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Im Sommer 1825 machte sich der junge Joseph Kyselak, Akzessist in der Hofkammer-Registratur, von Wien aus auf zu einer Wanderung durch Österreich, Bayern, Südtirol und Slowenien und hielt seine Beobachtungen und Erfahrungen anschließend in einem heute noch höchst lesenswerten Bericht fest. Er unternahm diese Reise zu Fuß und per Schiff, mit leichtem Gepäck und seinem Hund an der Seite. Knapp zweihundert Jahre später geht der Fotograf Anton Kiefer den gleichen langen Weg noch einmal mit der Kamera zur Hand und bringt eine ungewöhnliche Serie von Fotos mit, die nichts Touristisches an sich haben…mehr

Produktbeschreibung
Im Sommer 1825 machte sich der junge Joseph Kyselak, Akzessist in der Hofkammer-Registratur, von Wien aus auf zu einer Wanderung durch Österreich, Bayern, Südtirol und Slowenien und hielt seine Beobachtungen und Erfahrungen anschließend in einem heute noch höchst lesenswerten Bericht fest. Er unternahm diese Reise zu Fuß und per Schiff, mit leichtem Gepäck und seinem Hund an der Seite. Knapp zweihundert Jahre später geht der Fotograf Anton Kiefer den gleichen langen Weg noch einmal mit der Kamera zur Hand und bringt eine ungewöhnliche Serie von Fotos mit, die nichts Touristisches an sich haben und
die Veränderung unseres Blicks auf Land und Leute auf höchst originelle Weise vorführen. Das wird in diesem Buch noch einmal verstärkt, indem Autorinnen und Autoren aus Österreich und den angrenzenden Ländern sich jeweils ein Foto und also einen Ort ausgesucht haben, zu dem sie einen besonderen Bezug haben, und darüber schreiben. Entstanden ist so ein einzigartiger und sehr zeitgenössischer Österreich-Atlas.
Autorenporträt
Anna Jung wurde im Jahr 1984 in Köln geboren. Nach Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, entschied sich die Autorin zur Aufnahme des Studiums Wirtschaftsrecht an der Rheinischen Fachhochschule Köln. Das Diplomstudium schloss sie im Januar 2011 erfolgreich ab. Seit dem ist sie Mitarbeiterin in einer Unternehmensberatung in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2015

Was ist, wird gewesen sein

Joseph Kyselak, k. k Registraturakzessist, 1799 geboren und 1831 von einer Choleraepidemie dahingerafft. Begeisterter Hobbyautor und Vorläufer der Graffiti-Künstler. So in etwa könnte ein Eintrag im Who's who lauten. Denn Kyselak war weit über seine Zeit hinaus bekannt und auch umstritten. Auf seiner etliche Monate dauernden Wanderung durch Österreich, Bayern, Südtirol und Slowenien hatte er einen Farbtiegel samt Pinsel dabei, um auf Felswänden und Mauern die Lettern seines Namens zu hinterlassen: Tags, wie man sie heute nennen würde. Die meisten dieser unerlaubt angebrachten Schriftzüge sind inzwischen verwittert oder verschwunden, nur einige wenige haben überlebt, gemeinsam mit Kyselaks vergnüglichem, wenn auch borniertem Reisebericht, den er 1828 veröffentlicht hat. Der Grazer Fotograf Anton Kiefer ist nun den Stationen des Bandes gefolgt und hat auf seine Weise ein Archiv an Bildern jener Orte angelegt, die Kyselak beschrieben hat. "Österreich-Atlas" heißt sein Buch, das "Literarisch-fotografische Erkundungen aus der Mitte Europas" präsentiert. In den Bildern zeigt Anton Kiefer das Österreich von heute jenseits der Idyllen - unverkitscht und eigenwillig-spröd: die Seile und Stützen auf dem Weg durch die Tiroler Martinswand, ein Straßenkreuz in Graz-Nord, eine verwitterte Plakatwand in Attnang-Puchheim, einen Mann in Badelatschen vor der Eingangstür seines Hauses im steirischen Eibiswald. Diese Aufnahmen stehen im Dialog mit den Texten von Autorinnen und Autoren, die sich von den Schauplätzen der Fotos inspirieren ließen. Dafür haben sich Evelyn Schlag, Karl-Markus Gauß, Friederike Mayröcker oder Clemens J. Setz aufgemacht, ihre Heimat literarisch neu zu vermessen und damit die Standortbestimmung des Fotografen aus anderer Perspektive zu ergänzen. Ihre Gedichte und Prosastücke spiegeln die Trauer über das langsame Verstreichen der Zeit und zeigen darin, was unser aller Unterwegssein wirklich bedeutet. "was ist wird / gewesen sein", wie Gerhard Rühm angesichts des Bahnhofs von Semmering festhält, "was frisst wird / gefressen sein."

aber

"Österreich-Atlas - Literarisch-fotografische Erkundungen aus der Mitte Europas" von Anton Kiefer. Jung und Jung Verlag, Salzburg 2014. 160 Seiten, 74 Fotos, Texte von 68 Autorinnen und Autoren. Gebunden, 36 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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