Ein zentrales Thema in der pädagogischen Debatte ist die Koedukation: Ist es sinnvoll - zumindest zeitweise - Jungen und Mädchen getrennt zu unterrichten, um Mädchen in speziellen Fächern zu fördern? Diese Frage haben die Autorinnen exemplarisch am Fach Informatik in der gymnasialen Oberstufe untersucht. Woran liegt es, daß Mädchen traditionell in der Informatik wie auch in anderen naturwissenschaftlichen Fächern unterrepräsentiert sind. Haben Mädchen weniger Interesse an Technik und Naturwissenschaften? Oder hat die Vermittlung des Fachs, die Konkurrenz zu den eher technikbegeisterten Jungen einen Einfluss darauf. Was spielt sich überhaupt ab im Informatikunterricht zwischen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern? Ermöglicht der geschlechtergetrennte Unterricht die Entwicklung eines eigenständigen Zugangs der Mädchen zum Fach Informatik? In einem vierjährigen Modellversuch sind die Autorinnen diesen Fragen nachgegangen. Herausgekommen ist ein Verständnis für die Dynamik von Unterricht, wie Jungen und Mädchen miteinander umgehen und lernen und welche Rolle dabei der Lehrer oder die Lehrerin einnehmen kann. Anhand der Interpretation von typischen Unterrichtsszenen werden Anregungen für die Unterrichtspraxis abgeleitet, wie die eigene LehrerInnenrolle, der Umgang mit Jungen und Mädchen im Unterricht und die Vermittlung von Informatik verändert werden können.