Ein Flüchtling betritt die Ausländerbehörde, um ein letztes Mal seine Sachbearbeiterin aufzusuchen. Karim Mensy ist wütend und hat nur einen Wunsch: dass ihm endlich jemand zuhört. Vor drei Jahren ist der Iraker aus dem Transporter eines Schleppers gesprungen und wähnte sich in Frankreich - er war aber in der bayrischen Provinz. Drei bizarre Jahre, in denen Karim sich eine neue Lebensgeschichte erfinden muss, durch Formulare, Gelegenheitsjobs und Asylunterkünfte kämpft, auf fragwürdige Freunde einlässt und auf abenteuerliche Liebschaften. Doch mit der Ablehnung seines Asylantrages steht Karim wieder vor dem Nichts. Abbas Khider stellt unser Selbstverständnis einer offenen Gesellschaft in Frage - stimmgewaltig, tieftraurig und voller Witz.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2016Das Land, wo Hass und Honig fließen
"Nix ich will hören", sagt der junge irakische Flüchtling in Abbas Khiders neuem Roman "Ohrfeige". Dann fängt er an zu reden. Und erzählt von einer Reise aus der Diktatur ins Reich der Ohnmacht.
Drei Jahre und vier Monate hat Karim Mensy aus Bagdad in Deutschland gelebt: in Dachau, Zirndorf, Bayreuth, Niederhofen und München. An keinen dieser Orte ist er freiwillig gegangen, er hat sie sich nicht ausgesucht und wollte in ihnen nicht heimisch werden. Viel sei geschehen in dieser Zeit, aber nichts, so Karims bittere Bilanz, worauf er stolz sein könne: "Alles, was ich erreicht habe, ist ein gigantisches Nichts. Der einzige, der sich freut, ist mein Schlepper Abu Salwan."
Karims Reise von Bagdad nach Bayern hatte fünf Wochen gedauert. Zunächst ging es mit dem Auto nach Istanbul, von dort weiter bis an die griechische Grenze, wo der Evros mit einem Schlauchboot überquert werden musste. Die nächste Station war Athen, dann folgten Patras, Venedig, Rom und Bozen. Auf jeder Station wechselten die Schlepper und die Zusammensetzung der Flüchtlingsgruppe. Am Ende sitzt Karim mit drei weiteren Passagieren im Laderaum eines Transporters, den sie nach sechsstündiger Fahrt im Morgengrauen ohne ein Wort der Erklärung verlassen müssen: "Bislang hatte überall ein Schlepper auf mich gewartet. Dieses Mal jedoch fand ich mich an einem unbekannten Ort wieder, zusammen mit drei anderen Jungs. Keiner von uns wusste, wo wir waren oder was jetzt am besten zu tun war. Wir standen auf einer verwaisten Landstraße, um uns herum schneebedeckte Felder, einige entlaubte Bäume und eine Kälte, die uns bis tief in die Knochen fuhr. Weder Menschen noch Autos waren zu sehen, lediglich ein paar Gebäude, weit entfernt. ,Ist das Deutschland?', fragte einer der Jungs."
Ja, das ist Deutschland. Das gelobte Land. Das gehasste Land. Das Land, das unter seinen Paragraphen und seine Ängsten verschüttet wird. Das Land, in dessen Gesicht die Neuankömmlinge nicht zu lesen vermögen. Das Land, in dem, wie einer von ihnen sagt, die Frauen nicht putzen und nicht kochen, aber wie Herrinnen behandelt werden wollen. Das Land, in dem die Grundregel für jeden Asylbewerber lautet, niemals die Wahrheit zu sagen, sondern nur das, was dem Erlangen einer Aufenthaltsgenehmigung dienlich ist. Das Land, das Karim und vielen tausend anderen ein Dach über dem Kopf schenkt, sie alle kleidet, nährt, versorgt, beschützt und ausgrenzt. Denn ein ganz normales Leben - das kann auch dieses Land nicht verschenken. Es kann es nicht einmal verordnen.
"Ohrfeige" gilt als Roman der Stunde, weil Abbas Khider darin vom Schicksal eines Asylbewerbers und seiner Weggefährten erzählt. Das ist nicht ganz falsch, sollte aber nicht vergessen lassen, dass Khider seit seinem 2008 erschienenen Debütroman "Der falsche Inder" stets um dieselben Themen kreist: Vertreibung, Flucht, Heimatlosigkeit, Außenseitertum und der Kampf um Individualität in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Systemen, ob in Bagdad, Benghasi oder Bayern. Khiders Figuren sind Entwurzelte, Träumer und Beobachter, Einzelgänger, Poeten ohne Werk, die in den Wahnsinn abgleiten wie Karims Freund Rafid, Romantiker in aussichtsloser Lage, und Spielbälle eines Schicksals, das überwiegend in einfachen Worten erzählt wird, aber weitaus komplexer ist, als man auf den ersten Blick meinen könnte.
Die Schauplätze des Romans sind Gefängniszellen, Asylantenwohnheime, die "Goethemoschee" in der Münchner Goethestraße, muslimische Kulturvereine, in denen die Parallelgesellschaft ihre Netzwerke organisiert, Obdachlosenheime, in denen Unterschlupf findet, wer als Asylberechtigter anerkannt wurde, aber keine eigene Wohnung bezahlen kann, weil er noch keine Arbeit gefunden hat. Im Obdachlosenheim wohnen "entweder geduldete Ausländer oder drogenabhängige Inländer". Andere, normale Bürger, erscheinen Karim wie "Fabelwesen aus einem fernen Märchenland". Polizisten, Schlepper, Dealer sind fast schon die einzigen Einheimischen, mit denen Menschen wie Karim in Kontakt kommen. Dann gibt es noch die Mitarbeiter der Caritas und ehrenamtliche Helfer wie Frau Schmitt, eine ältere Dame, die sich hingebungsvoll um die Flüchtlinge kümmert, bis einer von ihnen ihr öffentlich einen Heiratsantrag macht. Die Folgen sind drastisch: "Sie verschwand einfach so aus unserem Leben wie die Sonne in einem deutschen Winter."
Khider erzählt von den Träumen der jungen Männer, von ihren Sehnsüchten, ihrer Wut und ihrer Verzweiflung. Er beschreibt drastisch die bedrückende, zwischen Apathie und Aggression schwankende Atmosphäre in den Wohnheimen, in denen Männer aus den unterschiedlichsten Weltgegenden miteinander auskommen müssen: Albaner, Serben, Somalier, Iraner, Kurden, Iraker. Kleinkriminalität und Gewalt sind häufig. Ab und an tauchen teure Autos vor den Toren des Wohnheims auf. Dann sind betuchte Einheimische meist fortgeschrittenen Alters und beiderlei Geschlechts auf der Suche nach jungen Bettgenossen. Auch Karims Freund Khaled prostituiert sich. Karim selbst sortiert lieber Müll für achtzig Euro im Monat. Mehr darf er offiziell nicht verdienen, solange er keine Arbeitserlaubnis hat.
Für alle Papiere und Bescheinigungen jeglicher Art ist Frau Schulz zuständig, Karims Sachbearbeiterin in der allmächtigen Ausländerbehörde. Ihr gilt die Ohrfeige, die der Titel des Romans ankündigt und mit der die Handlung einsetzt. "Stumm und starr vor Angst hockt sie in ihrem Drehstuhl, als hätte die Ohrfeige sie betäubt", so lautet der erste Satz. Dann fesselt Karim seine Peinigerin und klebt ihr den Mund zu: "Nix ich will hören!"
Die Enttäuschung, das endlose Warten, die Demütigungen und Rückschläge und vor allem die jedes Selbstwertgefühl abtötende Erfahrung langanhaltender Ohnmacht, all das scheint sich mit einem Mal zu entladen, als Karim Frau Schulz in ihrem Büro fesselt. Aber passiert das tatsächlich oder handelt es sich nicht vielmehr um einen Tagtraum, ausgelöst von den Haschischzigaretten, die Karim raucht, während er in der Münchner Wohnung seines Freundes darauf wartet, sich dem nächsten Schlepper anzuvertrauen, der ihn nach Finnland bringen soll? Kursiv gesetzte Passagen unterbrechen Karims Traumredefluss, in dem er der geknebelten Sachbearbeiterin erzählt, was sie nie hören wollte: seine ganze Geschichte.
Khider hat seinen Roman aus guten Gründen in den Jahren des zweiten Irak-Krieges angesiedelt, der mit dem Sturz Saddam Husseins endete und das Land ins Chaos stürzte. Karim wird die Asylberechtigung wieder entzogen. Dabei war er gar nicht vor dem Diktator geflohen, sondern vor dem Militärdienst, wo er sein Geheimnis nicht hätte bewahren können: Er leidet unter Gynäkomatie, ist also ein Mann mit weiblichen Brüsten, kein Hermaphrodit, sondern, wie er glaubt, der auserwählte Träger eines Erbes, das ihm seine Kinderliebe hinterlassen hat. Hayat war bildschön, taubstumm und wurde in Bagdad von drei Männern entführt, vergewaltigt und getötet, als sie dreizehn Jahre alt war. In dieser allegorischen Figur, die Karim auf all seinen Wegen begleitet, zeigt sich Abbas Khiders dunkle poetische Kraft: Hayat ist das arabische Wort für Leben.
HUBERT SPIEGEL
Abbas Khider: "Ohrfeige". Roman.
Hanser Verlag, München 2016. 220 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Nix ich will hören", sagt der junge irakische Flüchtling in Abbas Khiders neuem Roman "Ohrfeige". Dann fängt er an zu reden. Und erzählt von einer Reise aus der Diktatur ins Reich der Ohnmacht.
Drei Jahre und vier Monate hat Karim Mensy aus Bagdad in Deutschland gelebt: in Dachau, Zirndorf, Bayreuth, Niederhofen und München. An keinen dieser Orte ist er freiwillig gegangen, er hat sie sich nicht ausgesucht und wollte in ihnen nicht heimisch werden. Viel sei geschehen in dieser Zeit, aber nichts, so Karims bittere Bilanz, worauf er stolz sein könne: "Alles, was ich erreicht habe, ist ein gigantisches Nichts. Der einzige, der sich freut, ist mein Schlepper Abu Salwan."
Karims Reise von Bagdad nach Bayern hatte fünf Wochen gedauert. Zunächst ging es mit dem Auto nach Istanbul, von dort weiter bis an die griechische Grenze, wo der Evros mit einem Schlauchboot überquert werden musste. Die nächste Station war Athen, dann folgten Patras, Venedig, Rom und Bozen. Auf jeder Station wechselten die Schlepper und die Zusammensetzung der Flüchtlingsgruppe. Am Ende sitzt Karim mit drei weiteren Passagieren im Laderaum eines Transporters, den sie nach sechsstündiger Fahrt im Morgengrauen ohne ein Wort der Erklärung verlassen müssen: "Bislang hatte überall ein Schlepper auf mich gewartet. Dieses Mal jedoch fand ich mich an einem unbekannten Ort wieder, zusammen mit drei anderen Jungs. Keiner von uns wusste, wo wir waren oder was jetzt am besten zu tun war. Wir standen auf einer verwaisten Landstraße, um uns herum schneebedeckte Felder, einige entlaubte Bäume und eine Kälte, die uns bis tief in die Knochen fuhr. Weder Menschen noch Autos waren zu sehen, lediglich ein paar Gebäude, weit entfernt. ,Ist das Deutschland?', fragte einer der Jungs."
Ja, das ist Deutschland. Das gelobte Land. Das gehasste Land. Das Land, das unter seinen Paragraphen und seine Ängsten verschüttet wird. Das Land, in dessen Gesicht die Neuankömmlinge nicht zu lesen vermögen. Das Land, in dem, wie einer von ihnen sagt, die Frauen nicht putzen und nicht kochen, aber wie Herrinnen behandelt werden wollen. Das Land, in dem die Grundregel für jeden Asylbewerber lautet, niemals die Wahrheit zu sagen, sondern nur das, was dem Erlangen einer Aufenthaltsgenehmigung dienlich ist. Das Land, das Karim und vielen tausend anderen ein Dach über dem Kopf schenkt, sie alle kleidet, nährt, versorgt, beschützt und ausgrenzt. Denn ein ganz normales Leben - das kann auch dieses Land nicht verschenken. Es kann es nicht einmal verordnen.
"Ohrfeige" gilt als Roman der Stunde, weil Abbas Khider darin vom Schicksal eines Asylbewerbers und seiner Weggefährten erzählt. Das ist nicht ganz falsch, sollte aber nicht vergessen lassen, dass Khider seit seinem 2008 erschienenen Debütroman "Der falsche Inder" stets um dieselben Themen kreist: Vertreibung, Flucht, Heimatlosigkeit, Außenseitertum und der Kampf um Individualität in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Systemen, ob in Bagdad, Benghasi oder Bayern. Khiders Figuren sind Entwurzelte, Träumer und Beobachter, Einzelgänger, Poeten ohne Werk, die in den Wahnsinn abgleiten wie Karims Freund Rafid, Romantiker in aussichtsloser Lage, und Spielbälle eines Schicksals, das überwiegend in einfachen Worten erzählt wird, aber weitaus komplexer ist, als man auf den ersten Blick meinen könnte.
Die Schauplätze des Romans sind Gefängniszellen, Asylantenwohnheime, die "Goethemoschee" in der Münchner Goethestraße, muslimische Kulturvereine, in denen die Parallelgesellschaft ihre Netzwerke organisiert, Obdachlosenheime, in denen Unterschlupf findet, wer als Asylberechtigter anerkannt wurde, aber keine eigene Wohnung bezahlen kann, weil er noch keine Arbeit gefunden hat. Im Obdachlosenheim wohnen "entweder geduldete Ausländer oder drogenabhängige Inländer". Andere, normale Bürger, erscheinen Karim wie "Fabelwesen aus einem fernen Märchenland". Polizisten, Schlepper, Dealer sind fast schon die einzigen Einheimischen, mit denen Menschen wie Karim in Kontakt kommen. Dann gibt es noch die Mitarbeiter der Caritas und ehrenamtliche Helfer wie Frau Schmitt, eine ältere Dame, die sich hingebungsvoll um die Flüchtlinge kümmert, bis einer von ihnen ihr öffentlich einen Heiratsantrag macht. Die Folgen sind drastisch: "Sie verschwand einfach so aus unserem Leben wie die Sonne in einem deutschen Winter."
Khider erzählt von den Träumen der jungen Männer, von ihren Sehnsüchten, ihrer Wut und ihrer Verzweiflung. Er beschreibt drastisch die bedrückende, zwischen Apathie und Aggression schwankende Atmosphäre in den Wohnheimen, in denen Männer aus den unterschiedlichsten Weltgegenden miteinander auskommen müssen: Albaner, Serben, Somalier, Iraner, Kurden, Iraker. Kleinkriminalität und Gewalt sind häufig. Ab und an tauchen teure Autos vor den Toren des Wohnheims auf. Dann sind betuchte Einheimische meist fortgeschrittenen Alters und beiderlei Geschlechts auf der Suche nach jungen Bettgenossen. Auch Karims Freund Khaled prostituiert sich. Karim selbst sortiert lieber Müll für achtzig Euro im Monat. Mehr darf er offiziell nicht verdienen, solange er keine Arbeitserlaubnis hat.
Für alle Papiere und Bescheinigungen jeglicher Art ist Frau Schulz zuständig, Karims Sachbearbeiterin in der allmächtigen Ausländerbehörde. Ihr gilt die Ohrfeige, die der Titel des Romans ankündigt und mit der die Handlung einsetzt. "Stumm und starr vor Angst hockt sie in ihrem Drehstuhl, als hätte die Ohrfeige sie betäubt", so lautet der erste Satz. Dann fesselt Karim seine Peinigerin und klebt ihr den Mund zu: "Nix ich will hören!"
Die Enttäuschung, das endlose Warten, die Demütigungen und Rückschläge und vor allem die jedes Selbstwertgefühl abtötende Erfahrung langanhaltender Ohnmacht, all das scheint sich mit einem Mal zu entladen, als Karim Frau Schulz in ihrem Büro fesselt. Aber passiert das tatsächlich oder handelt es sich nicht vielmehr um einen Tagtraum, ausgelöst von den Haschischzigaretten, die Karim raucht, während er in der Münchner Wohnung seines Freundes darauf wartet, sich dem nächsten Schlepper anzuvertrauen, der ihn nach Finnland bringen soll? Kursiv gesetzte Passagen unterbrechen Karims Traumredefluss, in dem er der geknebelten Sachbearbeiterin erzählt, was sie nie hören wollte: seine ganze Geschichte.
Khider hat seinen Roman aus guten Gründen in den Jahren des zweiten Irak-Krieges angesiedelt, der mit dem Sturz Saddam Husseins endete und das Land ins Chaos stürzte. Karim wird die Asylberechtigung wieder entzogen. Dabei war er gar nicht vor dem Diktator geflohen, sondern vor dem Militärdienst, wo er sein Geheimnis nicht hätte bewahren können: Er leidet unter Gynäkomatie, ist also ein Mann mit weiblichen Brüsten, kein Hermaphrodit, sondern, wie er glaubt, der auserwählte Träger eines Erbes, das ihm seine Kinderliebe hinterlassen hat. Hayat war bildschön, taubstumm und wurde in Bagdad von drei Männern entführt, vergewaltigt und getötet, als sie dreizehn Jahre alt war. In dieser allegorischen Figur, die Karim auf all seinen Wegen begleitet, zeigt sich Abbas Khiders dunkle poetische Kraft: Hayat ist das arabische Wort für Leben.
HUBERT SPIEGEL
Abbas Khider: "Ohrfeige". Roman.
Hanser Verlag, München 2016. 220 S., geb., 19,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Meike Fessmann vermutet leichten Überdruss bei Abbas Khider. Sein Thema der Flucht und Assimilation in der Fremde kann der Autor laut Rezensentin diesmal nicht überzeugend vermitteln. Die Geschichte um einen verzweifelten Asylbwerber zwischen 2001 und 2004 in Deutschland scheint Fessmann dann doch etwas zu sehr zusammengestoppelt und klischeebeladen, auch wenn die jüngsten Ereignisse aus der Wirklichkeit während der Entstehung des Romans nicht absehbar waren. Sprachlich und dramaturgisch hat das Buch laut Fessmann unübersehbare Schwächen. Weder als Schelmenroman noch als Reportage taugt ihr der Text. Dabei hätte die Grundidee durchaus mehr hergegeben, meint sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.02.2016Die Blutegel des Unglücks
Abbas Khider erzählt in seinem neuen Roman „Ohrfeige“ die Geschichte
eines Flüchtlings. Leider wirkt Vieles wie lustlos zusammengeschraubt
VON MEIKE FESSMANN
Niemals die Wahrheit sagen“, darum geht es, wenn man in Deutschland Asyl bekommen will, erläutert ein Iraker dem anderen. Von zwei Dingen müsse er den Richter überzeugen, rät Salim dem jungen Erzähler Karim: dass er niemals in seine Heimat zurückkehren könne, weil er dort gefangen, gefoltert oder hingerichtet werde, und dass er bisher in keinem anderen „Asylland“ war. Er selbst rühmt sich, ein „großer und guter Lügner“ zu sein. Er habe sogar schon überlegt, Schriftsteller zu werden, so gut kam seine Ge-schichte in der Verhandlung an. Karim solle sich nichts dabei denken. Das ganze Asylbewerberheim sei voller Lügner – wie der Syrer, der vorgebe, Iraker zu sein. Dabei lasse sich seine Herkunft am Dialekt sofort erkennen.
Der neue Roman von Abbas Khider, der 1973 in Bagdad geboren wurde und seit 2000 in Deutschland lebt, spielt zwischen 2001 und 2004. Wie seine früheren Romane, die alle drei im entdeckungsfreudigen Hamburger Nautilus Verlag erschienen sind, wird auch „Ohrfeige“, nun bei Hanser, von einer Rahmenhandlung eröffnet.
Karim Mensy, im Februar 2001 rechtzeitig vor 9/11 als Asylant anerkannt, soll nach dem Sturz Saddams in den Irak abgeschoben werden. Bevor er sich mit einem neuen Schlepper auf den Weg nach Finnland macht, will er seine Sachbearbeiterin dazu zwingen, ihm endlich einmal zuzuhören. Also gibt er ihr eine Ohrfeige, fesselt und knebelt sie. „Sie ruhig sind und bleiben still!“, herrscht er sie an, um sich erst einmal genüsslich eine Hasch-Zigarette anzu-zünden. Dann breitet er vor der offenbar herzlosen Dame seine Sorgen aus, was den Rest des Romans in Anspruch nimmt.
Zwar hat Karim bei der Verhandlung eine abenteuerliche Geschichte erzählt, um zu demonstrieren, dass er aus politischen Gründen geflohen ist. In Wahrheit aber hatte er sehr persönliche Gründe. Pünktlich zur Pubertät waren dem wohlgestalteten Knaben weibliche Brüste gewachsen, die er fortan unter weiten Klamotten verbarg. Vor allem deshalb hatte er panische Angst vor dem Militär, das Feixen der Kameraden konnte er sich ausmalen. Seit er in Deutschland ist, wundert sich keiner, dass er seinen Oberkörper nicht zeigen will: jeder vermutet, er schäme sich für Folternarben. Nun hofft er, genug Geld zu verdienen, um die Brüste wegoperieren zu lassen. Die vom Amt vermittelte Arbeit auf dem Recyclinghof wirft trotz üppigem Trinkgeld nicht genug ab. Also arbeitet er schwarz auf dem Bau.
Frau Schulz, wie die Dame heißt, die bewegungslos seiner „Beichte“ lauscht, wird am Ende wohl bar aller Illusionen sein, wenn sie denn je welche hatte. Von ihren Gedanken erfahren wir nichts. Sie ist bloßes Vehikel der Ansprache. Der Erzähler breitet vor ihr einen Flickenteppich großer und kleiner Gesetzesbrüche aus. Wie es einem Schelmenroman ansteht, nennt er sie „Gaunereien“ und erklärt der gefesselten Amtsträgerin, was Illegale und Asylanten alles brauchen: Informationen über Asylanträge, Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis sowie spezialisierte Rechtsanwälte, aber auch Jobs auf dem Schwarzmarkt, Scheinehevermittler, Heiratsvermittler für Mädchen aus der Heimat und schließlich eine Geldtransferstelle ins Heimatland, die nicht die horrenden Zinsen von Western Union nimmt. All das bekommt man problemlos in Moscheen und Kultur-vereinen.
Karim wirbt um Verständnis, wenn er Klartext spricht: „Um zu überleben und nicht vollständig wahnsinnig zu werden, brauchen wir die Vermittler, die Mafiosi, die Geldgeilen, die Schmuggler, die bestechlichen Polizisten und Beamten, wir benötigen all die Blutegel, die von unserer Situation profitieren wollen. Wir brauchen sie viel mehr als alle Mitarbeiter von AMNESTY INTERNATIONAL zusammen.“
Solche Sätze hat Abbas Khider schon öfter geschrieben. Doch sie bezogen sich auf den Irak und die langen Wege der Flucht durch verschiedene Länder. Dieses Mal ist Deutschland gemeint. Auch wenn „Ohrfeige“ ein Roman und keine Reportage ist: In der aufgeheizten, zwischen Sentimentalität und Härte schlingernden Debatte ist sein Stoff heiße Ware. Was man letztes Jahr vielleicht noch als Schelmenroman lesen konnte, der uns humorvoll am schweren Leben eines Flüchtlings teilnehmen lässt, wirft nach der Kölner Silvesternacht auch andere Fragen auf. Kann und darf man alles „Gaunerei“ nennen und entschuldigen, was Flüchtlinge und Migranten tun? Und wäre es nicht Zeit für ein deutsches Einwanderungsgesetz?
Weder Autor noch Verlag konnten die Ereignisse vorhersehen. Verständlich, dass sie den aktuellen Stoff schnell auf den Markt werfen wollten. Trotzdem bleibt die entscheidende Frage an einen Roman, was er als Kunstwerk taugt. Eine zwingende Form kann jeder Diskursänderung standhalten. Doch leider wirkt vieles eher lustlos zusammengeschraubt. Ein Notbehelf repariert den nächsten.
Zwar leuchtet es ein, dass ein vor Erzählfreude sprühender Schriftsteller wie Abbas Khider eine Rahmenhandlung braucht, die Mündlichkeit suggeriert. Doch genau das führt er nicht konsequent durch. Frau Schulz gewinnt keine Präsenz. Sie bleibt ein Klischee wir ihr Name, dessen gelegentliche Anrufung vor allem eine Funktion hat: die Konstruktion zu veranschaulichen, die die disparaten Elemente des Romans zusammenhalten soll. Was für Szenen hätten daraus entstehen können: ein Asylant, der seine Aufenthaltsgenehmigung verliert und in ein Land zurückgeschickt wird, das keineswegs sicher ist, im Disput mit einer deutschen Beamtin, die Gesetze rechtfertigen soll, die sie nicht versteht!
Dass sich das Kidnapping am Ende als Drogentraum entpuppt, soll die Klippen der Erzählkonstruktion überspielen. Der Roman beginnt im gebrochenen Deutsch seines Ich-Erzählers, um die Effekte einer Standup-Comedy mitzunehmen, und wechselt dann in ein vermeintliches „Arabisch“, mit der lahmen Erklärung, die Angesprochene verstehe ihn ohnehin nicht, sie wohne auf einem anderen Planeten.
Trotz des interessanten Stoffs, der uns durch mehrere bayerische Asylbewerberheime führt, mit all ihren oft komisch geschilderten Konflikten zwischen Ethnien und Religionen, bleibt der Roman merkwürdig matt. Die zwischen Poesie und Knappheit changierende Sprache der früheren Romane, besonders in „Der falsche Inder“ und „Die Orangen des Präsidenten“, fabulierte die Gegebenheiten um. Sie findet in „Ohrfeige“ kein Pendant. Wahrscheinlich geht es dem seit vielen Jahren eingebürgerten Schriftsteller wie seinem Helden. Der sagt einmal: „Ich bin es leid, über Dinge zu reden, die mit meinem jetzigen Leben nichts mehr zu tun haben.“
„Sie ruhig sind und bleiben still!“, lässt Abbas Khider seinen Helden im Stil der Standup-Comedians sagen. Foto: IMAGO
Abbas Khider: Ohrfeige. Roman. Carl Hanser Verlag,
München 2016. 220 Seiten, 19,90 Euro. E-Book: 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Abbas Khider erzählt in seinem neuen Roman „Ohrfeige“ die Geschichte
eines Flüchtlings. Leider wirkt Vieles wie lustlos zusammengeschraubt
VON MEIKE FESSMANN
Niemals die Wahrheit sagen“, darum geht es, wenn man in Deutschland Asyl bekommen will, erläutert ein Iraker dem anderen. Von zwei Dingen müsse er den Richter überzeugen, rät Salim dem jungen Erzähler Karim: dass er niemals in seine Heimat zurückkehren könne, weil er dort gefangen, gefoltert oder hingerichtet werde, und dass er bisher in keinem anderen „Asylland“ war. Er selbst rühmt sich, ein „großer und guter Lügner“ zu sein. Er habe sogar schon überlegt, Schriftsteller zu werden, so gut kam seine Ge-schichte in der Verhandlung an. Karim solle sich nichts dabei denken. Das ganze Asylbewerberheim sei voller Lügner – wie der Syrer, der vorgebe, Iraker zu sein. Dabei lasse sich seine Herkunft am Dialekt sofort erkennen.
Der neue Roman von Abbas Khider, der 1973 in Bagdad geboren wurde und seit 2000 in Deutschland lebt, spielt zwischen 2001 und 2004. Wie seine früheren Romane, die alle drei im entdeckungsfreudigen Hamburger Nautilus Verlag erschienen sind, wird auch „Ohrfeige“, nun bei Hanser, von einer Rahmenhandlung eröffnet.
Karim Mensy, im Februar 2001 rechtzeitig vor 9/11 als Asylant anerkannt, soll nach dem Sturz Saddams in den Irak abgeschoben werden. Bevor er sich mit einem neuen Schlepper auf den Weg nach Finnland macht, will er seine Sachbearbeiterin dazu zwingen, ihm endlich einmal zuzuhören. Also gibt er ihr eine Ohrfeige, fesselt und knebelt sie. „Sie ruhig sind und bleiben still!“, herrscht er sie an, um sich erst einmal genüsslich eine Hasch-Zigarette anzu-zünden. Dann breitet er vor der offenbar herzlosen Dame seine Sorgen aus, was den Rest des Romans in Anspruch nimmt.
Zwar hat Karim bei der Verhandlung eine abenteuerliche Geschichte erzählt, um zu demonstrieren, dass er aus politischen Gründen geflohen ist. In Wahrheit aber hatte er sehr persönliche Gründe. Pünktlich zur Pubertät waren dem wohlgestalteten Knaben weibliche Brüste gewachsen, die er fortan unter weiten Klamotten verbarg. Vor allem deshalb hatte er panische Angst vor dem Militär, das Feixen der Kameraden konnte er sich ausmalen. Seit er in Deutschland ist, wundert sich keiner, dass er seinen Oberkörper nicht zeigen will: jeder vermutet, er schäme sich für Folternarben. Nun hofft er, genug Geld zu verdienen, um die Brüste wegoperieren zu lassen. Die vom Amt vermittelte Arbeit auf dem Recyclinghof wirft trotz üppigem Trinkgeld nicht genug ab. Also arbeitet er schwarz auf dem Bau.
Frau Schulz, wie die Dame heißt, die bewegungslos seiner „Beichte“ lauscht, wird am Ende wohl bar aller Illusionen sein, wenn sie denn je welche hatte. Von ihren Gedanken erfahren wir nichts. Sie ist bloßes Vehikel der Ansprache. Der Erzähler breitet vor ihr einen Flickenteppich großer und kleiner Gesetzesbrüche aus. Wie es einem Schelmenroman ansteht, nennt er sie „Gaunereien“ und erklärt der gefesselten Amtsträgerin, was Illegale und Asylanten alles brauchen: Informationen über Asylanträge, Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis sowie spezialisierte Rechtsanwälte, aber auch Jobs auf dem Schwarzmarkt, Scheinehevermittler, Heiratsvermittler für Mädchen aus der Heimat und schließlich eine Geldtransferstelle ins Heimatland, die nicht die horrenden Zinsen von Western Union nimmt. All das bekommt man problemlos in Moscheen und Kultur-vereinen.
Karim wirbt um Verständnis, wenn er Klartext spricht: „Um zu überleben und nicht vollständig wahnsinnig zu werden, brauchen wir die Vermittler, die Mafiosi, die Geldgeilen, die Schmuggler, die bestechlichen Polizisten und Beamten, wir benötigen all die Blutegel, die von unserer Situation profitieren wollen. Wir brauchen sie viel mehr als alle Mitarbeiter von AMNESTY INTERNATIONAL zusammen.“
Solche Sätze hat Abbas Khider schon öfter geschrieben. Doch sie bezogen sich auf den Irak und die langen Wege der Flucht durch verschiedene Länder. Dieses Mal ist Deutschland gemeint. Auch wenn „Ohrfeige“ ein Roman und keine Reportage ist: In der aufgeheizten, zwischen Sentimentalität und Härte schlingernden Debatte ist sein Stoff heiße Ware. Was man letztes Jahr vielleicht noch als Schelmenroman lesen konnte, der uns humorvoll am schweren Leben eines Flüchtlings teilnehmen lässt, wirft nach der Kölner Silvesternacht auch andere Fragen auf. Kann und darf man alles „Gaunerei“ nennen und entschuldigen, was Flüchtlinge und Migranten tun? Und wäre es nicht Zeit für ein deutsches Einwanderungsgesetz?
Weder Autor noch Verlag konnten die Ereignisse vorhersehen. Verständlich, dass sie den aktuellen Stoff schnell auf den Markt werfen wollten. Trotzdem bleibt die entscheidende Frage an einen Roman, was er als Kunstwerk taugt. Eine zwingende Form kann jeder Diskursänderung standhalten. Doch leider wirkt vieles eher lustlos zusammengeschraubt. Ein Notbehelf repariert den nächsten.
Zwar leuchtet es ein, dass ein vor Erzählfreude sprühender Schriftsteller wie Abbas Khider eine Rahmenhandlung braucht, die Mündlichkeit suggeriert. Doch genau das führt er nicht konsequent durch. Frau Schulz gewinnt keine Präsenz. Sie bleibt ein Klischee wir ihr Name, dessen gelegentliche Anrufung vor allem eine Funktion hat: die Konstruktion zu veranschaulichen, die die disparaten Elemente des Romans zusammenhalten soll. Was für Szenen hätten daraus entstehen können: ein Asylant, der seine Aufenthaltsgenehmigung verliert und in ein Land zurückgeschickt wird, das keineswegs sicher ist, im Disput mit einer deutschen Beamtin, die Gesetze rechtfertigen soll, die sie nicht versteht!
Dass sich das Kidnapping am Ende als Drogentraum entpuppt, soll die Klippen der Erzählkonstruktion überspielen. Der Roman beginnt im gebrochenen Deutsch seines Ich-Erzählers, um die Effekte einer Standup-Comedy mitzunehmen, und wechselt dann in ein vermeintliches „Arabisch“, mit der lahmen Erklärung, die Angesprochene verstehe ihn ohnehin nicht, sie wohne auf einem anderen Planeten.
Trotz des interessanten Stoffs, der uns durch mehrere bayerische Asylbewerberheime führt, mit all ihren oft komisch geschilderten Konflikten zwischen Ethnien und Religionen, bleibt der Roman merkwürdig matt. Die zwischen Poesie und Knappheit changierende Sprache der früheren Romane, besonders in „Der falsche Inder“ und „Die Orangen des Präsidenten“, fabulierte die Gegebenheiten um. Sie findet in „Ohrfeige“ kein Pendant. Wahrscheinlich geht es dem seit vielen Jahren eingebürgerten Schriftsteller wie seinem Helden. Der sagt einmal: „Ich bin es leid, über Dinge zu reden, die mit meinem jetzigen Leben nichts mehr zu tun haben.“
„Sie ruhig sind und bleiben still!“, lässt Abbas Khider seinen Helden im Stil der Standup-Comedians sagen. Foto: IMAGO
Abbas Khider: Ohrfeige. Roman. Carl Hanser Verlag,
München 2016. 220 Seiten, 19,90 Euro. E-Book: 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Abbas Khider schreibt schlanke Bücher. Sie sind entschlackt. Reduziert auf das Wesentliche. Kein Nippes, kein Schnickschnack, so wie das Gepäck eines Menschen, der auf der Flucht ist." Ilja Trojanow in seiner Laudatio zu Khiders Antritt als Mainzer Stadtschreiber, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.17
"Hier ist ein Dichter am Werk. Ein formbewusster Autor, der die uralte europäische Tradition des Schelmenromans wiederbelebt. ... Zu den Risiken und Nebenwirkungen der Literatur gehört das Aufdecken von Verlogenheiten. Abbas Khider deckt hier, mit rücksichtslosem Witz, die große Verlogenheit auf, dass die Bundesrepublik seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland ist, aber kein Einwanderungsland sein will." Christian Delius in der Laudatio des Adelbert-von-Chamisso-Preises, Süddeutsche Zeitung, 10.03.17
"Khiders Buch ist differenziert und vielschichtig, irritierend, teils poetisch, teils abgründig, berührend, derb oder bitter-ironisch. Es bedarf einer einfühlsamen Lesart, einer Empathie für die Figuren, nach der Fähigkeit unter die Oberfläche zu schauen, statt vorschnell scheinbar naheliegende Schlussfolgerungen zu ziehen. ... Trotz des passagenweise bedrückenden und erschütternden Inhalts hat Abbas Khider einen unterhaltsamen Roman geschrieben." Vladimir Vertlib, Die Presse, 05.08.16
"Ein aktuelles, trauriges, nachdenkliches aber auch witziges Buch von einem stimmgewaltigen, sympathischen und authentischen Autor." Birgit Goormann-Prugger, Süddeutsche Zeitung, 08.04.16
"Man lernt viel aus diesem Buch." Rüdiger Safranski, SRF Literaturclub, 08.03.16
"Angesichts der derzeitigen Diskussionen ist es interessant, ab und zu die Perspektive zu wechseln - und zum Beispiel Abbas Khiders neuen, bei aller Drastik und Tragik durchaus komischen Roman 'Ohrfeige' zur Hand zu nehmen." Antje Weber, Süddeutsche Zeitung, 08.03.16
"Scharfsinnig, witzig, ironisch, unbequem ehrlich, in Momenten rührend, in anderen bitterböse, immer mit feiner Lakonie, erzählt Abbas Khider aus einem deutschen Parallelalltag, den sich trotz aller Nachrichten kaum jemand vorstellen kann." Silvia Feist, Emotion 2/2016
"Abbas Khider ist eine Bereicherung, denn er ist beeindruckend in seiner Art: Er hat einen tollen Humor und auch interessante Einschätzungen. ... Lachen ist für diesen Autor eine Art Waffe gegen Unterdrückung und auch gegen Hilflosigkeit." Anne-Dore Krohn, rbb Kulturradio, 29.02.16
"Ein unbedingt lesenswerter Roman aus der bundesbürokratischen Finsternis." Antje Weber, Süddeutsche Zeitung, 25.02.16
"Der Roman besticht nicht nur wegen seiner thematischen Relevanz. Khider setzt Karims Schicksal raffiniert und humorvoll literarisch um, ohne in Larmoyanz oder Selbstmitleid zu versinken. ... Es ist ein Glück für alle Leserinnen und Leser, dass Abbas Khider nicht zur Mehrheit all jener Flüchtlinge zählt, die in Deutschland keine Heimat finden. Er hat es geschafft, sich in die deutsche zeitgenössische Literatur einzuschreiben." Nicola Steiner, SRF 52 Beste Bücher, 22.02.16
"Ein Roman, der das Buch der Stunde ist, weil er mitten ins Herz der Flüchtlingsfrage, der Asyldebatte in Deutschland zielt. ... Am Anfang musste ich sofort an Beckett und an Kafka denken. ... Ein Buch, das den Sprachlosen, den Stummgemachten zur Sprache verhilft. Ein gutes Buch." Denis Scheck, ARD druckfrisch, 21.02.16
"Eine ganz humorvolle, erstaunlich wenig selbstmitleidige Analyse der Situation eines Asylbewerbers in Deutschland." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 16.02.16
"Jeder bedeutende Roman ist zunächst ein Fremder. Er bietet dem Leser die Chance, sich in seiner Fremde zu Hause zu fühlen, früher oder später. Literatur ist eine Einladung zum Verstehen. Sie anzunehmen war selten wichtiger als heute." Richard Kämmerlings, Die Welt, 08.02.16
"Khider ist ein Meister darin, existenzielle Verzweiflung in kleinen Momenten absurder und anderer Komik zu spiegeln." Katharina Granzin, Frankfurter Rundschau, 06.02.16
"Khiders Figuren sind Entwurzelte, Träumer und Beobachter, Einzelgänger, Poeten ohne Werk ... und Spielbälle eines Schicksals, das überwiegend in einfachen Worten erzählt wird, aber weitaus komplexer ist, als man auf den ersten Blick meinen könnte." Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.16
"Das absolut Großartige an diesem Roman: Karim spricht mit einer unvergesslichen Stimme, er ist ein poetischer Schelm, ein gleichzeitig naiver und bauernschlauer Don Quijote, der einen aussichtslosen Kampf führt gegen die deutsche Bürokratie. ... Das Buch der Stunde. ... Abbas Khiders Buch hat diese ganze aufgeladene Diskussion nicht mal nötig, seine Figuren könnten ganz für sich stehen, wir Leser werden sein Personal niemals ab- oder zur Seite schieben wollen." Michael Bartle, BR2 Zündfunk, 03.02.16
"Auf jeden Fall das Buch der Stunde. Es ist eine eindringliche Beschreibung des Lebens als Asylbewerber in Deutschland und ein Buch, das jeder gelesen haben sollte. ... Ein Buch, das aus einer sehr intensiven Lebenserfahrung gespeist ist. Es ist voller Energie und abgründigem Humor. Eine unbedingte Leseempfehlung." Ursula May, hr2 Kultur, 02.02.16
"Khider liefert einen eindrücklichen Blick in das Labyrinth der deutschen Asylbürokratie. ... Mit trockenem Witz und rauem Ton schildert Khider den absurden Alltag von Flüchtlingen." Yasemin Ergin, NDR Kulturjournal, 01.02.16
"Erst war der Flüchtling Opfer, nun ist er Täter. 'Ohrfeige' fügt beide Bilder zusammen. Damit ist der deutschsprachige Flüchtlingsroman in der Realität angekommen, seine Figuren sind Individuen, widersprüchlich, Menschen - wie wir." Sebastian Hammelehle, Der Spiegel, 30.01.16
"Ohne die Grenzen des Realismus zu überschreiten, schildert Abbas Khider in diesem ebenso eindringlichen wie raffinierten Roman einen Fall, der hochaktuell ist, wenn auch nicht alltäglich." Ursula März, Deutschlandradio Kultur, 30.01.16
"...zutiefst traurige, ärgerliche, lebendige Szenen, die so schnell nicht in Vergessenheit geraten. ... 'Ohrfeige' trifft den Leser mitten ins Gewissen." Fatma Aydemir, taz am Wochenende, 30.01.16
"Eine poetische wie provokante irakisch-deutsche Flüchtlingsgeschichte und eine schallende Ohrfeige für all die Bescheidwisser in schwieriger Zeit." NDR Kultur, 9-Sekunden-Rezension, 29.01.16
"Das Absurde, überhaupt der ganze Humor in Khiders Erzählung, nimmt einen sofort ein für dieses Buch, genauso wie sein reduzierter Stil und der manchmal rauhe Tonfall." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.01.16
"Hier ist ein Dichter am Werk. Ein formbewusster Autor, der die uralte europäische Tradition des Schelmenromans wiederbelebt. ... Zu den Risiken und Nebenwirkungen der Literatur gehört das Aufdecken von Verlogenheiten. Abbas Khider deckt hier, mit rücksichtslosem Witz, die große Verlogenheit auf, dass die Bundesrepublik seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland ist, aber kein Einwanderungsland sein will." Christian Delius in der Laudatio des Adelbert-von-Chamisso-Preises, Süddeutsche Zeitung, 10.03.17
"Khiders Buch ist differenziert und vielschichtig, irritierend, teils poetisch, teils abgründig, berührend, derb oder bitter-ironisch. Es bedarf einer einfühlsamen Lesart, einer Empathie für die Figuren, nach der Fähigkeit unter die Oberfläche zu schauen, statt vorschnell scheinbar naheliegende Schlussfolgerungen zu ziehen. ... Trotz des passagenweise bedrückenden und erschütternden Inhalts hat Abbas Khider einen unterhaltsamen Roman geschrieben." Vladimir Vertlib, Die Presse, 05.08.16
"Ein aktuelles, trauriges, nachdenkliches aber auch witziges Buch von einem stimmgewaltigen, sympathischen und authentischen Autor." Birgit Goormann-Prugger, Süddeutsche Zeitung, 08.04.16
"Man lernt viel aus diesem Buch." Rüdiger Safranski, SRF Literaturclub, 08.03.16
"Angesichts der derzeitigen Diskussionen ist es interessant, ab und zu die Perspektive zu wechseln - und zum Beispiel Abbas Khiders neuen, bei aller Drastik und Tragik durchaus komischen Roman 'Ohrfeige' zur Hand zu nehmen." Antje Weber, Süddeutsche Zeitung, 08.03.16
"Scharfsinnig, witzig, ironisch, unbequem ehrlich, in Momenten rührend, in anderen bitterböse, immer mit feiner Lakonie, erzählt Abbas Khider aus einem deutschen Parallelalltag, den sich trotz aller Nachrichten kaum jemand vorstellen kann." Silvia Feist, Emotion 2/2016
"Abbas Khider ist eine Bereicherung, denn er ist beeindruckend in seiner Art: Er hat einen tollen Humor und auch interessante Einschätzungen. ... Lachen ist für diesen Autor eine Art Waffe gegen Unterdrückung und auch gegen Hilflosigkeit." Anne-Dore Krohn, rbb Kulturradio, 29.02.16
"Ein unbedingt lesenswerter Roman aus der bundesbürokratischen Finsternis." Antje Weber, Süddeutsche Zeitung, 25.02.16
"Der Roman besticht nicht nur wegen seiner thematischen Relevanz. Khider setzt Karims Schicksal raffiniert und humorvoll literarisch um, ohne in Larmoyanz oder Selbstmitleid zu versinken. ... Es ist ein Glück für alle Leserinnen und Leser, dass Abbas Khider nicht zur Mehrheit all jener Flüchtlinge zählt, die in Deutschland keine Heimat finden. Er hat es geschafft, sich in die deutsche zeitgenössische Literatur einzuschreiben." Nicola Steiner, SRF 52 Beste Bücher, 22.02.16
"Ein Roman, der das Buch der Stunde ist, weil er mitten ins Herz der Flüchtlingsfrage, der Asyldebatte in Deutschland zielt. ... Am Anfang musste ich sofort an Beckett und an Kafka denken. ... Ein Buch, das den Sprachlosen, den Stummgemachten zur Sprache verhilft. Ein gutes Buch." Denis Scheck, ARD druckfrisch, 21.02.16
"Eine ganz humorvolle, erstaunlich wenig selbstmitleidige Analyse der Situation eines Asylbewerbers in Deutschland." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 16.02.16
"Jeder bedeutende Roman ist zunächst ein Fremder. Er bietet dem Leser die Chance, sich in seiner Fremde zu Hause zu fühlen, früher oder später. Literatur ist eine Einladung zum Verstehen. Sie anzunehmen war selten wichtiger als heute." Richard Kämmerlings, Die Welt, 08.02.16
"Khider ist ein Meister darin, existenzielle Verzweiflung in kleinen Momenten absurder und anderer Komik zu spiegeln." Katharina Granzin, Frankfurter Rundschau, 06.02.16
"Khiders Figuren sind Entwurzelte, Träumer und Beobachter, Einzelgänger, Poeten ohne Werk ... und Spielbälle eines Schicksals, das überwiegend in einfachen Worten erzählt wird, aber weitaus komplexer ist, als man auf den ersten Blick meinen könnte." Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.16
"Das absolut Großartige an diesem Roman: Karim spricht mit einer unvergesslichen Stimme, er ist ein poetischer Schelm, ein gleichzeitig naiver und bauernschlauer Don Quijote, der einen aussichtslosen Kampf führt gegen die deutsche Bürokratie. ... Das Buch der Stunde. ... Abbas Khiders Buch hat diese ganze aufgeladene Diskussion nicht mal nötig, seine Figuren könnten ganz für sich stehen, wir Leser werden sein Personal niemals ab- oder zur Seite schieben wollen." Michael Bartle, BR2 Zündfunk, 03.02.16
"Auf jeden Fall das Buch der Stunde. Es ist eine eindringliche Beschreibung des Lebens als Asylbewerber in Deutschland und ein Buch, das jeder gelesen haben sollte. ... Ein Buch, das aus einer sehr intensiven Lebenserfahrung gespeist ist. Es ist voller Energie und abgründigem Humor. Eine unbedingte Leseempfehlung." Ursula May, hr2 Kultur, 02.02.16
"Khider liefert einen eindrücklichen Blick in das Labyrinth der deutschen Asylbürokratie. ... Mit trockenem Witz und rauem Ton schildert Khider den absurden Alltag von Flüchtlingen." Yasemin Ergin, NDR Kulturjournal, 01.02.16
"Erst war der Flüchtling Opfer, nun ist er Täter. 'Ohrfeige' fügt beide Bilder zusammen. Damit ist der deutschsprachige Flüchtlingsroman in der Realität angekommen, seine Figuren sind Individuen, widersprüchlich, Menschen - wie wir." Sebastian Hammelehle, Der Spiegel, 30.01.16
"Ohne die Grenzen des Realismus zu überschreiten, schildert Abbas Khider in diesem ebenso eindringlichen wie raffinierten Roman einen Fall, der hochaktuell ist, wenn auch nicht alltäglich." Ursula März, Deutschlandradio Kultur, 30.01.16
"...zutiefst traurige, ärgerliche, lebendige Szenen, die so schnell nicht in Vergessenheit geraten. ... 'Ohrfeige' trifft den Leser mitten ins Gewissen." Fatma Aydemir, taz am Wochenende, 30.01.16
"Eine poetische wie provokante irakisch-deutsche Flüchtlingsgeschichte und eine schallende Ohrfeige für all die Bescheidwisser in schwieriger Zeit." NDR Kultur, 9-Sekunden-Rezension, 29.01.16
"Das Absurde, überhaupt der ganze Humor in Khiders Erzählung, nimmt einen sofort ein für dieses Buch, genauso wie sein reduzierter Stil und der manchmal rauhe Tonfall." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.01.16