Es gibt kulturelle, ästhetische und politische Handlungsformen, die einer Ökonomie der Zurückhaltung folgen. Handlung erscheint hier nicht nur als freiwilliges, affirmatives Tun, sondern auch als Zusammenspiel von Sich-Zurückhalten (Zaudern, Zögern, Diskretion) und Zurückgehalten-Werden (Nicht-Können, Nicht-Dürfen). Die interdisziplinären Beiträge des Bandes untersuchen ein diskursives Feld entlang der Begriffe Abstinenz, Diskretion, Reserviertheit und Beschränkung mit einem doppelten Fokus: der Askese als innerer, selbst auferlegter Zurückhaltung und der Restriktion als äußerem Zurückgehalten-Werden. Mit Beiträgen u.a. von Giorgio Agamben, Bazon Brock, SybilleKrämer, Thomas Macho und Joseph Vogl.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das Raffinement der Zurückhaltung klingt zumindest Ralf Konersmann nicht mehr ganz so raffiniert im Ohr. Konferenzkekse kennt doch inzwischen jedes Kind, meint er. Recht hat er, und auch ihre Instrumentalisierung im Sinne der Produktivitätssteigerung. Dass nun einer wie Agamben da einen blinden Fleck zu haben scheint und in seinem Beitrag für den von Barbara Gronau und Alice Lagaay herausgegebenen Band ausgerechnet mittelalterliches Klosterleben als Mobilisierung begreift, ist Konersmann ein Rätsel. Schade, wenn sich ausgerechnet daran auch andere Beiträger ein Beispiel nehmen, findet der Rezensent, der auf der Unterscheidung von geistiger Einkehr und Konferenzkeks beharrt. Umso besser allerdings gefallen ihm philosophische Tiefenbohrungen wie sie Andreas Hiepko im Band vornimmt, wenn er sich terminologisch an Rousseau abarbeitet und dem Rezensenten so eine ganze "Ideenlandschaft" eröffnet.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»In einer Zeit, die der zweifelhaften Figur des Wutbürgers zu ihrem historischen Auftritt verholfen hat, können diejenigen nicht ganz falsch liegen, die das Raffinement der Zurückhaltung im Spiel halten wollen.« Ralf Konersmann, Süddeutsche Zeitung, 19.01.2011 Besprochen in: GERMANISTIK, 51/3-4 (2010)