Der Begriff des Risikos fungiert in der Moderne als Grundlage menschlichen Freiheitsverständnisses und bekommt in einem gesellschaftlichen Umfeld, das von der Potenzierung von Gestaltungsoptionen geprägt ist, weitreichende Bedeutung. Zur Bewältigung von Krisen werden dynamische Risikobearbeitungen, mit denen lernende Systeme ihren Umgang mit dem gesellschaftlichen Umfeld anpassen, dezentrale Verantwortlichkeiten ausbilden und Ambiguitätstoleranzen entwickeln, immer bedeutsamer. In seiner Studie zeigt Wolfgang Beck Ansätze für dynamische Risikobearbeitungen in ökumenischen und interreligiösen Praktiken ebenso auf wie in den Formen einer Gottesrede als riskanter religiöser Kommunikation oder in ihrem zentralen sakramententheologischen Verständnis. Als Pastoraltheologie werden solche Segmente, in denen sich Kirche und Theologie auf Uneindeutigkeiten einlassen und damit auf ein primär sicherheitsorientiertes Angebot gegenüber Individuen und Gesellschaften verzichten, zu gegenwartsgesellschaftlichen Gesprächsangeboten. In ihnen lassen sich Phänomene einer risikofreudigen Ekklesiogenese identifizieren. Eine so verstandene Pastoraltheologie, die sich risikofreudig auf offene und gegenwartssensible Aushandlungsprozesse einlässt, agiert in Anlehnung an Hannah Arendt: ohne Geländer!