Zu den Sternen entführt
Neu aufgelegt: Ein philosophischer Kinderbuchklassiker von Fritz Mühlenweg
Fritz Mühlenweg, an dessen Jugendroman "Großer Tiger und Christian" sich viele Leser lustvoll erinnern werden, hat postum seit einigen Jahren einen Verlag gefunden, in dem man sich seinem Werk sorgfältig widmet. Jetzt ist dort auch sein Kinderbuch "Nuni" neu herausgebracht worden. "Die Geschichte eines langen Heimwegs, bei dem die Sterne halfen", so der Untertitel der Erstausgabe von 1953, erzählt von dem kleinen Mädchen Nuni, das bald in die Schule kommt.
Wißbegierig und abenteuerlustig, wie Nuni ist, kommt ihr eine Entführung im Auto gerade recht. Mühlenweg erzählt jedoch keine Geschichte von Kidnapping und Mißbrauch. Sein Entführer ist den Dämonen im Märchen vergleichbar, die Kinder holen, damit sie, auf sich selbst gestellt, groß werden und ihr Glück machen können. Für Nuni liegt das Glück in der Begegnung mit den wunderbaren Freunden und Helfern, die sie auf ihrem Heimweg durch Wüsten und Wälder, über Berge und Seen kennenlernt.
Für Augenblicke gerät der Kosmos aus der Ordnung, damit die Sternbilder Schwan, Großer Bär, Löwe, Wassermann und viele andere das Kind nach Hause bringen können. Wie es sich für Reisen kosmischer Dimensionen gehört, schieben sich Raum und Zeit ineinander. Nuni wandert durch eine in Bildern des Raums verdichtete Zeit. Sie durchquert die Wüste Alltag und kommt an den Sonntagsstrom, der in neuer Zeit so schnell fließt, daß er die Brücke weggerissen hat. Glücklich, wem trotz dieser Beschleunigung die Sonntage im Kalender noch rot markiert sind. Die Wüste Einerlei wächst und droht Alltag und Sonntag zu veröden. Der Rabe gibt dagegen den Hinweis auf den rechten Zeitgebrauch: "Wer keine Zeit hat, ist kein guter Arbeiter." Ohne verbissene Kulturkritik rührt Mühlenweg an einen neuralgischen Punkt unseres modernen Lebens. Dabei läßt er sich auf die philosophischen Fragen der Kinder ein, die wie Nuni schon den eigenen Namen mit Druckbuchstaben schreiben können, denen aber die Worte noch die Konsistenz von Körpern und Dingen haben.
Der ästhetische Reiz dieser Erzählung liegt in der Leichtigkeit, mit der sich Wörter zu Bildern, Sätze zu Dialogen und Begegnungen zu Geschichten fügen. Im Nu verwandeln sich die Sternbilder zu irdisch verspielten Tiergestalten, um nach kurzer Zeit wieder weit entfernt am Himmel zu leuchten. Die Erzählung ist frei von belehrendem Ballast. Zwar lernt Nuni, aber durch das selbstprovozierte Abenteuer, durch Begegnung und Dialog.
Rotraut Susanne Berners neue Illustrationen entsprechen Mühlenwegs philosophischer Erzählung auf ideale Weise. Vignetten auf blauem Himmelsgrund deuten die Reiseetappen und die Figuren der einzelnen Begegnungen an. Die farbigen Tafeln sind den hilfreichen Sternzeichen in ihren Verkörperungen gewidmet; sehr groß ragen sie vor Nuni auf oder tragen sie als winzige Reiterin auf ihrem Rücken. Nicht einmal der Löwe ist furchterregend. Ob streng, traurig, angeberisch und anmaßend - am Ende haben alle magischen Helfer die gleiche Behutsamkeit und den Respekt vor dem Kind wie der zärtlich-verlegene Fuhrmann mit dem Sternzeichenkind Capella im Arm. Von den Mühlenweg-Liebhabern bis zu den Kindern zwischen vier und acht mag es Lesern mit Sinn für den Sonntag und die Philosophie des poetischen Unsinns schwerfallen, von dieser Nuni nicht bezaubert zu sein. GUNDEL MATTENKLOTT
Fritz Mühlenweg: "Nuni". Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. Libelle Verlag, Lengwil 1997. 144 S., geb., 29,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Neu aufgelegt: Ein philosophischer Kinderbuchklassiker von Fritz Mühlenweg
Fritz Mühlenweg, an dessen Jugendroman "Großer Tiger und Christian" sich viele Leser lustvoll erinnern werden, hat postum seit einigen Jahren einen Verlag gefunden, in dem man sich seinem Werk sorgfältig widmet. Jetzt ist dort auch sein Kinderbuch "Nuni" neu herausgebracht worden. "Die Geschichte eines langen Heimwegs, bei dem die Sterne halfen", so der Untertitel der Erstausgabe von 1953, erzählt von dem kleinen Mädchen Nuni, das bald in die Schule kommt.
Wißbegierig und abenteuerlustig, wie Nuni ist, kommt ihr eine Entführung im Auto gerade recht. Mühlenweg erzählt jedoch keine Geschichte von Kidnapping und Mißbrauch. Sein Entführer ist den Dämonen im Märchen vergleichbar, die Kinder holen, damit sie, auf sich selbst gestellt, groß werden und ihr Glück machen können. Für Nuni liegt das Glück in der Begegnung mit den wunderbaren Freunden und Helfern, die sie auf ihrem Heimweg durch Wüsten und Wälder, über Berge und Seen kennenlernt.
Für Augenblicke gerät der Kosmos aus der Ordnung, damit die Sternbilder Schwan, Großer Bär, Löwe, Wassermann und viele andere das Kind nach Hause bringen können. Wie es sich für Reisen kosmischer Dimensionen gehört, schieben sich Raum und Zeit ineinander. Nuni wandert durch eine in Bildern des Raums verdichtete Zeit. Sie durchquert die Wüste Alltag und kommt an den Sonntagsstrom, der in neuer Zeit so schnell fließt, daß er die Brücke weggerissen hat. Glücklich, wem trotz dieser Beschleunigung die Sonntage im Kalender noch rot markiert sind. Die Wüste Einerlei wächst und droht Alltag und Sonntag zu veröden. Der Rabe gibt dagegen den Hinweis auf den rechten Zeitgebrauch: "Wer keine Zeit hat, ist kein guter Arbeiter." Ohne verbissene Kulturkritik rührt Mühlenweg an einen neuralgischen Punkt unseres modernen Lebens. Dabei läßt er sich auf die philosophischen Fragen der Kinder ein, die wie Nuni schon den eigenen Namen mit Druckbuchstaben schreiben können, denen aber die Worte noch die Konsistenz von Körpern und Dingen haben.
Der ästhetische Reiz dieser Erzählung liegt in der Leichtigkeit, mit der sich Wörter zu Bildern, Sätze zu Dialogen und Begegnungen zu Geschichten fügen. Im Nu verwandeln sich die Sternbilder zu irdisch verspielten Tiergestalten, um nach kurzer Zeit wieder weit entfernt am Himmel zu leuchten. Die Erzählung ist frei von belehrendem Ballast. Zwar lernt Nuni, aber durch das selbstprovozierte Abenteuer, durch Begegnung und Dialog.
Rotraut Susanne Berners neue Illustrationen entsprechen Mühlenwegs philosophischer Erzählung auf ideale Weise. Vignetten auf blauem Himmelsgrund deuten die Reiseetappen und die Figuren der einzelnen Begegnungen an. Die farbigen Tafeln sind den hilfreichen Sternzeichen in ihren Verkörperungen gewidmet; sehr groß ragen sie vor Nuni auf oder tragen sie als winzige Reiterin auf ihrem Rücken. Nicht einmal der Löwe ist furchterregend. Ob streng, traurig, angeberisch und anmaßend - am Ende haben alle magischen Helfer die gleiche Behutsamkeit und den Respekt vor dem Kind wie der zärtlich-verlegene Fuhrmann mit dem Sternzeichenkind Capella im Arm. Von den Mühlenweg-Liebhabern bis zu den Kindern zwischen vier und acht mag es Lesern mit Sinn für den Sonntag und die Philosophie des poetischen Unsinns schwerfallen, von dieser Nuni nicht bezaubert zu sein. GUNDEL MATTENKLOTT
Fritz Mühlenweg: "Nuni". Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. Libelle Verlag, Lengwil 1997. 144 S., geb., 29,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main