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Christoph Madlé, ein gescheiterter Intellektueller, liegt auf der Analysecouch seiner etwas zu attraktiven Ärztin. Er redet von Maria, seiner Geliebten, die er nicht vergessen kann, von seinen ersten Treffen mit ihr und davon, wie sie plötzlich rätselhaft aus seinem Leben verschwand. Beruflich ging es ihm damals gut, er etablierte sich als Rundfunkmitarbeiter, Ghostwriter und schließlich als Biograph des alten, reichen Unternehmers Jungmann. Nach einigen Monaten, während eines Portugalaufenthaltes, taucht Maria wieder auf. Eine Liebesgeschichte beginnt, anrührend, verwirrend und mit einem…mehr

Produktbeschreibung
Christoph Madlé, ein gescheiterter Intellektueller, liegt auf der Analysecouch seiner etwas zu attraktiven Ärztin. Er redet von Maria, seiner Geliebten, die er nicht vergessen kann, von seinen ersten Treffen mit ihr und davon, wie sie plötzlich rätselhaft aus seinem Leben verschwand. Beruflich ging es ihm damals gut, er etablierte sich als Rundfunkmitarbeiter, Ghostwriter und schließlich als Biograph des alten, reichen Unternehmers Jungmann. Nach einigen Monaten, während eines Portugalaufenthaltes, taucht Maria wieder auf. Eine Liebesgeschichte beginnt, anrührend, verwirrend und mit einem dramatischen Ausgang, der Madlé aus seiner Lebensbahn wirft.

Auch mit diesem Roman einer heroischen Depression bewegt sich Schömel in existentiellen Extremsituationen - unsentimental, elegant und unvergeßlich. So entsteht die präzise Topographie eines männlichen Liebenden. Wir erleben eine wunderbar unzeitgemäße Erziehung des Herzens.
Autorenporträt
Schömel, Wolfgang
Wolfgang Schömel, geboren 1952 in Bad Kreuznach, studierte Literatur und Philosophie in Mainz und Bremen. Er veröffentlichte Arbeiten u. a. über den heroischen Pessimismus, über Nietzsche und Ingeborg Bachmann. Literarische Arbeiten im »Merkur«, in der »Krachkultur« und der Frankfurter Rundschau.

Schömel ist seit 1989 Hamburger Literaturreferent, seit 1992 Mitherausgeber des literarischen Jahrbuchs »Hamburger Ziegel«.

Für die Titelgeschichte von Die Reinheit des Augenblicks erhielt Schömel den Georg-K.-Glaser-Preis 2003.
2005 hat er den Preis »Buch des Jahres« erhalten, der vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Rheinland-Pfalz vergeben wird.
Außerdem wurde Wolfgang Schömel im November 2012 von seiner Heimatstadt Bad Kreuznach mit dem Städtischen Förderpreis für Literatur ausgezeichnet.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2004

Lerne zu leiden
In der Schule der Schwermut: Wolfgang Schömels Romandebüt

Die Banalität des gewöhnlichen Glücks ist künstlerisch unbrauchbar. Erst das Leiden öffnet das Tor zu Welten, die sonst verschlossen sind. "Das tiefe Leiden macht vornehm; es trennt", wußte Nietzsche. In der Erwähltheit findet der Schwermütige Genugtuung. Einen solchen Virtuosen der Traurigkeit porträtiert Wolfgang Schömel in seinem Romandebüt. Vier Jahre ist es her, daß Christoph Madlé, der Ich-Erzähler, seine Geliebte Maria verloren hat, eine verzweifelte, von Selbsthaß zerfressene Frau. Auf der Analyse-Couch seiner Psychotherapeutin erinnert sich der Enddreißiger an die Stationen dieser Liebe. Seine Wahrnehmung ist außergewöhnlich scharf eingestellt, jede Gefühlsregung gewinnt klare Konturen. Einst erlittene Verletzungen nimmt Madlé in vielfacher Vergrößerung wahr. Nur für die Gegenwart ist er blind. Das Leben zieht an ihm vorüber, ohne daß er nach ihm greifen könnte.

Sein "vergiftetes Herz" gehört selbstversunkenen, todesverfallenen Frauen wie Maria. Ihre Unzugänglichkeit fasziniert und lähmt ihn zugleich. Wenige Monate nach dem Kennenlernen verschwindet Maria zum ersten Mal, auf rätselhafte Weise. Madlé, promovierter Philosoph, etabliert sich als Ghostwriter und Biograph des alten, reichen Unternehmers Jungmann. Dem Leben begegnet er in Gestalt der blonden, unkomplizierten Ingrid. Die Wonnen der Gewöhnlichkeit sind ihm jedoch zu fade. Ingrid bietet ihm "keinen Anlaß für die Produktion inspirierter Formulierungen". Es lockt ihn der Weltschmerz, und bald führt sein Weg noch einmal zurück zu Maria.

Mit seismographischem Gespür für Erschütterungen schreibt sich der Autor in die Seelenwelt eines trauernden Mannes hinein. Präzision und Langsamkeit verleihen dem Roman eine subtile Eleganz. Manchmal schimmert allerdings hinter der Feinzeichnung der Details allzu deutlich die Absicht durch. So wirkt es zu konstruiert, wenn sich Jungmann, Madlés Förderer und Seelenverwandter, als Marias Vater entpuppt. Der Protagonist erkennt in Jungmann sein Spiegelbild, während Maria die Leidensgeschichte ihrer depressiven Mutter nachlebt. Solche Parallelen und Wiederholungen wollen offenbar die Möglichkeit psychoanalytischer Erkenntnis suggerieren. Sie werden jedoch allzu plakativ eingesetzt.

Christoph Madlé ist ein Nachfolger der unglücklichen Helden aus Schömels früherem Erzählband "Die Schnecke", dessen Untertitel "Überwiegend neurotische Geschichten" versprach. Wolfgang Schömel, 1952 in Bad Kreuznach geboren, Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Mainz und Hamburg, seit 1989 Hamburger Literaturreferent, hat ein lebenskluges Buch geschrieben, in dem er sich kunstvoll mit sich selbst beschäftigt und in dem der Ich-Erzähler als Verfasser seines eigenen Lebensberichts auftritt, um Worte ringt, sich an der Unsagbarkeit seiner Empfindungen abarbeitet und so sein Leben in Literatur verwandelt. Doch auch für einen pessimistischen Grübler wie Christoph Madlé verbirgt sich hinter der Wirklichkeit nicht bloß eine Anleitung zum Unglücklichsein. Wenn er sich zum Chronisten der Einsamkeit aufschwingt, wird sie für ihn zur hohen Schule vornehmer Melancholie.

ANDREA NEUHAUS

Wolfgang Schömel: "Ohne Maria". Roman. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2004. 299 S., geb., 19,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Beeindruckt zeigt sich Andrea Neuhaus von Wolfgang Schömels Romandebüt über den schwermütigen Philosophen Christoph Madle, der auf der Analyse-Couch seiner Geliebten Maria nachtrauert. In Schömels unglücklichen Helden Madle erblickt sie einen "Virtuosen der Traurigkeit". Der Autor schreibe sich mit "seismographischem Gespür für Erschütterungen" in die Seelenwelt eines trauernden Mannes hinein. Präzision und Langsamkeit verliehen dem Roman eine subtile Eleganz. Allerdings schimmere ab und zu hinter der Feinzeichnung der Details allzu deutlich die Absicht durch. Manche Parallelen und Wiederholungen, die offenbar die Möglichkeit psychoanalytischer Erkenntnis suggerieren sollen, wirken auf Neuhaus "zu konstruiert". Nichtsdestoweniger fällt die Rezensentin insgesamt ein positives Urteil: ein "lebenskluges Buch".

© Perlentaucher Medien GmbH