Armut, ein globales und menschheitsgeschichtliches Phänomen, zählt zu den drängendsten Problemen der Gegenwart. Doch jenseits politischer Diskurse und medialer Skandalisierungen scheinen Not, Mangel und Ausgrenzung kaum ein ästhetisches Recht beanspruchen zu können. Die Gleichsetzung von ästhetischem und materiellem Vermögen wird indes bereits in der Antike kritisch reflektiert. Dass auch in der deutschsprachigen Literatur unschöne Armut und schöne Literatur nicht notwendig im Widerspruch zueinander stehen, belegen die Autorinnen und Autoren des Bandes. Die Beiträge rücken die produktive Spannung zwischen den materiellen Bedingungen und ihren ästhetischen Transformationen als vielgestaltige Ökonomien der Armut in den Blick. Nicht zuletzt stellt sich mit der Frage nach den sozialen Verhältnissen in der Literatur auch diejenige nach einem social turn in den Kulturwissenschaften.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Ansgar Werner nimmt einen längeren Anlauf durch die (schmale) Geschichte der Darstellung von Armut in der Literatur von Goethe bis Eugene Sue, bevor er auf diesen Sammelband, der eben diesem Thema gewidmet ist, zu sprechen kommt. Um Goethe und seinen Spagat zwischen Dichtung und Finanzministeramt geht es in Justus Fetschers Beitrag; Herausgeberin Elke Brüns beschäftigt sich mit der Armut im "Anton Reiser" des Karl Philipp Moritz; Jan Süselbeck schildert die Klagen über zu wenig Geld in Dichtung, Wahrheit, Leben und Werk von Arno Schmidt, der für ein Grundeinkommen für Dichter plädierte: "ein monatliches Fixum von 500 Mark, je Frau und Kind weitere 200". Auch wenn er es im wesentlichen beim Referat ausgewählter Aufsätze belässt: Es macht ganz den Eindruck, als habe Rezensent Ansgar Warner diesen Band mit Gewinn gelesen, metaphorisch gesprochen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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