Nach wissenschaftstheoretischen und politischen Büchern, die ihn berühmt machten, begann Karl Popper mit der evolutionsgeschichtlichen Analyse von Erkennen und Wissen. Er unterschied deren subjektive Formen von den objektiven und erkannte, dass die falsche subjektive Erkenntnistheorie den Alltagsverstand seit Jahrhunderten beeinträchtigt hatte. Deshalb versucht er, uns erstens von dem falschen Induktionsschluss zu befreien, wonach das, was oft geschieht, immer geschieht, und zweitens von der falschen "Kübeltheorie" des Geistes, wonach alles Erkennen von Wahrnehmungen oder Beobachtungen ausgeht. Seiner neuen Erkenntnis- und Wissenstheorie zufolge sind objektives Erkennen und objektives Wissen auch ohne die subjektiven Vorgänge des Denkens und Lernens möglich. Eine zentrale Rolle spielt dabei die sprachliche Welt der Probleme und Theorien, eine real existierende "Welt 3", die nach Popper ein Produkt der Evolution ist: Darwins "Variation und Selektion" ist der Mechanismus, mit dem es allen Lebewesen gelingt, sich im Laufe des Generationenwechsels an eine ihren Wünschen und Präferenzen entsprechende Umwelt anzupassen oder sie für sich umzugestalten. Wie die Spinne das Netz, so hat der Mensch eine Sprachwelt erfunden, in der sich Gedanken, Theorien und Problemlösungen verfangen, die zum Teil nicht von ihm gemacht sind, sondern menschen-unabhängig in Welt 3 auf ihre Entdeckung warten. Infolge dieser Interaktion der Individuen mit der objektiven Welt des Geistes kann jeder Mensch weit über sich hinauswachsen. Der Band ist neu übersetzt und enthält sieben neue Anhänge.