Luis ist neu in der Klasse. Aber als Wolf unter lauter Schweinen tut er sich schwer. Spannende Lektüre für Erstleser!
Ausgerechnet in die Klasse der Schweinekinder soll der kleine Luis gehen! Dabei ist er doch ein Wolf! Schnell ist er der Buhmann. Doch wenigstens gibt es dort Jojo, der sich mit ihm anfreundet und ihn besucht, als er krank wird. Dabei erfährt er, dass drei fiese Schweine Luis bedrohen und er Angst davor hat, weiterhin zur Schule zu gehen. Jojo sinnt auf Abhilfe und hat eine fantastische Idee ...Diese humorvolle und spannende Geschichte des belgischen Autors und Zeichners ist beste Lektüre für Erstleser!
Ausgerechnet in die Klasse der Schweinekinder soll der kleine Luis gehen! Dabei ist er doch ein Wolf! Schnell ist er der Buhmann. Doch wenigstens gibt es dort Jojo, der sich mit ihm anfreundet und ihn besucht, als er krank wird. Dabei erfährt er, dass drei fiese Schweine Luis bedrohen und er Angst davor hat, weiterhin zur Schule zu gehen. Jojo sinnt auf Abhilfe und hat eine fantastische Idee ...Diese humorvolle und spannende Geschichte des belgischen Autors und Zeichners ist beste Lektüre für Erstleser!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2006Und dann greift Oma zum Beil
Wolf unter Ferkeln: Ein Außenseiter setzt sich zur Wehr
Die Geschichte von Luis beginnt mit der kompliziertesten Situation im Kinderleben: ",Hier kommt euer neuer Mitschüler', sagt der dicke Direktor. ,Er heißt Luis. Seid nett zu ihm.'"
Ist es eine gute Idee, einen kleinen Wolf in eine reine Schweineschule zu integrieren? So ganz ohne hündische Fachberater? Im Kopf des großen und kleinen Lesers wird diese Ausgangsszene natürlich in alle Richtungen weitergesponnen. Diese irrlaufenden Antizipationen bilden den großen Reiz dieses Buches: Man kann nicht vorhersehen, wie die Geschichte verläuft, versucht es trotzdem und bewegt sich zögernd durch die Seiten, allein mit den eigenen Ahnungen.
Luis ist ein echter Wolf, aber kein großer böser, sondern ein stiller, manchmal cooler, manchmal bloß verängstigter kleiner. Ein Rudel hat er nicht um sich, er wohnt in einer interessanten Umkehrung des Rotkäppchenmotivs bei Oma Wolf in einer Hütte im Wald - wo ist eigentlich sein Vater? Sein Leben wird jedenfalls dadurch nicht einfacher, daß in seiner peer group nur Schweinchen sind. Das sind aber nicht mehr die Opferschweine von einst, es sind freche Schweinebanden, die sich auf den Wolf üble Reime ausgedacht haben: "Haare, Haare überall / An Kopf und an den Beinen! / Haare wie die Kuh im Stall / So häßlich kenn' ich keinen!"
Luis hat andere Sorgen als die kleinen Ferkel, nämlich drei ausgewachsene, arbeitslose, glatzköpfige Eber, die ihm an seinem langen, dunklen Schulweg auflauern. Was sie mit ihm anstellen, ist sein Geheimnis, es ist aber so wirkmächtig, daß der kleine Wolf zum Simulanten wird. Das Ferkel setzt sich aber gern zu dem Neuen, auch wenn der sich eher schweigsam gibt. Sie spielen "Großer böser Wolf", und das Ferkel heult und fletscht die Zähne wie ein Profi-Wolf, der kleine Wolfsjunge rast ihm mit Raubtiergeschwindigkeit davon.
Es gibt in dieser Geschichte keine Moral und kein Thema. Es gibt nur ein Mäandern durch Ängste und Märchenmotive, die auch erwachsene Vorleser noch lange beschäftigen. Es gibt sogar veritable Cliffhanger: Das Ferkel Jojo besucht seinen kranken Klassenkameraden. Die Oma Wolf hat Waffeln gebacken: "Jojo bedankt sich. ,Die sind ja lecker!' sagt er mit vollem Mund. Großmutter lächelt. Dann greift sie nach einem Beil, das in der Ecke steht."
Mario Ramos ist in Belgien aufgewachsen, sein Vater ist Portugiese. Er sei, schreibt er auf seiner Homepage, ein sehr sorgenvolles Kind gewesen. Seine Großmutter lebte am Waldrand. Ähnlich wie im Fall von Hergé fließen in Ramos Geschichten und Bilder also biographische Motive auf vielfach gebrochene Art und Weise ein, und am Ende bildet die Simulation einer väterlichen Gestalt den Ausweg für Luis und Jojo. All das ergibt natürlich einen größeren Reiz als die hierzulande so beliebten, gutgemeinten Problemlösungsbücher, in denen kleine Bären nicht einschlafen wollen oder Ente und Ziege im Kindergarten streiten. Dieses Buch aber ist eines, das in seiner direkten Darstellung von Ängsten und beklemmenden Situationen noch lange ausstrahlt und fasziniert.
NILS MINKMAR
Mario Ramos: "Nur Mut, kleiner Luis". Aus dem Französischen übersetzt von Tobias Scheffel. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2006. 48 S., br., 11,80 [Euro]. Ab 5 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wolf unter Ferkeln: Ein Außenseiter setzt sich zur Wehr
Die Geschichte von Luis beginnt mit der kompliziertesten Situation im Kinderleben: ",Hier kommt euer neuer Mitschüler', sagt der dicke Direktor. ,Er heißt Luis. Seid nett zu ihm.'"
Ist es eine gute Idee, einen kleinen Wolf in eine reine Schweineschule zu integrieren? So ganz ohne hündische Fachberater? Im Kopf des großen und kleinen Lesers wird diese Ausgangsszene natürlich in alle Richtungen weitergesponnen. Diese irrlaufenden Antizipationen bilden den großen Reiz dieses Buches: Man kann nicht vorhersehen, wie die Geschichte verläuft, versucht es trotzdem und bewegt sich zögernd durch die Seiten, allein mit den eigenen Ahnungen.
Luis ist ein echter Wolf, aber kein großer böser, sondern ein stiller, manchmal cooler, manchmal bloß verängstigter kleiner. Ein Rudel hat er nicht um sich, er wohnt in einer interessanten Umkehrung des Rotkäppchenmotivs bei Oma Wolf in einer Hütte im Wald - wo ist eigentlich sein Vater? Sein Leben wird jedenfalls dadurch nicht einfacher, daß in seiner peer group nur Schweinchen sind. Das sind aber nicht mehr die Opferschweine von einst, es sind freche Schweinebanden, die sich auf den Wolf üble Reime ausgedacht haben: "Haare, Haare überall / An Kopf und an den Beinen! / Haare wie die Kuh im Stall / So häßlich kenn' ich keinen!"
Luis hat andere Sorgen als die kleinen Ferkel, nämlich drei ausgewachsene, arbeitslose, glatzköpfige Eber, die ihm an seinem langen, dunklen Schulweg auflauern. Was sie mit ihm anstellen, ist sein Geheimnis, es ist aber so wirkmächtig, daß der kleine Wolf zum Simulanten wird. Das Ferkel setzt sich aber gern zu dem Neuen, auch wenn der sich eher schweigsam gibt. Sie spielen "Großer böser Wolf", und das Ferkel heult und fletscht die Zähne wie ein Profi-Wolf, der kleine Wolfsjunge rast ihm mit Raubtiergeschwindigkeit davon.
Es gibt in dieser Geschichte keine Moral und kein Thema. Es gibt nur ein Mäandern durch Ängste und Märchenmotive, die auch erwachsene Vorleser noch lange beschäftigen. Es gibt sogar veritable Cliffhanger: Das Ferkel Jojo besucht seinen kranken Klassenkameraden. Die Oma Wolf hat Waffeln gebacken: "Jojo bedankt sich. ,Die sind ja lecker!' sagt er mit vollem Mund. Großmutter lächelt. Dann greift sie nach einem Beil, das in der Ecke steht."
Mario Ramos ist in Belgien aufgewachsen, sein Vater ist Portugiese. Er sei, schreibt er auf seiner Homepage, ein sehr sorgenvolles Kind gewesen. Seine Großmutter lebte am Waldrand. Ähnlich wie im Fall von Hergé fließen in Ramos Geschichten und Bilder also biographische Motive auf vielfach gebrochene Art und Weise ein, und am Ende bildet die Simulation einer väterlichen Gestalt den Ausweg für Luis und Jojo. All das ergibt natürlich einen größeren Reiz als die hierzulande so beliebten, gutgemeinten Problemlösungsbücher, in denen kleine Bären nicht einschlafen wollen oder Ente und Ziege im Kindergarten streiten. Dieses Buch aber ist eines, das in seiner direkten Darstellung von Ängsten und beklemmenden Situationen noch lange ausstrahlt und fasziniert.
NILS MINKMAR
Mario Ramos: "Nur Mut, kleiner Luis". Aus dem Französischen übersetzt von Tobias Scheffel. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2006. 48 S., br., 11,80 [Euro]. Ab 5 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ideal zum Vorlesen und für die ersten Leseversuche werden in dem Buch Ängste und Anderssein thematisiert, Mut und Zivilcourage angesprochen, ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu wedeln." - Main-Echo
"Spannung, Tiefgang und Unterhaltung für Leseanfänger." - Bücherbär, Bern
"Eine spannende Geschichte - weit entfernt vom Alle-sind-lieb-Einerlei der gängigen Erstleseliteratur." - DIE ZEIT
"Spannung, Tiefgang und Unterhaltung für Leseanfänger." - Bücherbär, Bern
"Eine spannende Geschichte - weit entfernt vom Alle-sind-lieb-Einerlei der gängigen Erstleseliteratur." - DIE ZEIT
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Den Rezensenten Nils Minkmar begeistert dieses Kinderbuch des in Belgien aufgewachsenen Portugiesen Mario Ramos, weil es nicht so pädagogisch angelegt ist wie viele vergleichbare Bücher. Konflikte werden in der Geschichte um einen kleinen, ängstlichen Wolf, die in Minkmars Augen "keine Moral und kein Thema" hat, nicht zugekleistert, sondern offen benannt. Der Reiz des Buches besteht nach Minkmars Meinung darin, dass man nie weiß, in welche Richtung diese Geschichte sich weiterbewegt und sich auch der Leser "zögernd durch die Seiten bewegt, allein mit den eigenen Ahnungen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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