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Produktdetails
  • Verlag: Metropol
  • Seitenzahl: 397
  • Erscheinungstermin: 8. Mai 2008
  • Deutsch
  • Abmessung: 240mm
  • Gewicht: 668g
  • ISBN-13: 9783938690840
  • ISBN-10: 3938690844
  • Artikelnr.: 23421669

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2009

Soziale Professoren
Ein anregender Bericht aus der akademischen Provinz

In Zeiten der Krise ist der Ruf nach sozialer Verantwortung allenthalben zu hören. Aufgerufen ist das soziale Gewissen von Unternehmern und Managern ebenso wie das von Konsumenten und Politikern - doch nur selten kommt dabei die Zunft in den Blick, die gern selbst in der ersten Reihe der Mahner steht: die Professoren. Dass diese zuweilen auch mehr waren als Mahner, kann man nun in der gut lesbaren und lesenswerten Habilitationsschrift des an der TU Braunschweig lehrenden Historikers Matthias Steinbach studieren.

Mit seinem Bericht aus der "akademischen Provinz" - so seine liebenswerte Umschreibung für das Jena der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - kommen Persönlichkeiten in den Blick, denen die soziale Frage ihrer Zeit nicht nur Anlass zur wissenschaftlichen Reflexion, sondern auch Grund zur politischen Tat war. Am bekanntesten ist sicherlich das Wirken des "Unternehmerprofessors" und Miteigentümers der Zeiss-Werke, Ernst Abbe. Seine Einführung des Achtstundenarbeitstages, durchaus auch aus betriebswirtschaftlichem Kalkül heraus, ist hier ebenso anzuführen wie sein Engagement für die "Lesehallenbewegung", ganz nach dem Vorbild des Stahlmagnaten Andrew Carnegie, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten über 100 Bibliotheken gründete.

Doch nicht nur Abbe, der selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammte und um die Schwierigkeiten des sozialen Aufstiegs wusste, sondern eine große Zahl weiterer Jenaer Professoren waren kommunalpolitische Akteure, unter ihnen nicht wenige Ökonomen. So räumt Steinbach en passant mit einem hartnäckigen Vorurteil gegen über den "Kathedersozialisten" um Gustav Schmoller auf. Viele von ihnen haben Sozialpolitik eben nicht nur vom Katheder aus doziert, sondern in ihrem Umfeld auch soziale Verantwortung praktiziert. Bereits 1826 gründete der Agrarökonom Friedrich Gottlob Schulze das Jenaer Landwirtschaftliche Institut, das er mit seinem alljährlich stattfindenden öffentlichen Probepflügen mit den neuesten Maschinen, Kursen zum Hufbeschlag, zur Schafzucht und Wollkunde mit Leben füllte.

Was heute wie eine unterhaltsame Anekdote klingen mag, war ein Reformprojekt ersten Ranges: Landwirten die Pforten zur (akademischen) Bildung zu öffnen war ein klares sozialpolitisches Signal in einer Gesellschaft, in der die Landbevölkerung immer noch den weitaus größten Teil der Bevölkerung stellte. In Steinbachs Buch findet sich eine Vielzahl anschaulicher und konkreter Projekte von Professoren, deren durchgängiges Ziel es war, Mittel und Wege zu finden, die Bildung - in heutiger Diktion - der "bildungsfernen Schichten" zu verbessern. Ein Projekt, das wenig an Aktualität verloren hat.

NILS GOLDSCHMIDT

(Universität der Bundeswehr München und Walter Eucken Institut, Freiburg)

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Respektvoll, aber wenig kommentierend schreibt Gert Lange über Matthias Steinbachs historische Auseinandersetzung mit sozialen Bildungsreformen und politischen Auswirkungen zwischen Frühaufklärung und Zweitem Weltkrieg. Er nennt das Buch "eine exzellente Studie regionaler Bildungspolitik", die genau und dezidiert über das Thema aufkläre. Außer dass er sich eine reflektiertere Begriffsklärung des von Steinbach eingeführten Begriffs "Professorensozialismus" gewünscht hätte, hat Lange nichts zu bemängeln und resümiert stattdessen die Inhalte des Buchs. Hier wolle Steinbach am Beispiel der Universität Jena aufzeigen, dass es durchaus Professoren mit sozialem Engagement und sozialpädagogischer Initiative gegeben habe, die die Bildungslandschaft erheblich beeinflussen konnten. Jena stelle ein gutes Beispiel dar, weil hier "wesentliche Impulse für die bürgerliche Reformpädagogik ausgingen": diese seien einem elitären Netzwerk geschuldet, dass sich um die Jahrhundertwende bildete und unter Friedrich Nauman und dem nationalsozialen Verein einen Höhepunkt fand. Doch aus sozial-libertären Bemühungen wurde ein Konzept, das im Grunde gegen egalitäre Bewegungen und dem damaligen Ruf des "Professorensozialismus" arbeitete: "Durch Volkswohlfahrt und Volksbildung sollten revolutionäre Systemveränderungen verhindert werden", fasst Lange zusammen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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