Die Subway 7 in New York ist Kult. Wer in den International Express einsteigt, reist in 22 Stationen zwischen Times Square und Queens um die ganze Welt: Indien, Südamerika, Chinatown ... alles "in a nutshell". Der Bildband bahnt sich seinen Weg durch NYC und hält an, wo es Spannendes zu entdecken gibt: coole Straßenzüge, interessante Menschen und kulturelle Besonderheiten. Eine aufregende Bilderreise ins echte New York - schnell, urban und bunt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.201712. New York als Streifschuss
Es gab mal eine Zeit, und die ist noch gar nicht so lange her, da bedeutete eine Reise nach New York vor allem und eigentlich nur: nach Manhattan. Wer nicht gerade Freunde oder Verwandte hatte oder ein bestimmtes Ziel in einem der vier anderen Boroughs (die herrliche Promenade von Brooklyn Heights, die Fähre nach Staten Island und zurück, den Zoo in der Bronx), der betrat alles, was nicht Manhattan war, meist im Transfer, streifte es gewissermaßen nur: In der Subway sitzend, die blaue Linie E, vom Flughafen JFK zur Penn Station, das Gepäck an sich geklammert, der Blick zwischen Anspannung und Neugierde auf die anderen Passagiere geheftet, flüchtig, diskret. Woher die wohl kamen? Wer die wohl waren? Und was verbarg sich hinter diesen Zauberformeln der Stationen, Jamaica-Van Wyck / Queens Boulevard? Kew Gardens-Union Turnpike / Queens Boulevard?
Aber dann zog Manhattan nach Brooklyn und sonst wohin, aus Geldgründen, Mietgründen, Platzgründen, plötzlich wurden Hotels auch in Queens gebaut - und für alle, deren Besuch in New York bislang an den Grenzen der Reiseführer geendet hatte, die auf Deutsch und teils selbst auf Englisch kaum weiter als bis zum Prospect Park von Brooklyn reichten, tat sich eine neue Welt auf.
Die erkunden der deutsche Fotograf Julius Schrank und der amerikanische Reporter Bruce Northam jetzt in einem kleinen, reichen Lesebuchbildband, der - eine genauso kleine, aber reiche Idee - genau dem Impuls folgt, den man so als fremder Passagier der New Yorker Subway immer schon hatte: Auszusteigen und loszuziehen. Die beiden sind der Linie 7 gefolgt, von Midtown Manhattan, wo es touristischer und greller nicht zugehen kann (Times Square / 42nd Street), über den East River bis hinauf nach Flushing in Queens. Sie sind treppauf gegangen, wo die Bahn unter der Erde fuhr, oder treppab, wo sie auf stählernen Trägern im Tageslicht unterwegs ist.
An der berühmten 82nd Street von Queens zum Beispiel haben die beiden das getan, wo hispanische Einwandererfamilien auf die Schwulenszene trifft. Oder an der 61st Street in Woodside, dort laufen sie unter dem Geflecht der Schienen und finden - vor allem eine unschlagbare Vielfalt an Essbarem. New York City hat in seiner ganzen Vielfalt vermutlich immer schon durch den Appetit zusammengefunden, seit den Zeiten, als deutsche Einwanderer in der Lower Eastside noch Würste als "Würste" verkauften, aber wer die ausgewanderten Weltküchen unverfälscht kennenlernen möchte, muss hinaus aus Manhattan und genau hierhin. Nach Sunnyside, Jackson Heights, Elmhurst.
Diese expatriierten Weltküchen und ihre Niederlassungen zeigen Schrank und Northam, man kann den Bildband wie einen kleinen Reiseführer benutzen, sich Adressen herausschreiben, für das nächste Mal - aber oft bleibt man auch nur an den Fotografien dieser Subway auf Stelzen hängen, wie sie sich über die kleinen Straßen von Woodside wölben, bei Tag, bei Nacht: das Dach der Welt. Gibt es romantischere Motive? So wie die Maler der Alpen die Berge überhöhten, so inszenieren solche Bilder die Stadt als Landschaft mit Geheimnis.
Aber genau darum geht es ja in diesem Bildband: die Geheimnisse zu lüften, die man mit einer Schatzkarte wie dem New Yorker U-Bahn-Plan in der Hand lüften kann: Mariachi-Musiker an der Roosevelt Avenue, die Schrottplätze und Werkstätten im "Eisen-Dreieck" von Willets Point in Corona. In manche dieser Ecken würde man sonst wohl nie kommen.
Tobias Rüther
Julius Schrank, Bruce Northam: "NYC 7. Die Kultstrecke durch New York City". Verlag National Geographic, 224 Seiten, 35 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es gab mal eine Zeit, und die ist noch gar nicht so lange her, da bedeutete eine Reise nach New York vor allem und eigentlich nur: nach Manhattan. Wer nicht gerade Freunde oder Verwandte hatte oder ein bestimmtes Ziel in einem der vier anderen Boroughs (die herrliche Promenade von Brooklyn Heights, die Fähre nach Staten Island und zurück, den Zoo in der Bronx), der betrat alles, was nicht Manhattan war, meist im Transfer, streifte es gewissermaßen nur: In der Subway sitzend, die blaue Linie E, vom Flughafen JFK zur Penn Station, das Gepäck an sich geklammert, der Blick zwischen Anspannung und Neugierde auf die anderen Passagiere geheftet, flüchtig, diskret. Woher die wohl kamen? Wer die wohl waren? Und was verbarg sich hinter diesen Zauberformeln der Stationen, Jamaica-Van Wyck / Queens Boulevard? Kew Gardens-Union Turnpike / Queens Boulevard?
Aber dann zog Manhattan nach Brooklyn und sonst wohin, aus Geldgründen, Mietgründen, Platzgründen, plötzlich wurden Hotels auch in Queens gebaut - und für alle, deren Besuch in New York bislang an den Grenzen der Reiseführer geendet hatte, die auf Deutsch und teils selbst auf Englisch kaum weiter als bis zum Prospect Park von Brooklyn reichten, tat sich eine neue Welt auf.
Die erkunden der deutsche Fotograf Julius Schrank und der amerikanische Reporter Bruce Northam jetzt in einem kleinen, reichen Lesebuchbildband, der - eine genauso kleine, aber reiche Idee - genau dem Impuls folgt, den man so als fremder Passagier der New Yorker Subway immer schon hatte: Auszusteigen und loszuziehen. Die beiden sind der Linie 7 gefolgt, von Midtown Manhattan, wo es touristischer und greller nicht zugehen kann (Times Square / 42nd Street), über den East River bis hinauf nach Flushing in Queens. Sie sind treppauf gegangen, wo die Bahn unter der Erde fuhr, oder treppab, wo sie auf stählernen Trägern im Tageslicht unterwegs ist.
An der berühmten 82nd Street von Queens zum Beispiel haben die beiden das getan, wo hispanische Einwandererfamilien auf die Schwulenszene trifft. Oder an der 61st Street in Woodside, dort laufen sie unter dem Geflecht der Schienen und finden - vor allem eine unschlagbare Vielfalt an Essbarem. New York City hat in seiner ganzen Vielfalt vermutlich immer schon durch den Appetit zusammengefunden, seit den Zeiten, als deutsche Einwanderer in der Lower Eastside noch Würste als "Würste" verkauften, aber wer die ausgewanderten Weltküchen unverfälscht kennenlernen möchte, muss hinaus aus Manhattan und genau hierhin. Nach Sunnyside, Jackson Heights, Elmhurst.
Diese expatriierten Weltküchen und ihre Niederlassungen zeigen Schrank und Northam, man kann den Bildband wie einen kleinen Reiseführer benutzen, sich Adressen herausschreiben, für das nächste Mal - aber oft bleibt man auch nur an den Fotografien dieser Subway auf Stelzen hängen, wie sie sich über die kleinen Straßen von Woodside wölben, bei Tag, bei Nacht: das Dach der Welt. Gibt es romantischere Motive? So wie die Maler der Alpen die Berge überhöhten, so inszenieren solche Bilder die Stadt als Landschaft mit Geheimnis.
Aber genau darum geht es ja in diesem Bildband: die Geheimnisse zu lüften, die man mit einer Schatzkarte wie dem New Yorker U-Bahn-Plan in der Hand lüften kann: Mariachi-Musiker an der Roosevelt Avenue, die Schrottplätze und Werkstätten im "Eisen-Dreieck" von Willets Point in Corona. In manche dieser Ecken würde man sonst wohl nie kommen.
Tobias Rüther
Julius Schrank, Bruce Northam: "NYC 7. Die Kultstrecke durch New York City". Verlag National Geographic, 224 Seiten, 35 Euro
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