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Martin Molberg tappt durch ein Spiegelkabinett digitaler Lügen und doppelter Identitäten: was hatte seine ermordete Verlobte mit Pornos und Datenschmuggel zu tun? Die Wahrheit über Monique und ihre gemeinsame Vergangenheit hängt an den unsichtbaren Fäden elektronischer Illusion - nur die tödliche Gefahr ist real.
Eine Frau ist ermordet worden. Ein Mann macht sich auf die Suche nach dem Mörder seiner Verlobten. Es ist wenig, was er in Händen hält: ein pornographisches Foto, den Namen eines Unbekannten und die Zimmernummer eines Hotels in Los Angeles. Der Journalist Martin Molberg fliegt
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Produktbeschreibung
Martin Molberg tappt durch ein Spiegelkabinett digitaler Lügen und doppelter Identitäten: was hatte seine ermordete Verlobte mit Pornos und Datenschmuggel zu tun? Die Wahrheit über Monique und ihre gemeinsame Vergangenheit hängt an den unsichtbaren Fäden elektronischer Illusion - nur die tödliche Gefahr ist real.

Eine Frau ist ermordet worden. Ein Mann macht sich auf die Suche nach dem Mörder seiner Verlobten. Es ist wenig, was er in Händen hält: ein pornographisches Foto, den Namen eines Unbekannten und die Zimmernummer eines Hotels in Los Angeles. Der Journalist Martin Molberg fliegt nach Amerika, und er sucht mehr als nur die Lösung eines Kriminalfalls. Er sucht nach der Wahrheit - der Wahrheit des Mordabends und der Wahrheit seines eigenen Lebens. Denn wie kommt Monique auf ein solches Foto? Lebte sie noch ein anderes Leben als jenes, das sie mit ihm teilte? War sie überhaupt die, für die er sie hielt? Hat der Mord auch die gemeinsame Vergangenheit zerstört? Ein zynischer und bitterer Thriller und zugleich ein literarisches Meisterstück über eine Welt, in der das Bild die Wirklichkeit längst ersetzt hat.
Autorenporträt
Michael Larsen, 1961 in Kopenhagen geboren, ist Journalist und einer der am meisten beachteten jungen Autoren Dänemarks. Zahlreiche seiner Kurzgeschichten wurden vom dänischen Fernsehenverfilmt. "Ohne sicheres Wissen" ist sein zweiter Roman und wurde in mehr als zehn Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.1996

Nabelschnur zur Datenbank
Michael Larsen reibt sich gern am virtuellen Seidenstrumpf

Wen eine Bettdecke, weiß und stramm gefaltet, an einen Sarg voll weicher Daunen erinnert, der will lange ruhen. Der Journalist Michael Larsen verheimlicht den Lesern seines Romans "Ohne sicheres Wissen" von der ersten Zeile an nicht, welches Schicksal er für seinen Helden Martin Molberg, auch er Däne und Journalist, bereithält: Molberg darf nur erwarten, dem eigenen Untergang entgegenzustürzen.

Eine junge Frau ist ermordet worden. Ihrem Freund, eben Molberg, bleibt von ihr nicht mehr als ein pornographisches Foto. Darauf vereint sich die Frau mit einem anderen Mann. Gekränkte Männlichkeit und kleinste Unstimmigkeiten lassen Molberg an der Echtheit des Bildes zweifeln. Der Weg an den unerreichbaren Ursprung des Fotos führt ihn in den Verlust jeder Wirklichkeit.

Das Foto, so findet Molberg heraus, stammt aus klinisch reinen Computerlabors, in denen an der totalen Bildmanipulation gearbeitet wird, an Abbildern, für die es kein Urbild gibt. Die digitale Kopie läßt sich nicht von einem digitalen Original unterscheiden. Wer ihre Zahlenreihen nach Belieben verändern kann, gewinnt unendliche Macht über das Reich der Bilder, und Bilder sind die eigentliche Wirklichkeit einer Gesellschaft, die ihren Begriff von Realität längst auf die Frage nach der Qualität eines Fernsehbildes reduziert hat. Martin Molbergs tapferes Bemühen um Aufklärung versandet im Sog dieser neuartigen Manipulationstechniken, seine Bewegungen sind am Ende nicht mehr als das Zittern der Fliege im Netz.

Trotz des aktuellen Cyber-Themas entscheidet sich Larsen für die soliden Spielregeln des harten Verschwörungsthrillers. Folglich sind keine besonders originellen Erkenntnisse über die Verschiebung dessen, was im kommenden Zeitalter virtueller Parallelwelten noch beanspruchen darf, real zu sein, zustande gekommen - Larsens Buch ist ein beklemmender Krimi, in dem die alten Gewißheiten triumphieren. Alle sind käuflich, und also sind auch alle gekauft. Weltumspannende Geheimorganisationen agieren mit den genreüblichen Mitteln unbeschränkter Macht und Manipulationsmöglichkeiten, und sobald die Agenten dem Cyber-Space entschlüpfen, pflastern herkömmliche Bomben und Beile ihren Weg.

Für den Journalisten Molberg ist das Modem längst zur Nabelschnur in die Welt der Datenbanken geworden, die dem Kundigen Zugriff auf unendliche Datenbestände zu ermöglichen scheinen. Das neue Zeitalter wird aber nicht freier erschaffen als die vorhergegangenen. Unendliche Datenbestände umkreisen die Welt. Superserver schaffen unwichtige Informationen zahlreich und umsonst heran, wertvolle sind allerdings schwer zu beschaffen: Das Zentrum der Macht ist nicht über einen Internet-Zugang zu erreichen. Es ist ein schwarzes Loch, das selbst alles an sich ziehen kann und dabei von sich nichts preiszugeben braucht. Als Waffe gegen diese düstere Allgewalt bleibt dem journalistischen Fossil Molberg nur ein Gespür für Wahrheit und Lüge.

Doch diesem Gespür macht er es nicht gerade leicht: Molberg lebt von Tabletten, Zigaretten und Alkohol, auf den Tisch kommt stets und politisch unkorrekt Gänsestopfleber. Der verderbte Molberg vertilgt die Leber gerade wegen ihrer Herstellungsweise; vorsichtshalber weist der Autor den Unwissenden auf die üble Tierquälerei hin, die mit dieser Leckerei verbunden ist. Leiser empört sich der Journalist aus seiner eigenen dekadenten Scheinwelt heraus über den dreisten Reichtum, der in seinem Kopenhagener Viertel eingezogen ist. Und über die Frauen, die aussehen wie unwirkliche Fotomodelle. Wenn sie schreiten, scheint es ihm, als zerträten sie etwas unter sich. Aber in Molbergs vernebelter Weltsicht tragen billige Frauen auch billige Strumpfhosen und begehrenswerte Wesen endlose Seidenstrümpfe. Obwohl den Journalisten die seidenumhüllten Beine der Fotomodelle und Stewardessen an die Stachel giftiger Insekten erinnern, mag er sich auf seinem Weg in den Abgrund noch ein wenig zwischen ihnen tummeln.

Sein Haar ist fettig, und die Hosen sind so dreckig, daß sie auf der Haut beißen - Molberg ist nicht eben ein sympathischer Träger für den Protest des wahren Gefühls gegen die Versuchungen der Computer. Für den abgetakelten Journalisten sind die Zeiten prallen Lebenszugriffes vorbei. Früher waren die Frauen Königinnen in seinen Träumen, was bleibt, ist der Mief der Läufigkeit. Molberg zieht sich auf das Zugucken zurück. Dabei wird er selbst von toten Augen belauert, die sich sein Leben intensiver einverleiben, als es einem humanen Voyeur möglich ist. Auf die Fragen, für die eine alte Wirklichkeit keine Antwort kennen darf, wird ihm die Cyber-Welt neue, wenn auch falsche Gewißheit geben. Wer mag schon behaupten, daß die Wirklichkeit gut genug sei? GERNOT KRAMPER

Michael Larsen: "Ohne sicheres Wissen". Roman. Aus dem Dänischen übersetzt von Lars Kruse.Hanser Verlag, München 1996. 266 S., geb., 34,- DM.

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