Im Kanon der aufgearbeiteten DDR-geschichtlichen Ereignisse steht der Mauerbau vor nunmehr sechzig Jahren ganz vorn. Er habe, so heißt es, die deutsche Teilung besiegelt. Darüber kann man geteilter Auffassung sein. Wie eben auch über die Frage, ob Washington und Moskau damals bereit waren, wegen Westberlin einen Krieg zu führen. Für die einst führenden DDR-Militärs ist die Frage von der Geschichte beantwortet worden: Ohne die Maßnahmen des östlichen Bündnisses am 13. August 1961 wäre es zum Konflikt bekommen. Sie beweisen dies mit Fakten und Dokumenten. Inzwischen sind sich alle, die sich…mehr
Im Kanon der aufgearbeiteten DDR-geschichtlichen Ereignisse steht der Mauerbau vor nunmehr sechzig Jahren ganz vorn. Er habe, so heißt es, die deutsche Teilung besiegelt. Darüber kann man geteilter Auffassung sein. Wie eben auch über die Frage, ob Washington und Moskau damals bereit waren, wegen Westberlin einen Krieg zu führen. Für die einst führenden DDR-Militärs ist die Frage von der Geschichte beantwortet worden: Ohne die Maßnahmen des östlichen Bündnisses am 13. August 1961 wäre es zum Konflikt bekommen. Sie beweisen dies mit Fakten und Dokumenten. Inzwischen sind sich alle, die sich ernsthaft mit dem 13. August 1961 und seinen Ursachen befassen, darin einig, dass die Maßnahmen eine latente Krise in Zentraleuropa beendeten, welche in einen Krieg zwischen West und Ost hätte münden können. Und ebenso darüber, dass die DDR-Regierung im Auftrag des Warschauer Vertrages und seiner Führungsmacht, der Sowjetunion, handelte. Aus Anlass des Jahrestages dieser Operation äußerten sich 2011 im Gespräch: Heinz Keßler und Fritz Streletz, die letzten noch lebenden prominenten Beteiligten, die Zeugnis darüber ablegen konnten.
Heinz Keßler (1920-2017) trat 1941 als Wehrmachtsoldat zur Roten Armee über. 1961 war er Chef der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und Stellvertretender Verteidigungsminister. Fritz Streletz (28.09.1926 - 24.03.2025) kam unmittelbar nach der Schule zur Wehrmacht, besuchte eine Unteroffiziersschule und war schließlich 1944/45 Unteroffizier. Bei Kriegsende kam er für drei Jahre in sowjetische Kriegsgefangenschaft und schloss sich bei seiner Rückkehr der Volkspolizei an. Anfang der fünfziger Jahre absolvierte er in der Sowjetunion einen Lehrgang für Regimentskommandeure, Jahre später auch die dortige Generalstabsakademie. Mitte der sechziger Jahre wurde Generalmajor Streletz Stellvertreter des Chefs des Hauptstabes der NVA, was er zwölf Jahre blieb. Von 1971 bis 1989 war er als Honeckers Nachfolger Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates der DDR. Als Stellvertreter des Verteidigungsministers, der er 1979 geworden war, gehörte er als Stellvertreter des Oberkommandierenden der Streitkräfte des Warschauer Vertrages der militärischen Führung des Ostblocks an. Streletz sorgte maßgeblich dafür, dass im Herbst 1989 die gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR ohne Blutvergießen vonstattengingen. Er sorgte dafür, dass weder in Leipzig Panzer rollten noch die sowjetischen Truppen zu ihren Herbstmanövern ausrückten. Dennoch wurde er im Mai 1991 verhaftet, Anklage erst nach 28 Monaten U-Haft erhoben. Das Landgericht Berlin verurteilte ihn wegen Anstiftung zum Totschlag zu fünfeinhalb Jahren Haft. Aus dieser wurde Generaloberst a. D. Streletz im Oktober 1997 entlassen.
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