Zur Diversifizierung zählt eine breite Geldanlage in Aktien, da der Aktienmarkt bisher (!) noch jede Krise gemeistert hat. Ein Anleger, der den Aufwand scheut, sollte in breit gestreute Aktien-ETF investieren (z.B. auf den Referenzindex MSCI World), muss dann aber in Kauf nehmen, dass die Rendite
des Marktes nicht wesentlich übertroffen wird. Wer mehr möchte, kann sich einen aktiv gemanagten Fonds…mehrZur Diversifizierung zählt eine breite Geldanlage in Aktien, da der Aktienmarkt bisher (!) noch jede Krise gemeistert hat. Ein Anleger, der den Aufwand scheut, sollte in breit gestreute Aktien-ETF investieren (z.B. auf den Referenzindex MSCI World), muss dann aber in Kauf nehmen, dass die Rendite des Marktes nicht wesentlich übertroffen wird. Wer mehr möchte, kann sich einen aktiv gemanagten Fonds suchen und muss hoffen, dass dieser auch die versprochene Mehrrendite bringt. Ergänzend oder alternativ kann man selbst auf die Suche nach Einzelaktien gehen, mit dem Risiko, teure Fehlgriffe zu machen.
Wie findet man also die „richtigen“ Einzelaktien? Noah Leidinger und Florian Adomeit erklären in ihrem Buch „Ohne Aktien Wird Schwer“ allgemeinverständlich die Grundlagen der Aktienanalyse. Sie zeigen, wie man eine Bilanz liest, welche Posten wichtig sind und wie man Schönfärbereien in der Bilanz entlarvt. Anhand realer Unternehmen erklären sie außerdem gute und schlechte Geschäftsmodelle und die Kennzahlen, auf die es wirklich ankommt.
Die Analyse von Finanzkennzahlen und Bilanzierungsmerkmalen ist kein Selbstzweck. Sie soll vielmehr dazu dienen, das Geschäftsmodell und die daraus resultierenden Wettbewerbsvorteile zu verstehen. Beispiele im Buch sind z. B. das Abo-Modell von Adobe, das Systemgeschäft von Gillette, der „Burggraben“ von Coca-Cola, das Franchise-Modell von McDonalds oder der Marktplatz von Amazon.
Die Autoren erklären, warum es nicht ausreicht, nur auf die reinen Zahlen wie Gewinn und Verlust, Umsatzwachstum, Gewinnmargen oder Dividenden zu schauen. Auch die Eigentümerstruktur und die Machtverteilung zwischen Aktionären und Managern müssen berücksichtigt werden. Ebenso wichtig ist der Faktor Unternehmenskultur. Hier nehmen die Autoren Netflix mit seiner ungewöhnlichen Transparenz als Beispiel.
Ebenfalls anhand konkreter Aktien werden die Fachbegriffe und Kennzahlen erläutert, wie z.B. der Goodwill-Anteil (LTU/AirBerlin), die Interest Coverage Ratio (AirBerlin) oder die Payout Ratio (McDonald‘s). Leider haben die Autoren auf ein Stichwortverzeichnis verzichtet, was das Wiederfinden von Informationen deutlich erschwert und auf Dauer nervig ist.
Leidinger und Adomeit verschweigen nicht, dass die Aktienanalyse aufwendig werden kann, insbesondere, wenn Unternehmen in ihrer Buchführung (legal) kreativ sind und Bilanzpositionen verschieben. Konkrete Beispiele zeigen Zusammenhänge und helfen dabei, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Die besondere Stärke des Buches liegt in seiner Praxisnähe, die es von vielen anderen Finanzratgebern positiv abhebt. Die Autoren greifen, wie in ihrem Podcast und Newsletter, relevante Themen auf und erklären die Sachverhalte so verständlich, dass jeder Leser sie problemlos umsetzen kann. Nichts bleibt theoretisch oder nebulös. Nur eines kann das Buch nicht verhindern: Aktienanalyse ist und bleibt zeit- und arbeitsintensiv.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)