Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2,0, Universität Paderborn (Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Robinsonaden, Sprache: Deutsch, Abstract: Der im achten Jahrhundert vor Christus entstandene Erzählepos Odyssee von Homer ist neben der Ilias eines der berühmtesten Werke des griechischen Altertums und nimmt bis heute einen starken Einfluss auf die Weltliteratur ein. In vierundzwanzig Gesängen werden die Abenteuer und Erlebnisse des listenreichen Odysseus erzählt, der nach dem Sieg im zehn-jährigen Trojanischen Krieg nicht die Heimkehr antreten kann, sondern zusätzliche zehn Jahre auf dem Meer herumirrt, bis er schließlich durch Athenes Hilfe den Weg in sein Königreich Ithaka findet. Dort angekommen muss er weitere Aufgaben meistern, um in einem radikalen Freiermord sein herrschaftliches Ansehen und seine Familie zurückzuerobern. Der 1917 veröffentlichte Roman Robinson Crusoe von Daniel Defoe hat ebenfalls mit seinen Abenteuergeschichten, insbesondere aber mit dem isolierten Inseldasein und einhergehenden Überlebenskampf Weltliteraturstatus erworben. Mit dem Eingang der Gattungstheorie ist Defoes Werk in der Forschung als erste Robinsonade bekannt. Damit schließt sich eine frühere literarische Robinson-Existenz nahezu aus. Doch weist die Odyssee einige Elemente auf, die die Frage aufkommen lässt, ob Defoe bewusst oder unbewusst Bezüge zum Homerischen Epos gelegt hat. Beide Protagonisten, Odysseus und Robinson, pflegen einen deutlichen Hang zum weiten Meer sowie zur Schifffahrt und müssen durch ihre Erlebnisse auf der See mit einer langjährigen Insel-Abgeschiedenheit von der Außenwelt büßen, wenn auch sehr unterschiedlich verbringend. Auch die Denkweisen und Charaktereigenschaften der beiden Figuren lassen sich sehr anschaulich miteinander in Bezug setzen. Der direkte Vergleich der beiden Werke eröffnet deshalb neue interessante Zusammenhänge und vor allem Erkenntnisse, durch die beide Werke im Nachhinein noch einmal neu gelesen werden könnten. Meine Fragestellung lautet deshalb: Ist Odysseus wohl möglich der erste Robinson, wie er als solcher in der ausgewiesenen Gattung zu verstehen ist? Mein Anliegen in der vorliegenden Arbeit ist es, beide Hauptcharaktere unter thematischen und motivischen Gesichtspunkten miteinander zu vergleichen, um herauszufinden, ob Odysseus wohl möglich der erste als Robinson ausgewiesene Typus ist. Dabei werde ich zunächst den Schwerpunkt auf räumliche und zeitliche Motive wie das Meer und die Insel setzen. Im zweiten Teil möchte ich mich mit psychischen, körperlichen und charakterlichen Eigenschaften befassen, um in Anschluss daran mein Fazit ziehen zu können.
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