»U.D. Bauer reiht in ihrem Romandebüt wie in einem komplexen Sudoku Zitat an Zitat und schneidet die Welt in über dreitausend Ebenen. O.T. begegnet der Willkür unserer digitalen Welt mit der robusten Verbindlichkeit der Literatur. Ein Glücksfall!« Alexander Kluge »Eine detektivische Polyphonie« Hans Ulrich Obrist O.T. zitiert , was uns im Museum begegnet: Werke "Ohne Titel" in die Welt zu entlassen. U.D. Bauer kennen wir als bildende Künstlerin. Ihr erstes literarisches Werk erzählt, was zunächst nicht der Rede wert scheint; die Geschichte eines Schriftstellers, der seinen Roman schreibt. Aber wie das U.D. Bauer gelingt, das haben wir bisher in der Literatur noch nicht gelesen: kein einziges Wort stammt von der Autorin selbst. O.T. ist wie ein Mosaik, ein Cut-up aus 3000 Zitaten der Welt-und Trivialliteratur, der Poesie, Gebrauchsanweisungen und Grimms Märchen. Die Liste der Zitierten reicht wortgewaltig von Dante bis James Joyce, von Shakespeare bis Leo Tolstoi - und alle klassischen Romanthemen einer Familiengeschichte erkennen wir: Dreiecksbeziehungen, Betrug, Totschlag, Inzest, romantische Sonnenaufgänge und einsames Verzweifeln am Schreibtisch. Das System "Zettels Traum" begegnet uns wieder, ein vielstimmig erzähltes Universum aus Fundstücken und Aufgespürtem. Sieht so der virtuos wie originell gefügte Endpunkt der Literatur aus? O.T. fügt der Diskussion um copy und paste, um Originalität und Autorschaft eine neue Facette hinzu. Und en passant wird O.T. zum Manifest für die Freiheit und Grenzenlosigkeit der Kunst. Buchkünstler: Friedrich Forssman
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Robin Detje befasst sich in einem sehr grundsätzlichen Text mit Jennifer Egans "Black Box" und U.D. Bauers "O.T.", die er als Vorhaben natürlich für ganz unvergleichlich hält, aber doch für bemerkenswerte Beispiele für die Selbstbehauptungskämpfe der Literatur in Zeiten der sich auflösenden Buchform. Beide drohen von ihrem eigenen Marketing überrannt zu werden, doch im Gegensatz zu Jennifer Egans Twitter-Roman "Black Box" kann er U.D. Bauers Projekt nicht viel abgewinnen. Die Künstlerin hatte in den siebziger Jahre in einem Frustrationsschub all ihre Bilder zerrissen und nach dem Zufallsprinzip neu angeordnet. Das fand Detjen grandios. Für "O.T." (Ohne Titel) hat sie nun Sätze aus der Literaturgeschichte gesammelt und zu einem neuen Roman zusammengefügt. "Eigenartig altbacken" nennt Detjen das Ergebnis, geradezu eine "Unterwerfung unter uralte Erzählkonventionen". Ganz ungnädig gestimmt hat den Rezensenten das Interview im Anhang, in dem sich U.D. Bauer und ihr Sohn Max Dax gegenseitig erklären, wie avantgardistisch das Ganze sei ("Ich stehe auf der Seite Andy Warhols").
© Perlentaucher Medien GmbH
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