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The marriages of desire . . .
From the multitalented and versatile Gloria Vanderbilt comes a passionate, sensual, witty, and puzzling tale of erotic obsession, beauty, and revenge, told in tandem by two women obsessed with the same man-and, ultimately, with each other.
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Talbot Bingham is a renowned architectural genius who, with his formidable wife, Priscilla, creates an architectural community. When he dies unexpectedly in the middle of their tenth wedding anniversary celebration, the devastated Priscilla is left keeper of the flame of Talbot's genius. Going through her husband's archives, she comes unexpectedly upon a pile of neatly tied letters, and the shocking secret of her husband's intimate life-a discovery that shatters the foundation of her soul and spirit.
Obsession explores the mysteries of the human heart and the nature of sexuality and obsession, provoking questions about whom we choose to love, and why. The reader is left to decide if the other woman represents another facet of Priscilla, or if Priscilla her-self has invented the other woman who completed the world her husband so recently inhabited?
The marriages of desire . . .
From the multitalented and versatile Gloria Vanderbilt comes a passionate, sensual, witty, and puzzling tale of erotic obsession, beauty, and revenge, told in tandem by two women obsessed with the same man-and, ultimately, with each other.
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Talbot Bingham is a renowned architectural genius who, with his formidable wife, Priscilla, creates an architectural community. When he dies unexpectedly in the middle of their tenth wedding anniversary celebration, the devastated Priscilla is left keeper of the flame of Talbot's genius. Going through her husband's archives, she comes unexpectedly upon a pile of neatly tied letters, and the shocking secret of her husband's intimate life-a discovery that shatters the foundation of her soul and spirit.
Obsession explores the mysteries of the human heart and the nature of sexuality and obsession, provoking questions about whom we choose to love, and why. The reader is left to decide if the other woman represents another facet of Priscilla, or if Priscilla her-self has invented the other woman who completed the world her husband so recently inhabited?
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2009Männer und die Folgen
Die New Yorker Society-Dame Gloria Vanderbilt hat einen Roman geschrieben, den wohl niemand von einer 85-Jährigen erwartet hätte. Es geht um Sadomaso-Sex
Nach dem viel zu frühen Tode ihres geliebten und gutaussehenden Ehemannes, eines überaus erfolgreichen Architekten, entdeckt die wunderschöne, trauernde Witwe Priscilla in dessen Arbeitszimmer eine Schachtel, in der sie - quel Schock! - Briefe einer Geliebten findet, die nicht ohne sind. Darin ist von Lust und Begierde die Rede, von diversen Sexpraktiken, die unter anderem auch Schläge und Dritte involvieren, sowie Kugeln, die in warmes Öl mit Minze und Pfeffer getaucht, rektal eingeführt werden - man kann sich vorstellen, dass Priscilla sich daraufhin erst einmal setzen muss.
"Obsession" heißt das Buch, das vor wenigen Tagen in Amerika erschien und über das die "New York Times" schrieb, es sei "das heißeste Buch, das je von einer Achtzigjährigen geschrieben wurde". Die Autorin ist Gloria Vanderbilt, 85, millionenschwere Erbin, frühes It-Girl der fünfziger Jahre, später Gelegenheitsschauspielerin, Modedesignerin, Autorin, Malerin. Über die literarische Qualität des Werks mochte der Rezensent der "New York Times" nicht so recht urteilen: Es sei manchmal nicht ganz klar, was gerade vor sich ginge, hieß es höflich, aber er schien froh, hinzufügen zu können, dass es erotische Literatur sei, keine Pornographie.
"Obsession" ist in etwa so erotisch wie die Maskenballszene aus Stanley Kubricks letztem Film "Eyes Wide Shut": Maskentragende Menschen exerzieren in ringsum verspiegelten Räumen puppenhaft steif die gängigen Soft-Sadomaso-Klischees durch. Ein Biss in eine Brustwarze, ein paar Hiebe auf den Allerwertesten, schon geht es dem Orgasmus entgegen, der selbstverständlich gewaltig ist. In einem ominösen Nachtclub in Brooklyn führt eine elegante Dame zahlkräftigen Herren willig dienende Schönheiten zu; eine von ihnen erwählt sich Priscillas Mann, der berühmte Architekt, zu seiner Hauptgespielin; natürlich verliebt sich diese in ihn, auf den letzten Seiten kommt es zum unausweichlichen Zusammentreffen von Witwe und Geliebter. Sie reißen sich die Masken vom Gesicht und liegen sich auch schon in den Armen. "And that, dear reader, is how obsession ends", so der letzte Satz des Romans "Obsession", der den Verdacht nahelegt, die Autorin selbst könnte beim Schreiben viel Spaß gehabt haben.
Gloria Vanderbilt gehört zum ungekrönten alten Adel New Yorks. Ihrem Ururgroßvater Cornelius gehörte einst, neben vielen anderen Dingen, die gesamte Grand Central Station; nach John D. Rockefeller war er der reichste Amerikaner, den es je gegeben hat. Als ihr Vater an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums starb, erbte die 15 Monate alte Gloria ein Millionenvermögen. Als Vormund wurde ihre Mutter eingesetzt, die eine Liebesbeziehung zu einer Frau unterhielt. Glorias Tante Gertrude Vanderbilt Whitney, ihrerseits Gründerin des Whitney-Museums, erstritt wegen dieses skandalösen Umstands in einem Prozess, der 1934 für sehr viel Aufsehen sorgte, das Sorgerecht für die damals neunjährige Gloria. Sie holte sie zu sich in ihr schickes Apartment am Washington Square Park, wo Gloria hinter halb zugezogenen, blassblauen Taftvorhängen zu einer der schönsten jungen Frauen New Yorks heranwuchs.
Mit siebzehn hatte Gloria genug vom Behütetwerden, zog nach Hollywood und heiratete, zum ersten Mal. Die Ehe mit dem Agenten Pat De Cicco hielt vier Jahre. Im Jahr der Scheidung folgte sogleich Ehemann Nummer zwei, der Dirigent Leopold Stokowski, den Gloria nicht zuletzt dafür bewunderte, dass er eine Affäre mit Greta Garbo gehabt hatte. Diese Ehe hielt immerhin zehn Jahre und brachte zwei Söhne hervor. Als Nächstes heiratete sie den Regisseur Sidney Lumet, auf den sieben Jahre später ihr vierter und bislang letzter Ehemann folgte, der Autor Wyatt Emory Cooper, der nach fünfzehn Jahren Ehe 1978 während einer Herzoperation starb. Von ihm bekam sie noch mal zwei Söhne; der Ältere der beiden nahm sich 1988 während eines psychotischen Anfalls das Leben: Vor den Augen seiner Mutter stürzte er sich von ihrem Balkon, die Wohnung lag im 13. Stock. Ihr jüngster Sohn, Anderson Cooper, sehr blass, sehr blond, ist heute Reporter bei CNN und sagte dort zum Beispiel vor wenigen Tagen die letzten Filmaufnahmen von Michael Jackson als sensationelle, weltweite Exklusiv-Meldung an.
Aber es gab natürlich nicht nur die Ehemänner. Da waren auch noch die vielen Affären mit Frank Sinatra, Roald Dahl, Howard Hughes oder Marlon Brando, mit dem sie allerdings nur eine einzige Nacht verbrachte. Über seinem Bett hatte er ein großes, silbern gerahmtes Foto von sich selbst hängen, was Gloria einigermaßen irritierte, auf dem Nachttisch stand ein weiteres. Als er sich den ganzen nächsten Tag nicht bei ihr meldete, sah sich die unglückliche Gloria dazu veranlasst, auf der Stelle etwas mit Gene Kelly anzufangen, den sie am Abend auf einer Party traf.
Über all ihre Männer hat Gloria Vanderbilt ein Buch geschrieben, "It Seemed Important at the Time - A Romance Memoir", das vor fünf Jahren in Amerika erschien und sich viel besser liest als ihr neues Werk. Natürlich, das eine ist autobiographisch, das andere Fiktion, aber um Sex geht es hier wie dort. Über einen ihrer Liebhaber schreibt sie, er sei der "Nijinsky des Cunnilingus": "Was mehr kann ein Mädchen wollen? Wir können nicht alles haben - oh, aber wir können es versuchen, wir können es versuchen." Dann gibt es diesen bekannten Fotografen, dessen Namen sie nicht nennt, weil er während ihrer fünfzehn Jahre dauernden Liaison hartnäckig verheiratet blieb und sie die Gefühle seiner Frau nicht auch noch in einem Buch verletzen möchte. "In den fünfzehn Jahren, die wir uns kannten, kam er nie ins Zimmer ohne eine Erektion (ich hoffe, das bringt Sie zum Lächeln)." Dieser Mann aber schaffte selbst Gloria Vanderbilt. Sie rät dringend davon ab, sich jemals auf einen verheirateten Mann einzulassen, der einen doch immer nur auf später vertröstet, dauernd mit Ausreden kommt und mit dem man noch nicht einmal telefonieren kann, wann es einem gerade einfällt. Nur ein einziges Mal rief Vanderbilt ihn zu Hause an: Sie hatte gerade Besuch von Nancy Reagan, mit der sie offenbar befreundet ist, und aus einer albernen Laune heraus wählte diese die Nummer des Fotografen und verlangte, als dessen Ehefrau ans Telefon ging, ihren Mann zu sprechen. Dann reichte sie Gloria den Hörer weiter. Natürlich praktisch, wenn man die Frau des Präsidenten als Komplizin hat.
"Nichts auf der Welt macht so viel Spaß wie Männer", zitiert Gloria Vanderbilt Dorothy Parker. Und nichts macht so viel Arbeit. Ein besonders anstrengendes Exemplar in ihrem Leben war der Therapeut, der sie nach vielen Jahren, in denen sie ihm so ziemlich alles anvertraut hatte, was sie bewegte, auch Geschäftliches, zusammen mit einem Anwalt um viele Millionen Dollar betrog; sie verlor damals auch die Rechte an ihrer Modelinie, vor allem als Designerin von Jeans hatte sie sich einen noch bekannteren Namen gemacht. Auch nicht ohne war die Freundschaft zu Truman Capote, von der ausgeschlossen werden kann, dass sie sexueller Natur war. Capote, von ihr "the tiny terror" genannt, modellierte seine Heldin aus "Frühstück bei Tiffany" nach dem Vorbild Vanderbilts und einer gemeinsamen Bekannten, Carol Marcus, so weit, so schmeichelhaft. Als er aber in seinem späteren Buch "Answered Prayers" Indiskretionen ausplauderte, war es mit der Freundschaft vorbei.
Was sonst noch geschah? Marilyn Monroe kam in schlabberigen Pullovern und ungeschminkt zu Partys bei Gloria Vanderbilt, nur etwas Vaseline auf den Augenlidern. Frank Sinatra schrieb ihr Gedichte auf Papierservietten. In ihrem Schauspielkurs waren Steve McQueen, Peter Falk, Sydney Pollack. Am Abend des berühmten Black-and-White-Balls von Truman Capote fand sie in dessen Badezimmer eine Bibel, in deren Seiten ein Loch ausgeschnitten war, in dem sich eine Schachtel voll Kokain verbarg.
Schwierig für eine Schriftstellerin. Wie soll man sich da etwas ausdenken können, das an das echte Leben herankommt?
JOHANNA ADORJÁN
Gloria Vanderbilt "Obsession - An Erotic Tale". Ecco / Harper Collins, 160 Seiten, 12,15 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die New Yorker Society-Dame Gloria Vanderbilt hat einen Roman geschrieben, den wohl niemand von einer 85-Jährigen erwartet hätte. Es geht um Sadomaso-Sex
Nach dem viel zu frühen Tode ihres geliebten und gutaussehenden Ehemannes, eines überaus erfolgreichen Architekten, entdeckt die wunderschöne, trauernde Witwe Priscilla in dessen Arbeitszimmer eine Schachtel, in der sie - quel Schock! - Briefe einer Geliebten findet, die nicht ohne sind. Darin ist von Lust und Begierde die Rede, von diversen Sexpraktiken, die unter anderem auch Schläge und Dritte involvieren, sowie Kugeln, die in warmes Öl mit Minze und Pfeffer getaucht, rektal eingeführt werden - man kann sich vorstellen, dass Priscilla sich daraufhin erst einmal setzen muss.
"Obsession" heißt das Buch, das vor wenigen Tagen in Amerika erschien und über das die "New York Times" schrieb, es sei "das heißeste Buch, das je von einer Achtzigjährigen geschrieben wurde". Die Autorin ist Gloria Vanderbilt, 85, millionenschwere Erbin, frühes It-Girl der fünfziger Jahre, später Gelegenheitsschauspielerin, Modedesignerin, Autorin, Malerin. Über die literarische Qualität des Werks mochte der Rezensent der "New York Times" nicht so recht urteilen: Es sei manchmal nicht ganz klar, was gerade vor sich ginge, hieß es höflich, aber er schien froh, hinzufügen zu können, dass es erotische Literatur sei, keine Pornographie.
"Obsession" ist in etwa so erotisch wie die Maskenballszene aus Stanley Kubricks letztem Film "Eyes Wide Shut": Maskentragende Menschen exerzieren in ringsum verspiegelten Räumen puppenhaft steif die gängigen Soft-Sadomaso-Klischees durch. Ein Biss in eine Brustwarze, ein paar Hiebe auf den Allerwertesten, schon geht es dem Orgasmus entgegen, der selbstverständlich gewaltig ist. In einem ominösen Nachtclub in Brooklyn führt eine elegante Dame zahlkräftigen Herren willig dienende Schönheiten zu; eine von ihnen erwählt sich Priscillas Mann, der berühmte Architekt, zu seiner Hauptgespielin; natürlich verliebt sich diese in ihn, auf den letzten Seiten kommt es zum unausweichlichen Zusammentreffen von Witwe und Geliebter. Sie reißen sich die Masken vom Gesicht und liegen sich auch schon in den Armen. "And that, dear reader, is how obsession ends", so der letzte Satz des Romans "Obsession", der den Verdacht nahelegt, die Autorin selbst könnte beim Schreiben viel Spaß gehabt haben.
Gloria Vanderbilt gehört zum ungekrönten alten Adel New Yorks. Ihrem Ururgroßvater Cornelius gehörte einst, neben vielen anderen Dingen, die gesamte Grand Central Station; nach John D. Rockefeller war er der reichste Amerikaner, den es je gegeben hat. Als ihr Vater an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums starb, erbte die 15 Monate alte Gloria ein Millionenvermögen. Als Vormund wurde ihre Mutter eingesetzt, die eine Liebesbeziehung zu einer Frau unterhielt. Glorias Tante Gertrude Vanderbilt Whitney, ihrerseits Gründerin des Whitney-Museums, erstritt wegen dieses skandalösen Umstands in einem Prozess, der 1934 für sehr viel Aufsehen sorgte, das Sorgerecht für die damals neunjährige Gloria. Sie holte sie zu sich in ihr schickes Apartment am Washington Square Park, wo Gloria hinter halb zugezogenen, blassblauen Taftvorhängen zu einer der schönsten jungen Frauen New Yorks heranwuchs.
Mit siebzehn hatte Gloria genug vom Behütetwerden, zog nach Hollywood und heiratete, zum ersten Mal. Die Ehe mit dem Agenten Pat De Cicco hielt vier Jahre. Im Jahr der Scheidung folgte sogleich Ehemann Nummer zwei, der Dirigent Leopold Stokowski, den Gloria nicht zuletzt dafür bewunderte, dass er eine Affäre mit Greta Garbo gehabt hatte. Diese Ehe hielt immerhin zehn Jahre und brachte zwei Söhne hervor. Als Nächstes heiratete sie den Regisseur Sidney Lumet, auf den sieben Jahre später ihr vierter und bislang letzter Ehemann folgte, der Autor Wyatt Emory Cooper, der nach fünfzehn Jahren Ehe 1978 während einer Herzoperation starb. Von ihm bekam sie noch mal zwei Söhne; der Ältere der beiden nahm sich 1988 während eines psychotischen Anfalls das Leben: Vor den Augen seiner Mutter stürzte er sich von ihrem Balkon, die Wohnung lag im 13. Stock. Ihr jüngster Sohn, Anderson Cooper, sehr blass, sehr blond, ist heute Reporter bei CNN und sagte dort zum Beispiel vor wenigen Tagen die letzten Filmaufnahmen von Michael Jackson als sensationelle, weltweite Exklusiv-Meldung an.
Aber es gab natürlich nicht nur die Ehemänner. Da waren auch noch die vielen Affären mit Frank Sinatra, Roald Dahl, Howard Hughes oder Marlon Brando, mit dem sie allerdings nur eine einzige Nacht verbrachte. Über seinem Bett hatte er ein großes, silbern gerahmtes Foto von sich selbst hängen, was Gloria einigermaßen irritierte, auf dem Nachttisch stand ein weiteres. Als er sich den ganzen nächsten Tag nicht bei ihr meldete, sah sich die unglückliche Gloria dazu veranlasst, auf der Stelle etwas mit Gene Kelly anzufangen, den sie am Abend auf einer Party traf.
Über all ihre Männer hat Gloria Vanderbilt ein Buch geschrieben, "It Seemed Important at the Time - A Romance Memoir", das vor fünf Jahren in Amerika erschien und sich viel besser liest als ihr neues Werk. Natürlich, das eine ist autobiographisch, das andere Fiktion, aber um Sex geht es hier wie dort. Über einen ihrer Liebhaber schreibt sie, er sei der "Nijinsky des Cunnilingus": "Was mehr kann ein Mädchen wollen? Wir können nicht alles haben - oh, aber wir können es versuchen, wir können es versuchen." Dann gibt es diesen bekannten Fotografen, dessen Namen sie nicht nennt, weil er während ihrer fünfzehn Jahre dauernden Liaison hartnäckig verheiratet blieb und sie die Gefühle seiner Frau nicht auch noch in einem Buch verletzen möchte. "In den fünfzehn Jahren, die wir uns kannten, kam er nie ins Zimmer ohne eine Erektion (ich hoffe, das bringt Sie zum Lächeln)." Dieser Mann aber schaffte selbst Gloria Vanderbilt. Sie rät dringend davon ab, sich jemals auf einen verheirateten Mann einzulassen, der einen doch immer nur auf später vertröstet, dauernd mit Ausreden kommt und mit dem man noch nicht einmal telefonieren kann, wann es einem gerade einfällt. Nur ein einziges Mal rief Vanderbilt ihn zu Hause an: Sie hatte gerade Besuch von Nancy Reagan, mit der sie offenbar befreundet ist, und aus einer albernen Laune heraus wählte diese die Nummer des Fotografen und verlangte, als dessen Ehefrau ans Telefon ging, ihren Mann zu sprechen. Dann reichte sie Gloria den Hörer weiter. Natürlich praktisch, wenn man die Frau des Präsidenten als Komplizin hat.
"Nichts auf der Welt macht so viel Spaß wie Männer", zitiert Gloria Vanderbilt Dorothy Parker. Und nichts macht so viel Arbeit. Ein besonders anstrengendes Exemplar in ihrem Leben war der Therapeut, der sie nach vielen Jahren, in denen sie ihm so ziemlich alles anvertraut hatte, was sie bewegte, auch Geschäftliches, zusammen mit einem Anwalt um viele Millionen Dollar betrog; sie verlor damals auch die Rechte an ihrer Modelinie, vor allem als Designerin von Jeans hatte sie sich einen noch bekannteren Namen gemacht. Auch nicht ohne war die Freundschaft zu Truman Capote, von der ausgeschlossen werden kann, dass sie sexueller Natur war. Capote, von ihr "the tiny terror" genannt, modellierte seine Heldin aus "Frühstück bei Tiffany" nach dem Vorbild Vanderbilts und einer gemeinsamen Bekannten, Carol Marcus, so weit, so schmeichelhaft. Als er aber in seinem späteren Buch "Answered Prayers" Indiskretionen ausplauderte, war es mit der Freundschaft vorbei.
Was sonst noch geschah? Marilyn Monroe kam in schlabberigen Pullovern und ungeschminkt zu Partys bei Gloria Vanderbilt, nur etwas Vaseline auf den Augenlidern. Frank Sinatra schrieb ihr Gedichte auf Papierservietten. In ihrem Schauspielkurs waren Steve McQueen, Peter Falk, Sydney Pollack. Am Abend des berühmten Black-and-White-Balls von Truman Capote fand sie in dessen Badezimmer eine Bibel, in deren Seiten ein Loch ausgeschnitten war, in dem sich eine Schachtel voll Kokain verbarg.
Schwierig für eine Schriftstellerin. Wie soll man sich da etwas ausdenken können, das an das echte Leben herankommt?
JOHANNA ADORJÁN
Gloria Vanderbilt "Obsession - An Erotic Tale". Ecco / Harper Collins, 160 Seiten, 12,15 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"In her new novel, Gloria Vanderbilt has created a remarkable tapestry of human passion--an interior world of highly charged erotic mysteries that teasingly suggest, but ever elude, decoding. OBSESSION is a poetic tale on the nature of possession and obsession." Joyce Carol Oates