Am Anfang war Bob. Und Bob schuf den Himmel und die Erde und die Tiere auf den Feldern und im Meer und fünfundzwanzig Millionen andere Arten, darunter auch haufenweise wunderhübsche Mädchen. Und all das schuf er in sechs Tagen. Sechs Tage! Herzlichen Glückwunsch, Bob! Kein Wunder, dass die Erde so ein Durcheinander ist.
Stellen Sie sich vor, Gott ist ein ganz normaler Teenager. Er ist faul, sorglos, denkt nur an sich, ist verrückt nach Sex - und kurz davor, Lucy kennenzulernen, das schönste Mädchen der Welt. Lasst uns beten, dass er sich nicht in Lucy verliebt - denn jedes Mal, wenn Bob sich verliebt, endet es im Desaster.
Meg Rosoffs neuer Roman ist ein schräges, überraschendes und einfach nur göttliches Meisterwerk - so gut, dass Sie vom Glauben abfallen.
Stellen Sie sich vor, Gott ist ein ganz normaler Teenager. Er ist faul, sorglos, denkt nur an sich, ist verrückt nach Sex - und kurz davor, Lucy kennenzulernen, das schönste Mädchen der Welt. Lasst uns beten, dass er sich nicht in Lucy verliebt - denn jedes Mal, wenn Bob sich verliebt, endet es im Desaster.
Meg Rosoffs neuer Roman ist ein schräges, überraschendes und einfach nur göttliches Meisterwerk - so gut, dass Sie vom Glauben abfallen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2012Zum Beten ins Bad
Vom großen Uhrmacher keine Spur: In Meg Rosoffs neuestem Roman ist Gott ein verliebter Teenager. Und der setzt Prioritäten.
Von Fridtjof Küchemann
Gott ist nicht etwa tot, er findet auch nicht nur einfach keinen Parkplatz, wie ein Graffito der achtziger Jahre nahelegt. Folgt man der amerikanischen Jugendbuchautorin Meg Rosoff, hat er wahrscheinlich noch nicht einmal einen Führerschein. In ihrem neuen Roman heißt Gott Bob und ist ein halbwüchsiger Nichtsnutz, der den Job von seiner Mutter zugeschanzt bekommen hat, die ihn wiederum beim Poker gewonnen hatte. Eine Stellenausschreibung wäre auf einen einzigen Anwärter hinausgelaufen, der allerdings keinen Fürsprecher fand. Man darf das aber nicht überbewerten: Die Erde hat einfach keine gute Lage, "weitab vom Schuss, in einem einsamen und ziemlich heruntergekommenen Winkel des Universums".
Unsere Welt als Schöpfung eines Teenagers, das ist die kuriose Setzung, die Meg Rosoffs Roman "Oh. mein. Gott." seinen Schwung verleiht. Dass Bob sich mal wieder verliebt hat, nach bester Götterart in ein Menschenmädchen, die hinreißende Tierpflegerin Lucy, gibt dem Buch seine Richtung: Mittags hält Mr. B., der die Stelle Gottes nicht bekommen hatte, wohl aber den verhassten Job als Bobs Assistent, Frühstücksflocken und Tee für den Langschläfer bereit, der sich in seinem Zimmer stöhnend hin und her wirft: "Seit er Lucy gesehen hat", schreibt Rosoff, "schläft er unruhig, und die sexuelle Begierde hat ihn voll im Griff. Die Verwandlung vom bedürftigen Teenager zur Massenvernichtungswaffe ist fast vollendet."
Was kümmert es den Jungen, ob seine Gefühlsschwankungen überall auf der Welt zu Dürrekatastrophen, Frostschäden, Ernteausfällen und Sintfluten führen? Was kümmern ihn die Toten und die Obdachlosen? Er ist verliebt, ihn kümmert nicht einmal, dass seine Mutter und sein Assistent ihm Lucy auszureden versuchen, hat es doch noch jedes Mal ein schlimmes Ende genommen, wenn er das Herz einer Sterblichen in Stier- oder Adlergestalt gewinnen wollte. Diesmal wird Bob es besser machen, weiß er. Während Lucy die Intensität ihrer Begegnungen als zunehmend bedrohlich empfindet, sich zuletzt ins Badezimmer flüchtet. Und betet.
In ihrem fünften Roman geht Rosoff unerwarteter Weise in die Vollen: Mit der lakonischen Schöpfungsgeschichte und ihrem nervenaufreibenden Verwaltungsnachspiel; den Streitereien zwischen Bob und seiner trunk- und spielsüchtigen Mutter; mit der mit einiger Strahlkraft geschilderten Liebesgeschichte zwischen Bob und Lucy. Doch dieses Feuerwerk, aller Witz, all die Überdrehtheit, überlagert nicht etwa das Feine dieses Buchs, sondern stellt es geradezu heraus: Im Kern ist es das Porträt eines jungen Mannes in seiner Verletzlichkeit und Kraft, seiner Schutzbedürftigkeit und Verspieltheit, seiner Ausstrahlung und dem Abstoßenden seiner Nachlässigkeit. Bob fühlt sich wie Gott. Setzt das Leben aufs Spiel. Und das ist nicht weit hergeholt in diesem Alter.
Meg Rosoff: "Oh. Mein. Gott."
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. 240 S., geb., 14,99 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vom großen Uhrmacher keine Spur: In Meg Rosoffs neuestem Roman ist Gott ein verliebter Teenager. Und der setzt Prioritäten.
Von Fridtjof Küchemann
Gott ist nicht etwa tot, er findet auch nicht nur einfach keinen Parkplatz, wie ein Graffito der achtziger Jahre nahelegt. Folgt man der amerikanischen Jugendbuchautorin Meg Rosoff, hat er wahrscheinlich noch nicht einmal einen Führerschein. In ihrem neuen Roman heißt Gott Bob und ist ein halbwüchsiger Nichtsnutz, der den Job von seiner Mutter zugeschanzt bekommen hat, die ihn wiederum beim Poker gewonnen hatte. Eine Stellenausschreibung wäre auf einen einzigen Anwärter hinausgelaufen, der allerdings keinen Fürsprecher fand. Man darf das aber nicht überbewerten: Die Erde hat einfach keine gute Lage, "weitab vom Schuss, in einem einsamen und ziemlich heruntergekommenen Winkel des Universums".
Unsere Welt als Schöpfung eines Teenagers, das ist die kuriose Setzung, die Meg Rosoffs Roman "Oh. mein. Gott." seinen Schwung verleiht. Dass Bob sich mal wieder verliebt hat, nach bester Götterart in ein Menschenmädchen, die hinreißende Tierpflegerin Lucy, gibt dem Buch seine Richtung: Mittags hält Mr. B., der die Stelle Gottes nicht bekommen hatte, wohl aber den verhassten Job als Bobs Assistent, Frühstücksflocken und Tee für den Langschläfer bereit, der sich in seinem Zimmer stöhnend hin und her wirft: "Seit er Lucy gesehen hat", schreibt Rosoff, "schläft er unruhig, und die sexuelle Begierde hat ihn voll im Griff. Die Verwandlung vom bedürftigen Teenager zur Massenvernichtungswaffe ist fast vollendet."
Was kümmert es den Jungen, ob seine Gefühlsschwankungen überall auf der Welt zu Dürrekatastrophen, Frostschäden, Ernteausfällen und Sintfluten führen? Was kümmern ihn die Toten und die Obdachlosen? Er ist verliebt, ihn kümmert nicht einmal, dass seine Mutter und sein Assistent ihm Lucy auszureden versuchen, hat es doch noch jedes Mal ein schlimmes Ende genommen, wenn er das Herz einer Sterblichen in Stier- oder Adlergestalt gewinnen wollte. Diesmal wird Bob es besser machen, weiß er. Während Lucy die Intensität ihrer Begegnungen als zunehmend bedrohlich empfindet, sich zuletzt ins Badezimmer flüchtet. Und betet.
In ihrem fünften Roman geht Rosoff unerwarteter Weise in die Vollen: Mit der lakonischen Schöpfungsgeschichte und ihrem nervenaufreibenden Verwaltungsnachspiel; den Streitereien zwischen Bob und seiner trunk- und spielsüchtigen Mutter; mit der mit einiger Strahlkraft geschilderten Liebesgeschichte zwischen Bob und Lucy. Doch dieses Feuerwerk, aller Witz, all die Überdrehtheit, überlagert nicht etwa das Feine dieses Buchs, sondern stellt es geradezu heraus: Im Kern ist es das Porträt eines jungen Mannes in seiner Verletzlichkeit und Kraft, seiner Schutzbedürftigkeit und Verspieltheit, seiner Ausstrahlung und dem Abstoßenden seiner Nachlässigkeit. Bob fühlt sich wie Gott. Setzt das Leben aufs Spiel. Und das ist nicht weit hergeholt in diesem Alter.
Meg Rosoff: "Oh. Mein. Gott."
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. 240 S., geb., 14,99 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2012Gott ist ein Schnösel
Sollte die Erde womöglich das misslungene Werk eines arroganten Jugendlichen sein,
der sie mit seinen Liebesgeschichten ins Chaos stürzt?
VON ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Die Erde, eine gelungene Schöpfung Gottes? Zweifel daran sind berechtigt, und wenn man dem neuen Buch Oh. Mein. Gott., der amerikanischen Autorin Meg Rosoff Glauben schenkt, kennt man auch die Ursache der irdischen Misere. Unser Planet verdankt seine Entstehung den Launen eines pubertären Teenagers. „Der bevorzugte Kandidat für den Posten Gottes hatte in letzter Minute einen Rückzieher gemachte,“ und die Kommission der Götter fand niemand wirklich Fähigen für die ungeliebte Arbeit auf dem kleinen, abseits gelegenen Planeten. So wird der Gott-Job als Gewinn beim galaktischen Götterpoker eingesetzt. Die Siegerin, die mondän durchtriebene Mona, schiebt den Preis gleich an ihren Sohn Bob weiter. Der, ein Schnösel, „arrogant, schlecht erzogen und trotz seiner völligen Ignoranz gnadenlos von sich überzeugt“, macht sich nun an die Schöpfung, Holterdipolter, denn mehr als 7 Tage hintereinander kann er nicht arbeiten.
Dieses ungewöhnliche Szenario nutzt Meg Rosoff, um daraus mit Lust an der Provokation die Tragikomödie eines pubertierenden Jungen (nur im Götterhimmel?) zu zeigen, der eigentlich nur Mädchen und Schlafen im Kopf hat. Damit löst er wie Zeus immer wieder Katastrophen im Leben der Auserwählten aus und verursacht gleichzeitig ein Tohuwabohu auf Erden. Gerade hat er die schöne Lucy als Objekt der Begierde entdeckt, und schon toben sich seine wilden Gefühle in Wirbelstürmen, Hochwassern und Wetterkapriolen aus. Wäre da nicht Mr. B., ein älterer, etwas verknöcherter Beamter, den Bob als erfahrenen Begleiter von der Kommission an seine Seite gesetzt bekam, der Weltuntergang wäre gewiss. Doch nach tausenden von frustrierenden Jahren ist Mr. B. nicht nur von dem riesigen Arbeitspensum überfordert – die Bitten der Menschheit werden immer dringlicher –, sondern will kündigen, weil er es nicht mehr schafft, Gott vor den größten Torheiten zu bewahren. „Der Junge war offensichtlich dumm wie Bohnenstroh, und wenn ihm nicht jemand mit etwas Einfluss einen Schubs gegeben hätte, wäre er immer noch im großen galaktischen Nichts und würde wahrscheinlich schlafen oder in der Nase bohren.“ In seinen Augen „verkörperte er sämtliche Todsünden: Trägheit, Wollust, einen Widerwillen sein Zimmer aufzuräumen, Griesgrämigkeit, Aufsässigkeit, Legasthenie.“ Manchmal hat die Autorin Mitleid mit diesem von Testosteron gepeinigten göttlichen Dasein, dann verändert sich auch ihr spöttisch sezierender Blick, bei der Beschreibung der Einsamkeit dieses Jungen, und seiner Gefühle, nie verstanden, immer als Versager angesehen zu werden. Schließlich ist ihm ja vieles bei der Erschaffung der Erde auch gelungen, muss sogar Mr. B. sich eingestehen.
Das Drama dieser göttlichen Liebe mit sehr irdischer Sprengkraft kommt in Schwung, als sich die Familien, die göttliche und die irdische einmischen. Und als bei Lucy, der wunderbar Naiven auf der Suche nach Liebe, – Zweifel an der Identität und Verlässlichkeit ihres wilden Liebsten auftauchen. So gerät die Handlung zu einem Schlagabtausch der Gefühle, die in filmreifen Dialogen abläuft, ironisch, direkt, respektlos, deren Sprachwitz von Brigitte Jakobeit wunderbar übertragen wurde.
Für Kolorit und weitere Spannung sorgen die Nebenfiguren, Egg, das seltsame Haustier von Gott, das ständig um sein Leben fürchtet. Oder Estelle, die Göttertochter, die Rosoff als mitfühlende, aber kluge und gerissene junge Frau im Hintergrund die Fäden ziehen lässt, damit die Erde doch nicht in Hoffnungslosigkeit versinkt. Denn diese zwischen Sarkasmus und Galgenhumor schwankende Erzählung findet in ihrem ungewöhnlichen Schluss einen Ausweg aus Endzeitstimmung und Liebeskummer. „Vielleicht kann man nur weitermachen, wenn man sich das Leben auf Erden als einen kolossalen Witz vorstellt, als eine Schöpfung von so immenser Dummheit, dass man einfach lachen muss, bis man meint, einem bricht das Herz“.
Das Drama einer göttlichen
Liebe mit sehr viel
irdischer Sprengkraft
Meg Rosoff: Oh. Mein. Gott.
Aus dem Englischen
von Brigitte Jakobeit.
Fischer 2012. 236 Seiten,
14, 99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Sollte die Erde womöglich das misslungene Werk eines arroganten Jugendlichen sein,
der sie mit seinen Liebesgeschichten ins Chaos stürzt?
VON ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Die Erde, eine gelungene Schöpfung Gottes? Zweifel daran sind berechtigt, und wenn man dem neuen Buch Oh. Mein. Gott., der amerikanischen Autorin Meg Rosoff Glauben schenkt, kennt man auch die Ursache der irdischen Misere. Unser Planet verdankt seine Entstehung den Launen eines pubertären Teenagers. „Der bevorzugte Kandidat für den Posten Gottes hatte in letzter Minute einen Rückzieher gemachte,“ und die Kommission der Götter fand niemand wirklich Fähigen für die ungeliebte Arbeit auf dem kleinen, abseits gelegenen Planeten. So wird der Gott-Job als Gewinn beim galaktischen Götterpoker eingesetzt. Die Siegerin, die mondän durchtriebene Mona, schiebt den Preis gleich an ihren Sohn Bob weiter. Der, ein Schnösel, „arrogant, schlecht erzogen und trotz seiner völligen Ignoranz gnadenlos von sich überzeugt“, macht sich nun an die Schöpfung, Holterdipolter, denn mehr als 7 Tage hintereinander kann er nicht arbeiten.
Dieses ungewöhnliche Szenario nutzt Meg Rosoff, um daraus mit Lust an der Provokation die Tragikomödie eines pubertierenden Jungen (nur im Götterhimmel?) zu zeigen, der eigentlich nur Mädchen und Schlafen im Kopf hat. Damit löst er wie Zeus immer wieder Katastrophen im Leben der Auserwählten aus und verursacht gleichzeitig ein Tohuwabohu auf Erden. Gerade hat er die schöne Lucy als Objekt der Begierde entdeckt, und schon toben sich seine wilden Gefühle in Wirbelstürmen, Hochwassern und Wetterkapriolen aus. Wäre da nicht Mr. B., ein älterer, etwas verknöcherter Beamter, den Bob als erfahrenen Begleiter von der Kommission an seine Seite gesetzt bekam, der Weltuntergang wäre gewiss. Doch nach tausenden von frustrierenden Jahren ist Mr. B. nicht nur von dem riesigen Arbeitspensum überfordert – die Bitten der Menschheit werden immer dringlicher –, sondern will kündigen, weil er es nicht mehr schafft, Gott vor den größten Torheiten zu bewahren. „Der Junge war offensichtlich dumm wie Bohnenstroh, und wenn ihm nicht jemand mit etwas Einfluss einen Schubs gegeben hätte, wäre er immer noch im großen galaktischen Nichts und würde wahrscheinlich schlafen oder in der Nase bohren.“ In seinen Augen „verkörperte er sämtliche Todsünden: Trägheit, Wollust, einen Widerwillen sein Zimmer aufzuräumen, Griesgrämigkeit, Aufsässigkeit, Legasthenie.“ Manchmal hat die Autorin Mitleid mit diesem von Testosteron gepeinigten göttlichen Dasein, dann verändert sich auch ihr spöttisch sezierender Blick, bei der Beschreibung der Einsamkeit dieses Jungen, und seiner Gefühle, nie verstanden, immer als Versager angesehen zu werden. Schließlich ist ihm ja vieles bei der Erschaffung der Erde auch gelungen, muss sogar Mr. B. sich eingestehen.
Das Drama dieser göttlichen Liebe mit sehr irdischer Sprengkraft kommt in Schwung, als sich die Familien, die göttliche und die irdische einmischen. Und als bei Lucy, der wunderbar Naiven auf der Suche nach Liebe, – Zweifel an der Identität und Verlässlichkeit ihres wilden Liebsten auftauchen. So gerät die Handlung zu einem Schlagabtausch der Gefühle, die in filmreifen Dialogen abläuft, ironisch, direkt, respektlos, deren Sprachwitz von Brigitte Jakobeit wunderbar übertragen wurde.
Für Kolorit und weitere Spannung sorgen die Nebenfiguren, Egg, das seltsame Haustier von Gott, das ständig um sein Leben fürchtet. Oder Estelle, die Göttertochter, die Rosoff als mitfühlende, aber kluge und gerissene junge Frau im Hintergrund die Fäden ziehen lässt, damit die Erde doch nicht in Hoffnungslosigkeit versinkt. Denn diese zwischen Sarkasmus und Galgenhumor schwankende Erzählung findet in ihrem ungewöhnlichen Schluss einen Ausweg aus Endzeitstimmung und Liebeskummer. „Vielleicht kann man nur weitermachen, wenn man sich das Leben auf Erden als einen kolossalen Witz vorstellt, als eine Schöpfung von so immenser Dummheit, dass man einfach lachen muss, bis man meint, einem bricht das Herz“.
Das Drama einer göttlichen
Liebe mit sehr viel
irdischer Sprengkraft
Meg Rosoff: Oh. Mein. Gott.
Aus dem Englischen
von Brigitte Jakobeit.
Fischer 2012. 236 Seiten,
14, 99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Roswitha Budeus-Budde hat sich mit Meg Rosoffs Jugendroman, in der sich Gott als einsamer, liebestoller Jugendlicher auf der Erde austobt und dabei allerlei Katastrophen anrichtet, herrlich amüsiert, und dann haben ihr die inneren Nöte dieses Jungen doch ziemlich ans Herz gegriffen. Die amerikanische Autorin hat Lust an der Provokation, schafft urkomische Dialoge und legt einen "Sprachwitz" an den Tag, der zudem von Brigitte Jakobeit großartig übersetzt ist, findet die Rezensentin. Und wenn dann am Ende in all dem kosmischen Irrsinn doch ein "Ausweg" aufscheint, wirkt die Rezensentin doch recht dankbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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