Lebe wild und emissionsfrei!
Peter Unfried war ein lebensfroher Hedonist, der Ökos verachtete, wie sich das gehörte. Eines Tages stand er vor der Aufgabe, sein schönes Leben zu ökologisieren.
An einem Sommertag des Jahres 2006 war es so weit: Peter Unfried kam aus der Nachmittagsvorstellung. Seufzte. Und wusste: Mist, es muss sich etwas ändern. Nicht, dass er vor Al Gores Dokumentarfilm"Eine unbequeme Wahrheit"noch nie von der Klimakatastrophe gehört hätte. Selbstverständlich hatte er sich damit beschäftigt; aber unkoordiniert und theoretisch, wie man es mit vielem macht. Nach dem Motto: Sicher wichtig, aber man hat ja auch noch anderes zu tun. "Öko"schildert eine beispielhafte Entwicklung vom gedankenlosen Genießer zum bewussten Konsumenten, der beherzt an seiner persönlichen Energiewende arbeitet. Seine amüsant-aufklärerische Öko-Fibel liefert nebenbei ganz konkrete Handlungsmöglichkeiten:
Welches Auto? Welcher Strom? Welcher Kühlschrank? Wie kann das eigene Haus aussehen? Der Satz"Ich allein kann ja sowieso nichts gegen den Klimawandel tun"gilt nicht mehr.
Fakt ist: Ich kann etwas tun. Und Spaß dabei haben.
Peter Unfried war ein lebensfroher Hedonist, der Ökos verachtete, wie sich das gehörte. Eines Tages stand er vor der Aufgabe, sein schönes Leben zu ökologisieren.
An einem Sommertag des Jahres 2006 war es so weit: Peter Unfried kam aus der Nachmittagsvorstellung. Seufzte. Und wusste: Mist, es muss sich etwas ändern. Nicht, dass er vor Al Gores Dokumentarfilm"Eine unbequeme Wahrheit"noch nie von der Klimakatastrophe gehört hätte. Selbstverständlich hatte er sich damit beschäftigt; aber unkoordiniert und theoretisch, wie man es mit vielem macht. Nach dem Motto: Sicher wichtig, aber man hat ja auch noch anderes zu tun. "Öko"schildert eine beispielhafte Entwicklung vom gedankenlosen Genießer zum bewussten Konsumenten, der beherzt an seiner persönlichen Energiewende arbeitet. Seine amüsant-aufklärerische Öko-Fibel liefert nebenbei ganz konkrete Handlungsmöglichkeiten:
Welches Auto? Welcher Strom? Welcher Kühlschrank? Wie kann das eigene Haus aussehen? Der Satz"Ich allein kann ja sowieso nichts gegen den Klimawandel tun"gilt nicht mehr.
Fakt ist: Ich kann etwas tun. Und Spaß dabei haben.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.07.2008Genussvoll ein Öko sein
Als er im Sommer 2006 aus einem kalifornischen Kino kam, wo er „Eine unbequeme Wahrheit” von Al Gore gesehen hatte, ging Peter Unfried ein Licht auf. Es sei eine lebensverändernde Bewusstseinserweiterung gewesen, Unfried orientierte sich neu: vom bewusst gleichgültigen Hedonisten zum bewussten, fröhlichen und genussorientierten neuen Öko. So stellt er seine Wandlung dar.
Unfried, Jahrgang 1963 und stellvertretender Chefredakteur der Berliner Tageszeitung taz, schreibt, als ob er einem gegenübersitzt und augenzwinkernd aus dem Leben plaudert. Humorvoll erzählt er Anekdoten, erklärt die Unterschiede zwischen Bio-Yuppies, neuen Ökos und Lohas: Das sind Menschen, die einen Lebensstil auf der Basis von Gesundheit und Nachhaltigkeit pflegen (Lifestyle of Health and Sustainability).
Er offenbart seine Zweifel, Gewissensbisse und Skrupel beim Konsum und gibt ökologisch unkorrekte Ausreißer und unlogische Rückfälle in alte Lebensweisen zu. Nur stellenweise wird Unfried etwas krampfig, und wie das häufig so ist mit intelligenten Plauderern, manchmal schwätzt und schwadroniert er über sein Hybridauto herum, bis es lästig wird.
Was ist ein neuer Öko? Ein konsequenter, bewusster Konsument, der auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achtet und sich dabei wohlfühlen möchte. Anders ausgedrückt: Er interessiert sich für bessere, also natürliche und die Umwelt schonendere Produkte, nimmt dadurch Einfluss auf den Markt und bereichert seinen Alltag. Denn, und dieser Rückschluss ist durchaus pfiffig: Wer ein Produkt als Ganzes ablehnt, kann keinen Einfluss auf den Markt nehmen. Mit heiterer Selbstironie beschreibt Unfried die Probleme von der Konsumorientierung bis zur Kaufentscheidung, beispielsweise bei der Anschaffung eines Kühlschranks A++, der sich ökonomisch und ökologisch rechnet.
Es ist vergnüglich mitzuerleben, wie Unfried den Wechsel seines Stromanbieters betrieben hat, wie er sich, übrigens vergeblich, für die energetische Sanierung seines Wohnhauses einzusetzen versuchte, was er alles anstellte, um den von ihm mitverursachten CO2-Ausstoß eines Kalifornien-Flugs zu kompensieren und wie er sich an einer Dach-Photovoltaikanlage beteiligen wollte, ohne viel Geld auszugeben und trotzdem möglichst hohe Erlöse aus dem Stromverkauf an den lokalen Versorger zu erzielen.
Amüsant ist auch das Kapitel über Unfrieds Sohn, der ständig mit einem Trikot des VfB Stuttgart herumläuft, auf dem hinten Mario Gomez steht und vorne EnBW. Ist das zu akzeptieren, Fan des Vereins zu sein, der von einem Atom- und Kohlestromkonzern unterstützt wird, der mit allen Tricks die Energiewende verhindern will? Vater Unfried, selbst Anhänger des in dieser Hinsicht auch nicht ganz astreinen SC Freiburg mit Energieunternehmen Badenova als Sponsor, muss schwer schlucken.
Warum, so fragt er, wagen sich denn nicht genügend grüne Unternehmen auf den Sympathie-Werbemarkt? Warum lassen sich so wenige Prominente einspannen für die gute Idee? Würden Franz Beckenbauer oder Franz Josef Wagner, Iris Berben oder Marianne und Michael für Naturprodukte aus fairem Handel, für Wasserkraft oder für Solardächer werben – könnten sie nicht ein breites Publikum für das Klimathema und für einen anderen Lebensstil begeistern?
Nach der anregenden Lektüre des Buchs wird es Zeit, sich den Lieblingskartoffelsalat des Autoren, den steirischen Bio-Salat von Plus, zu besorgen und dazu ein Neumarkter Lammsbräu Bioweißbier zu trinken, welches „das beste Bier ist, nicht weil es Bio ist”. Übrigens: Diese Rezension wurde auf einem PC verfasst, der mit Ökostrom von EWS Schönau gespeist wird. Helmut Lölhöffel
Peter Unfried: Öko. Al Gore,
der neue Kühlschrank und ich.
Dumont Verlag, Köln 2008,
239 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Als er im Sommer 2006 aus einem kalifornischen Kino kam, wo er „Eine unbequeme Wahrheit” von Al Gore gesehen hatte, ging Peter Unfried ein Licht auf. Es sei eine lebensverändernde Bewusstseinserweiterung gewesen, Unfried orientierte sich neu: vom bewusst gleichgültigen Hedonisten zum bewussten, fröhlichen und genussorientierten neuen Öko. So stellt er seine Wandlung dar.
Unfried, Jahrgang 1963 und stellvertretender Chefredakteur der Berliner Tageszeitung taz, schreibt, als ob er einem gegenübersitzt und augenzwinkernd aus dem Leben plaudert. Humorvoll erzählt er Anekdoten, erklärt die Unterschiede zwischen Bio-Yuppies, neuen Ökos und Lohas: Das sind Menschen, die einen Lebensstil auf der Basis von Gesundheit und Nachhaltigkeit pflegen (Lifestyle of Health and Sustainability).
Er offenbart seine Zweifel, Gewissensbisse und Skrupel beim Konsum und gibt ökologisch unkorrekte Ausreißer und unlogische Rückfälle in alte Lebensweisen zu. Nur stellenweise wird Unfried etwas krampfig, und wie das häufig so ist mit intelligenten Plauderern, manchmal schwätzt und schwadroniert er über sein Hybridauto herum, bis es lästig wird.
Was ist ein neuer Öko? Ein konsequenter, bewusster Konsument, der auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achtet und sich dabei wohlfühlen möchte. Anders ausgedrückt: Er interessiert sich für bessere, also natürliche und die Umwelt schonendere Produkte, nimmt dadurch Einfluss auf den Markt und bereichert seinen Alltag. Denn, und dieser Rückschluss ist durchaus pfiffig: Wer ein Produkt als Ganzes ablehnt, kann keinen Einfluss auf den Markt nehmen. Mit heiterer Selbstironie beschreibt Unfried die Probleme von der Konsumorientierung bis zur Kaufentscheidung, beispielsweise bei der Anschaffung eines Kühlschranks A++, der sich ökonomisch und ökologisch rechnet.
Es ist vergnüglich mitzuerleben, wie Unfried den Wechsel seines Stromanbieters betrieben hat, wie er sich, übrigens vergeblich, für die energetische Sanierung seines Wohnhauses einzusetzen versuchte, was er alles anstellte, um den von ihm mitverursachten CO2-Ausstoß eines Kalifornien-Flugs zu kompensieren und wie er sich an einer Dach-Photovoltaikanlage beteiligen wollte, ohne viel Geld auszugeben und trotzdem möglichst hohe Erlöse aus dem Stromverkauf an den lokalen Versorger zu erzielen.
Amüsant ist auch das Kapitel über Unfrieds Sohn, der ständig mit einem Trikot des VfB Stuttgart herumläuft, auf dem hinten Mario Gomez steht und vorne EnBW. Ist das zu akzeptieren, Fan des Vereins zu sein, der von einem Atom- und Kohlestromkonzern unterstützt wird, der mit allen Tricks die Energiewende verhindern will? Vater Unfried, selbst Anhänger des in dieser Hinsicht auch nicht ganz astreinen SC Freiburg mit Energieunternehmen Badenova als Sponsor, muss schwer schlucken.
Warum, so fragt er, wagen sich denn nicht genügend grüne Unternehmen auf den Sympathie-Werbemarkt? Warum lassen sich so wenige Prominente einspannen für die gute Idee? Würden Franz Beckenbauer oder Franz Josef Wagner, Iris Berben oder Marianne und Michael für Naturprodukte aus fairem Handel, für Wasserkraft oder für Solardächer werben – könnten sie nicht ein breites Publikum für das Klimathema und für einen anderen Lebensstil begeistern?
Nach der anregenden Lektüre des Buchs wird es Zeit, sich den Lieblingskartoffelsalat des Autoren, den steirischen Bio-Salat von Plus, zu besorgen und dazu ein Neumarkter Lammsbräu Bioweißbier zu trinken, welches „das beste Bier ist, nicht weil es Bio ist”. Übrigens: Diese Rezension wurde auf einem PC verfasst, der mit Ökostrom von EWS Schönau gespeist wird. Helmut Lölhöffel
Peter Unfried: Öko. Al Gore,
der neue Kühlschrank und ich.
Dumont Verlag, Köln 2008,
239 Seiten, 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Löblich, aber nicht durchgehend überzeugend fand Rezensentin Christiane Grefe den vorliegenden Versuch, das "klimataugliche Leben" seiner "Sackleinenhaftigkeit" zu entkleiden. Zwar findet sie die geschilderte Verwandlung des Autors zum "neuen Öko" nicht unspannend. Mitunter fällt ihr aber ein eher verkrampftes Verhältnis des Autors zum Anekdotenwesen unangenehm auf. Dieser schlechte Eindruck wird allerdings schnell durch die Ergebnisoffenheit der Selbstuntersuchung wieder aufgewogen. Und durch die Tatsache, dass die Rezensentin Peter Unfrieds Überlegungen zu den Widersprüchen von Genuss und Ökologie insgesamt eher amüsant und ansteckend fand.
© Perlentaucher Medien GmbH
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