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Caius Dobrescu und sein Übersetzer aus dem Rumänischen, Gerhardt Csejka erhalten für den Band "Ode an die freie Unternehmung", den mit 15.500 Euro dotierten Preis der Stadt Münster für Europäische Poesie 2009. Die Jury ist überzeugt davon, mit dem 1966 in Brasov (Kronstadt)/Siebenbürgen geborenen Caius Dobrescu einen der originellsten, ästhetisch und intellektuell wagemutigsten Autoren nicht nur der jüngeren rumänischen Literatur auszuzeichnen. Mit dem 1945 in Zabrani (Guttenbrunn) im rumänischen Banat geborenen Gerhard Csejka, der seit 1986 in Deutschland lebt, würdigt die Jury einen der…mehr

Produktbeschreibung
Caius Dobrescu und sein Übersetzer aus dem Rumänischen, Gerhardt Csejka erhalten für den Band "Ode an die freie Unternehmung", den mit 15.500 Euro dotierten Preis der Stadt Münster für Europäische Poesie 2009. Die Jury ist überzeugt davon, mit dem 1966 in Brasov (Kronstadt)/Siebenbürgen geborenen Caius Dobrescu einen der originellsten, ästhetisch und intellektuell wagemutigsten Autoren nicht nur der jüngeren rumänischen Literatur auszuzeichnen. Mit dem 1945 in Zabrani (Guttenbrunn) im rumänischen Banat geborenen Gerhard Csejka, der seit 1986 in Deutschland lebt, würdigt die Jury einen der profiliertesten Übersetzer aus dem Rumänischen, der unter anderem durch die Übertragung von Werken Mircea Eliades und Mircea Cartarescus hervorgetreten ist. Der von der Jury als preiswürdig erkannte Band "Ode an die freie Unternehmung", bei dem es sich um die erste deutschsprachige Buchpublikation Caius Dobrescus handelt, enthält 35 Gedichte, deren jedes seinerseits den Titel "Ode an die freie Unternehmung" trägt. (Aus der Begründung der Jury)
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Autorenporträt
Caius Dobrescu, geboren 1966 in Brasov (Kronstadt)/Siebenbürgen, Studium der modernen Philologie (Rumänisch/Englisch) an der Universität Bukarest (Abschluß 1988), unterrichtet an der »Transilvania«-Universität in Brasov Vergleichende Literatur und Geistesgeschichte der frühen Neuzeit. Er begann als Lyriker, hat aber auch einen Roman und mehrere Essaybände vorgelegt, die ihn als einen der originellsten, ästhetisch und intellektuell wagemutigsten Autoren der jüngeren rumänischen Literatur ausweisen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.10.2009

Versuche, die Ungewissheit zu durchlöchern
Unsichtbare Hände am Kreuzweg aller Möglichkeiten: Caius Dobrescus „Ode an die freie Unternehmung”
In der Wirtschaft, denkt man, geht es vor allem um Zahlen. Die Moderatoren der abendlichen Börsennachrichten allerdings wirken, als wäre ihnen nichts wichtiger als eine möglichst blumige und bildreiche Sprache, als dienten Kurse und Kursverluste vor allem dazu, ihrem sprachlichen Erfindungsreichtum ein Sprungbrett zu schaffen. Doch nicht nur Fernsehjournalisten mit BWL-Studium, auch angesehene Wirtschaftstheoretiker suchen immer wieder, ihre Überlegungen – Diagramme hin, Statistiken her – auch mit sprachlichen Mitteln anschaulich zu machen. Berühmtestes Beispiel für eine solche Arbeit an der Metapher ist Adam Smiths Formulierung von der „unsichtbaren Hand”. Wenn diese nun immer wieder in der „Ode an die freie Unternehmung” des rumänischen Lyrikers Caius Dobrescu auftaucht, dann jedoch nicht, weil der Dichter die Poesie der Wirtschaftstheorie entdeckt zu haben glaubt. Ihn interessieren vielmehr die ihr inhärenten Fragen nach Glauben, Freiheit und Wissen. Diese werden, da es auch auf das gesellschaftliche Zusammenleben im allgemeinen bezogen ist, im Bild der „unsichtbaren Hand” besonders virulent: „Und er spürte damals noch etwas: daß jene Hand/ nicht nur, wie die meisten es zu verstehen beliebten,/ die Hand war, aus der immer wieder von neuem die/ Würfel fielen, sondern, daß sie auch, wenn man an ihr zupfte,/ die einzige Saite unseres Inneren zum Erbeben und damit zum Dasein/ brachte.”
„Nun gut”, fährt Dobrescu fort, „dies war genau der Augenblick, da/ oben auf der Spitze eines schottischen Hügels in einem gewissen Smith/ aus Kirkaldy, Schottland,/ kein anderer als der Erste Adam/ plötzlich erneut die Augen aufschlug.” Nicht nur Adam Smith, auch Friedrich Hayek, Max Weber und Werner Sombart geistern durch Dobrescus Ode, Letzterer mit besonders viel Getöse: „Es ist Sombart! Das ist sein Klang! In diesen Wäldern hier,/ heißt es, soll er sich’s heimisch gemacht haben./ Es ist Sombart, ja, Sombart, der da unter den Bäumen sein Gebrüll hören lässt,/ er ist es, der königliche umflorte einsame Ur”.
35 Gedichte umfasst Dobrescus erster auf Deutsch erschienener Gedichtband, 35 „Oden an die freie Unternehmung”, und mit jeder Ode stellt er diese Freiheit erneut unter Beweis; jede nämlich könnte, so eigenständig sind sie in Ton und Form, auch für sich stehen. Es handelt sich, kurz gesagt, nicht um programmatische, planvolle Dichtung, sondern um hartnäckige Versuche, die „Ungewissheit zu durchlöchern”.
Wissen erscheint bei Dobrescu zweifelhaft, das Wissen der Poesie ebenso wie das Wissen der Wirtschaftstheorie. Dieses Unwissen aber macht der 1966 im siebenbürgischen Kronstadt geborene Dobrescu in seiner Lyrik produktiv. „Dubito ergo sum” könnte als Motto über seiner Dichtung stehen. Sie lebt aus „der Spannung am Kreuzweg/ sämtlicher Möglichkeiten”. Statt Gewissheiten sucht Dobrescu mit seinen Gedichten Momentaufnahmen zu machen – Momentaufnahmen des Geistes.
Man könnte seine Lyrik, würde das nicht gar zu trocken klingen, Gedankenlyrik nennen. In ihr glüht das Feuer des unermüdlichen Forschers, desjenigen, der in den Zwischenräumen, die sich zwischen „Blättern” und „Banknoten” auftun, Ausschau hält nach Lichtfürzen, Mad Max und nicht zuletzt nach jener „unsichtbaren Hand”, deren Existenz, gerade in Zeiten der Krise, nicht allzu gewiss sein dürfte. Was bleibt, ist „der Zweifel als Vibration, als Musik”. Dass man dieser auch auf Deutsch gebannt lauschen kann, dafür hat Gerhardt Csejka gesorgt.
TOBIAS LEHMKUHL
CAIUS DOBRESCU: Ode an die freie Unternehmung. Übersetzt von Gerhardt Csejka. Daedalus Verlag, Münster 2009. 48 Seiten, 9 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "Versuche, die Ungewissheit zu durchlöchern" hat Rezensent Tobias Lehmkuhl die 35 Oden an die "freie Unternehmung" des rumänischen Lyrikers Caius Dobrescu gelesen. Jedes der Gedichte scheint ihm in Ton und Form überaus eigenständig. Er charakterisiert sie als "Momentaufnahmen des Geistes", die um die auch in den Wirtschaftswissenschaften verborgenen Fragen nach Glauben, Wissen und Freiheit kreisen, um die "unsichtbare Hand", um Denker wie Adam Smith, Friedrich Hayek, Max Weber und Werner Sombart. Lob gebührt nach Lehmkuhl dem Übersetzer Gerhardt Csejka, der dafür gesorgt hat, dass man den Gedichten auch auf Deutsch "gebannt lauschen" kann.

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