Paris, der Ausnahmezustand und die Liebe
Die letzte Beziehung beendet und den Job aufgegeben, zieht Jonas Becker nach Paris, um endlich seinen Traum vom Leben als freier Schriftsteller zu verwirklichen. Der Plan - ein Buch über den bohemienhaften Schriftsteller Richard Stein schreiben, während der Verlag die Miete für die kleine Wohnung in der Rue Oberkampf zahlt - scheint zu funktionieren: Die Tage verbringt Jonas mit dem von ihm verehrten Autor, nachts trifft er sich mit seiner neuen Freundin Christine in einer Bar nebenan.
Doch mit dem Attentat auf Charlie Hebdo ist die schwebende Atmosphäre in Paris wie weggewischt, die Stadt ist plötzlich im Ausnahmezustand. Zudem reißt ein Brief seiner Ex-Freundin bei Jonas alte Wunden auf, und er erfährt vom plötzlichen Tod eines Freundes. Auch beim anfangs so unerschütterlich selbstgewiss wirkenden Stein zeigen sich Brüche - Jonas erfährt, dass Stein einen vom Vater entfremdeten Sohn hat, der in den USA verschollen gingund in eine Drogenkarriere abzustürzen droht. Als Stein ihn bittet, mit ihm in Amerika den Sohn zu suchen, sagt er zu. Und auch bei Christine muss Jonas sich entscheiden, wie ernst er es meint ...
Hilmar Klute schickt einen Schöngeist in eine abgründige Welt. In schwebenden, wunderschönen Sätzen schreibt er über den Zauber der Literatur genauso wie über die Brüchigkeit unserer Existenz. Dabei gelingt ihm ein Buch voller Sehnsucht und Melancholie, Komik und Schrecken.
Die letzte Beziehung beendet und den Job aufgegeben, zieht Jonas Becker nach Paris, um endlich seinen Traum vom Leben als freier Schriftsteller zu verwirklichen. Der Plan - ein Buch über den bohemienhaften Schriftsteller Richard Stein schreiben, während der Verlag die Miete für die kleine Wohnung in der Rue Oberkampf zahlt - scheint zu funktionieren: Die Tage verbringt Jonas mit dem von ihm verehrten Autor, nachts trifft er sich mit seiner neuen Freundin Christine in einer Bar nebenan.
Doch mit dem Attentat auf Charlie Hebdo ist die schwebende Atmosphäre in Paris wie weggewischt, die Stadt ist plötzlich im Ausnahmezustand. Zudem reißt ein Brief seiner Ex-Freundin bei Jonas alte Wunden auf, und er erfährt vom plötzlichen Tod eines Freundes. Auch beim anfangs so unerschütterlich selbstgewiss wirkenden Stein zeigen sich Brüche - Jonas erfährt, dass Stein einen vom Vater entfremdeten Sohn hat, der in den USA verschollen gingund in eine Drogenkarriere abzustürzen droht. Als Stein ihn bittet, mit ihm in Amerika den Sohn zu suchen, sagt er zu. Und auch bei Christine muss Jonas sich entscheiden, wie ernst er es meint ...
Hilmar Klute schickt einen Schöngeist in eine abgründige Welt. In schwebenden, wunderschönen Sätzen schreibt er über den Zauber der Literatur genauso wie über die Brüchigkeit unserer Existenz. Dabei gelingt ihm ein Buch voller Sehnsucht und Melancholie, Komik und Schrecken.
Klute erzählt die Geschichte einer spektakulären Desillusionierung - mit einem Knalleffekt-Ende, das einen lange nicht loslassen wird. Anja Höfer SWR 2 Buchkritik 20201018
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.09.2020VON SZ-AUTOREN
Hilmar Klute über das
Paris der Anschläge
Das Jahr 2015 begann für die Franzosen im Januar mit dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und endete im November mit den Anschlägen im 11. Arrondissement, dem Schauplatz des Romans „Oberkampf“ von Hilmar Klute. Der Deutsche Jonas Becker hat seinen Wohnsitz in ebendieses Viertel um die Rue Oberkampf, zwischen Bastille und République, verlagert, um die Biografie des alten Schriftstellers Richard Stein zu schreiben. Er möchte etwas Neues ausprobieren und in Paris eine neue Heimat finden. Doch die Ereignisse dort und die plötzliche Verfinsterung des Lebens bringen Jonas Becker auf andere, gefährliche Fährten. Oberkampf ist nicht mehr nur ein Straßenname, sondern der Begriff für eine neue Art, die Wirklichkeit zu begreifen. Atmosphärisch dicht und mit vielen Wendungen beschreibt der Roman, wie gefährdet die lange für sicher gehaltenen Vorzüge unserer westlichen Zivilisation geworden sind.
Hilmar Klute: Oberkampf. Roman. Galiani, Köln 2020. 312 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Hilmar Klute über das
Paris der Anschläge
Das Jahr 2015 begann für die Franzosen im Januar mit dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und endete im November mit den Anschlägen im 11. Arrondissement, dem Schauplatz des Romans „Oberkampf“ von Hilmar Klute. Der Deutsche Jonas Becker hat seinen Wohnsitz in ebendieses Viertel um die Rue Oberkampf, zwischen Bastille und République, verlagert, um die Biografie des alten Schriftstellers Richard Stein zu schreiben. Er möchte etwas Neues ausprobieren und in Paris eine neue Heimat finden. Doch die Ereignisse dort und die plötzliche Verfinsterung des Lebens bringen Jonas Becker auf andere, gefährliche Fährten. Oberkampf ist nicht mehr nur ein Straßenname, sondern der Begriff für eine neue Art, die Wirklichkeit zu begreifen. Atmosphärisch dicht und mit vielen Wendungen beschreibt der Roman, wie gefährdet die lange für sicher gehaltenen Vorzüge unserer westlichen Zivilisation geworden sind.
Hilmar Klute: Oberkampf. Roman. Galiani, Köln 2020. 312 Seiten, 22 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Jens Jessen kann sich erwärmen für Hilmar Klutes Versuch am Genre des negativen Entwicklungsromans. Dass der Held, ein liebestrauriger Autor auf den Spuren Paul Nizons (der Name fällt nicht, aber Jessen vermutet es) so ganz und gar nicht angenehm rüberkommt, weil er mit den Charlie-Hebdo-Attentätern sympathisiert und einfach zu viel Lebensverdruss kultiviert, scheint Jessen verkraften zu können, zumal der Autor offenbar einen Erziehungsauftrag verfolgt und sein entspannter Plauderton täuscht, wie Jessen erkennt: Dahinter steckt wohl doch ein moralisches Konzept, wenngleich eins mit leichter "Unwucht", so Jessen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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