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Wir waren eine Gruppe von 20 Menschen, Männer und Fauen, die sich von 1982 bis 1989 monatlich trafen, um unser Dasein im Sozialismus lebensfreundlicher zu gestalten. Wir sprachen über Politik, Literatur und auch über Alkoholismus. Die Kaderakte, im sozialistischen Betrieb angelegt, war die erwünschte Biografie für Menschen. Ideologie verlangt Menschen, die sich anpassen und unterwerfen. Verordnete Biografien bedeuten - immer daran zu denken, was die Diktatur will oder was für den Erhalt der Diktatur wichtig ist. Menschen betrügen oder belügen. Tun sie das nicht, so wird daraus die Akte des…mehr

Produktbeschreibung
Wir waren eine Gruppe von 20 Menschen, Männer und Fauen, die sich von 1982 bis 1989 monatlich trafen, um unser Dasein im Sozialismus lebensfreundlicher zu gestalten. Wir sprachen über Politik, Literatur und auch über Alkoholismus. Die Kaderakte, im sozialistischen Betrieb angelegt, war die erwünschte Biografie für Menschen. Ideologie verlangt Menschen, die sich anpassen und unterwerfen. Verordnete Biografien bedeuten - immer daran zu denken, was die Diktatur will oder was für den Erhalt der Diktatur wichtig ist. Menschen betrügen oder belügen. Tun sie das nicht, so wird daraus die Akte des MfS, mitunter sogar ein OPK (Operativer Kontroll Vorgang) einer Institution. 22 Inoffizielle Mitarbeiter sorgten für eine Verdachts- Biografie des Rädelsführers Reinhardt Hahn im Hauskreis Hahn. Menschen sind gesund, krank, sind verliebt, erwachsen oder jung, sie sind satt, glücklich, aber auch unglücklich, sind froh und hoffnungsvoll, zustimmend oder ablehnend eingestellt. Mensch-Sein, das ist alles, was unser tägliches Fühlen und Erleben bewegt. Das wurde bespitzelt und aufgeschrieben. Aus einem normalen Menschen wird ein Gegner oder sogar ein Feind. Zu den größten Lügen im Sozialismus gehörte, das System sei friedfertig, solidarisch, humanistisch, freiheitsliebend und tolerant. Diktatur verlangt jedoch Dogmatismus, Ideologie, Obsession, Fanatismus, Indoktrination, eben die gesamte Unterwerfung des Menschen. Vertreter der Diktaturen verachten Menschen, die sich ihr nicht unterwerfen. Darum habe ich meine Akte OPK Broiler offen gelegt. Was man über mich erfährt, ist die halbe Wahrheit. Den besseren Teil über mich konnte ich mir bewahren. Reinhardt O. HahnAkten, bestehend aus drei operativen Vorgängen, von denen ich einen in sich geschlossenen aus dem Jahre 1985 ausgewählt habe, erzählen aus der Sicht der Offiziere des MfS und der Quellen über einen Reinhardt O. Hahn, der ich nie war und doch gewesen sein soll. Reinhardt O. Hahns Hauskreis war eine Gruppe von Menschen, die einander ihr literarischen Schaffen darstellten und oft auch über Suchterkrankungen in der DDR sprachen. Das waren Straftatbestände nach §§ 106, 107, 218, 220 des StGB der DDR. Nach erfolgreicher Observation wäre ich siebeneinhalb Jahren in den Strafvollzug gekommen. Mein Vergehen, ein Roman über Alkoholismus in der DDR. Meine Taten, sie wurden vor einer möglichen Verurteilung von vier Offizieren des MfS zusammengetragen und festgelegt. Zwei Umstände haben mich vor der Verurteilung bewahrt, die angekündigte Perestroika und meine Angst vor der Inhaftierung. Am 1985 wurden die Rädelsführer des „Hauskreises“ Hahn zu einer Befragung einbestellt. Mir wurde die sofortige Inhaftierung angedroht. Zweiundzwanzig inoffizielle Mitarbeiter (Quellen) sorgten für Indizien und Beweise. 1989 - 90 habe ich über einen Stasimajor eine Novelle geschrieben, die verfilmt wurde. Die Denunziation war endlich nicht mehr geheim. Sie nahm einen konkreten Teil der Angst vor dem Schrecken, den andere erlitten haben. Mein jüngster Bruder saß 11,5 Jahre in den Gefängnissen der DDR. Viele Menschen glauben heute noch, man kann sich wehren, man muss nur den Mund halten. Was ist, wenn sich die Gesellschaft der Schweigsamen wieder irrt?