Winter in Österreich. Der Schi-Tourismus mit seinen Autos überrollt ganz Salzburg. Ganz Salzburg? Nein! Denn Werfenweng im Tennengebirge leistet Widerstand. In diesem Dorf kommen Touristen mit dem Zug an, werden vom Bahnhof gratis abgeholt und können sich kostenlos im Bedarfsfall ein Hybridauto ausborgen.
Das ist nur eines von vielen in diesem Buch beschriebenen erfolgreichen Beispielen, in denen Dörfer, Regionen und Inseln sich gegen die Gleichförmigkeit auflehnen. Beipiele, die Mut machen und inspirieren.
Das ist nur eines von vielen in diesem Buch beschriebenen erfolgreichen Beispielen, in denen Dörfer, Regionen und Inseln sich gegen die Gleichförmigkeit auflehnen. Beipiele, die Mut machen und inspirieren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2007Irisch und utopisch
Wer suchte nicht nach jenem wunderbaren Ort, der sich von allen anderen auf dieser Erde unterscheidet, an dem totaler Friede herrscht, der paradiesischen Zustand versprechen kann und der als schöne Zugabe "Enthastung" bietet? So gesehen, birgt der Titel dieses Buches einen großen Anreiz. Man könnte vielleicht, so hofft der erwartungsvolle Leser, hier den ultimativen Geheimtipp für die Erfüllung aller Sehnsüchte finden. Aber leider wird er enttäuscht. Denn das, was Eduard Gugenberger Oasen in der globalisierten Welt nennt, sind keineswegs Orte, Inseln und Regionen, die sich heute wesentlich von ihrer Umgebung unterscheiden, sondern es sind von einzelnen Aktivisten organisierte Widerstandsnester gegen den Zeitgeist - meist ohne Wirkung auf das Große und Ganze oder manchmal sogar der Beweis dafür, wie sehr sich eine utopische Idee an der Wirklichkeit bricht. Etwas unglücklich, aber durchaus symptomatisch für den Zustand der erschlossenen Erde ist denn auch, dass Eduard Gugenberger seinen Streifzug durch Zeit und Raum ausgerechnet auf der Karibikinsel Anguilla beginnt. Richtig ist, dass sich dieses Sandkorn im Meer mit dem legendären Jeremiah Gumbs als Galionsfigur tapfer gegen die Kolonialmacht England gewehrt hat, aber das ist allenfalls eine historische Randnotiz. Ansonsten ist Anguilla heute kaum anders als die anderen vorgeblichen Paradiese der Karibik: gut bestückt mit Nobelherbergen, Refugium für Prominente und fast gänzlich abhängig vom Tourismus. Dieses Grundmuster wiederholt sich: Der Bericht über Sliabh Luachra wird zu einem langen Exkurs über irische Lebensart, bei der Isle of Man wird ein umfangreicher historischer Abriss vorgelegt, die Gegend um Rennes wird zur Bühne für die Lebensgeschichte des Öko-Revoluzzers José Bové, und so geht es weiter um die halbe Welt bis nach La Palma - keinesfalls ein leuchtendes Beispiel für gelungenen Aufstand gegen Ausbeutung von Land und Leuten. Anders gesagt, der Autor schreibt unter einem verführerischen Vorwand durchaus spannende Geschichte über interessante Gegenden und Ereignisse: nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
tg
"Oasen in der globalisierten Welt" von Eduard Gugenberger. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2007. 192 Seiten, 20 Farbfotos. Gebunden, 19,95 Euro. ISBN 978-3-8000-7200-2
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer suchte nicht nach jenem wunderbaren Ort, der sich von allen anderen auf dieser Erde unterscheidet, an dem totaler Friede herrscht, der paradiesischen Zustand versprechen kann und der als schöne Zugabe "Enthastung" bietet? So gesehen, birgt der Titel dieses Buches einen großen Anreiz. Man könnte vielleicht, so hofft der erwartungsvolle Leser, hier den ultimativen Geheimtipp für die Erfüllung aller Sehnsüchte finden. Aber leider wird er enttäuscht. Denn das, was Eduard Gugenberger Oasen in der globalisierten Welt nennt, sind keineswegs Orte, Inseln und Regionen, die sich heute wesentlich von ihrer Umgebung unterscheiden, sondern es sind von einzelnen Aktivisten organisierte Widerstandsnester gegen den Zeitgeist - meist ohne Wirkung auf das Große und Ganze oder manchmal sogar der Beweis dafür, wie sehr sich eine utopische Idee an der Wirklichkeit bricht. Etwas unglücklich, aber durchaus symptomatisch für den Zustand der erschlossenen Erde ist denn auch, dass Eduard Gugenberger seinen Streifzug durch Zeit und Raum ausgerechnet auf der Karibikinsel Anguilla beginnt. Richtig ist, dass sich dieses Sandkorn im Meer mit dem legendären Jeremiah Gumbs als Galionsfigur tapfer gegen die Kolonialmacht England gewehrt hat, aber das ist allenfalls eine historische Randnotiz. Ansonsten ist Anguilla heute kaum anders als die anderen vorgeblichen Paradiese der Karibik: gut bestückt mit Nobelherbergen, Refugium für Prominente und fast gänzlich abhängig vom Tourismus. Dieses Grundmuster wiederholt sich: Der Bericht über Sliabh Luachra wird zu einem langen Exkurs über irische Lebensart, bei der Isle of Man wird ein umfangreicher historischer Abriss vorgelegt, die Gegend um Rennes wird zur Bühne für die Lebensgeschichte des Öko-Revoluzzers José Bové, und so geht es weiter um die halbe Welt bis nach La Palma - keinesfalls ein leuchtendes Beispiel für gelungenen Aufstand gegen Ausbeutung von Land und Leuten. Anders gesagt, der Autor schreibt unter einem verführerischen Vorwand durchaus spannende Geschichte über interessante Gegenden und Ereignisse: nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
tg
"Oasen in der globalisierten Welt" von Eduard Gugenberger. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2007. 192 Seiten, 20 Farbfotos. Gebunden, 19,95 Euro. ISBN 978-3-8000-7200-2
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main