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"The new generation of 21st-century African writers have now come of age. Without a doubt Habila is one of the best."--Emmanuel Dongala.

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Produktbeschreibung
"The new generation of 21st-century African writers have now come of age. Without a doubt Habila is one of the best."--Emmanuel Dongala.
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Autorenporträt
Helon Habila is the author of Oil on Water, Measuring Time, Waiting for an Angel, and The Chibok Girls. He is associate professor of creative writing at George Mason University and lives in Virginia with his wife and three children.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.09.2012

Taschenspielertricks des Lichts
Ein junger Journalist und ein ehemaliger Starreporter suchen eine entführte Britin und geraten
dabei ins apokalyptisch anmutende Niger-Delta: Helon Habilas Roman „Öl auf Wasser“
VON HELMUT BÖTTIGER
Die Sonnenuntergänge im Niger-Delta sind besonders bizarr. Sie haben alle nur erdenklichen Schattierungen von Orange, und man weiß nicht, ob es an den auffälligen Himmelsformationen liegt oder an den Abgasfackeln über den Ölquellen, die die verzweigte Fluss- und Dschungellandschaft mit ihrem schummrigen Dunst durchsetzen. Die Farben sind glühend, wenn Rufus, der Icherzähler, und sein Journalisten-Kollege Zaq mit dem Kahn eines alten Fischers durch dieses apokalyptisch anmutende, labyrinthische Gelände rudern; die fauligen und schleimigen Gerüche sind äußerst intensiv, und allgegenwärtig sind die Moskitos, denen man schutzlos ausgeliefert ist.
  Es ist eine phantastische, exotisch anmutende Landschaft, in die uns Helon Habila in seinem Roman entführt, doch sie ist gezeichnet von den weltumspannenden Aktivitäten der multinationalen Konzerne. Politik und Poesie gehen in der Schreibweise dieses Autors eine ungeahnte Verbindung ein, mit einer skrupulösen Genauigkeit, jenseits aller Klischees. Was dieses Buch so spektakulär macht, ist sein Verzicht auf allgemeine Thesen, auf vordergründige Moral, auf selbstverständlich scheinende Unterscheidungen zwischen Gut und Böse. Doch dass der seine eigenen Ressourcen zerstörende Kapitalismus die Verhältnisse auch in Nigeria zerrüttet, ist mit jeder Zeile klar.
  Die Beziehung zwischen Rufus, dem jungen Journalisten, und Zaq, dem ehemaligen Starreporter, ist der rote Faden, um den sich die Handlung entspinnt. Sie suchen die entführte Gattin des englischen Repräsentanten einer Ölgesellschaft und versprechen sich davon eine aufsehenerregende Reportage. Eigentlich sind Entführungen in dieser Region Routine, der Ablauf bis zur Lösegeldzahlung und Freilassung ist immer derselbe, aber in jüngster Zeit ist es zu Irritationen gekommen, und mindestens zwei Journalisten wurden bei einer der üblichen Kontaktaufnahmen getötet. Rufus und Zaq geraten in eine unübersichtliche Konstellation: verschiedene Rebellengruppen, brutale Regierungssoldaten, dazwischen die ängstlichen Flussanrainer, denen die Fischgründe langsam abhandenkommen und zu deren Überlebensstrategien es zählt, sich nicht auf eine Seite festlegen zu lassen.
  Dass die Dorfbewohner keine Chance mehr haben, wird schnell klar. Auf der Suche nach Rebellen durchkämmen Soldaten die einzelnen Ansiedlungen, nehmen widerspenstige Dorfoberhäupter gefangen und bringen sie um, auch Rufus’ Heimatstädtchen ist durch ein Ölfeuer zerstört worden, mitsamt den Lebensgrundlagen seiner Familie. Die allgemeine politische Situation schwingt in Habilas einzelnen Erzählsträngen immer mit, entscheidend sind aber die differenzierten, widersprüchlichen Wahrnehmungen des Protagonisten. Der Roman entfaltet gleichzeitig die Elemente eines Thrillers sowie einer Liebesgeschichte, und alles ist dabei so untrennbar miteinander verwoben, dass keiner der einzelnen Momente aufgesetzt oder konstruiert wirkt. Harte, realistische Passagen, besonders über den Journalistenalltag in der Regionshauptstadt Port Harcourt, gehen über in metaphysisch durchdrungene Schilderungen der Naturzerstörung und des Alltags in den Fischerdörfern, und dabei wird genau der Übergang von einer noch ursprünglichen, autochthonen Lebensform zu dem neuen Schicksal als „heimatlose Wanderer“, wie es die Bewohner selbst formulieren, festgehalten – dass es in den Slums der Metropolen enden wird, ist sehr wahrscheinlich. Eine große Figur ist Zaq, der alte Reporter. In spät einsetzenden Rückblenden wird seine Vergangenheit deutlich: in den Zeiten der schlimmsten Militärdiktatur in Nigeria in den Neunzigerjahren machte er sich einen Namen als unerschrockener Journalist, herausragend war eine Reportage über die Prostituierten in Lagos. Zaq verkörpert einen aufklärerischer Impuls, und er wirkt wie ein Symbol für die Versuche, in einem Land wie Nigeria, das um seine Identität und seine politischen Strukturen ringt, demokratische Utopien umzusetzen. Woran er gescheitert ist und wie er gescheitert ist, wird nicht im Einzelnen referiert – aber dass er kein Zyniker ist wie sein alter Freund, der Chefredakteur, dass er Alkohol braucht und körperlich stark abgebaut hat, teilt sich unmittelbar mit.
  Zaq ist ein Wiedergänger aus Joseph Conrads „Herz der Finsternis“, und er ist auch ein Wiedergänger von Balzacs „Verlorenen Illusionen“ – Helon Habila schöpft aus dem Fundus der literarischen Vergangenheit, er kennt die verschiedenen Schreibweisen der Tradition und der Gegenwart, und durch die hautnahe Erfahrung Afrikas entsteht eine neue, aufregende Prosa, die den Istzustand scharf umreißt. „In der Flussmitte war das Wasser klar, näher an den Ufern aber stand es brackig, eingeschlossen von den Mangroven, in deren Zweigen der Dunst in Klumpen hing wie Baumwollbällchen.“ Die Sprache dieses Romans setzt all das um, was an geschichtlicher Erfahrung transportiert wird, die kurzfristigen ökonomischen Interessen geschuldete Naturzerstörung, das brackig werdende Wasser, die Schlieren, die schweren Gerüche. Es gibt Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen, und die „Taschenspielertricks des Lichts“, die einmal benannt werden, „dampfend und die Gestalt ändernd“, können zu großen Visionen des Inneren werden: Rufus, durch dessen Augen wir die Geschehnisse sehen, registriert alles genau. Es gibt Szenen, die geradezu suggestiv nach einer filmischen Umsetzung zu verlangen scheinen. Aber der Reiz des Romans besteht vor allem darin, dass er seine Wirkung aus der sprachlichen Form gewinnt, durch Brüche in der Erzählung, durch verwirrende Perspektiven, und die sich jeglicher Kartografie verweigernden unübersichtlichen Seitenarme des Flusses spiegeln die Welt wider, wie sie die einzelnen Figuren erfahren. Charakteristisch sind die Verschiebungen und Verdoppelungen der Chronologie: durch Vor- und Rückblenden entsteht eine simultane Zeiterfahrung und eine Vision von Zeitlosigkeit, die sich nicht verfilmen lässt.
  Am besten zeigt sich das in der kaum ausgeführten Liebesgeschichte mit der Krankenschwester Gloria, die als eine unausgesprochene Utopie über das Buch hinauszuragen scheint – es sind nur knappe Andeutungen, kleine atmosphärisch verdichtete Szenen, und zu der Opulenz und Sinnlichkeit der Sprache tritt die Wirkung des Ausgesparten hinzu, jenseits aller Klischees und alles Erwartbaren. Helon Habila ist 1967 geboren, hat Literatur studiert, schreibt auf Englisch, lebt in den USA und in Nigeria und lehrt kreatives Schreiben – aber eines fällt vor allem ins Gewicht: Er hat tatsächlich etwas zu erzählen.
Dies ist ein Thriller und zugleich
eine Liebesgeschichte
Abgasfackeln über Ölquellen im Niger-Delta – Schauplatz für Helon Habilas großen poetischen Roman.
FOTO: CHRISTIAN LUTZ/VU/LAIF
  
  
    
  
Helon Habila: Öl auf Wasser. Roman. Aus dem Englischen von Thomas Brückner. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2012. 231  Seiten, 24,80 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2012

Eine Reise ins Herz der Finsternis

Keiner wird verschont: In seinem mitreißenden, gut recherchierten Abenteuerroman "Öl auf Wasser" schickt Helon Habila zwei Journalisten auf eine Fahrt durch die grauenvoll verstümmelte Landschaft Nigerias.

Eine der grauenvollsten Umweltkatastrophen unserer Zeit vollzieht sich, von der Weltöffentlichkeit fast unbeachtet, im afrikanischen Nigerdelta: Aus alten Pipelines und verlassenen, nie gewarteten Bohrköpfen treten jährlich Zehntausende Liter Erdöl aus, die Boden und Wasser vergiften. Dazu jagen die offen brennenden Abgasfackeln Wolken von giftigen Schwermetallen in die Luft. Die Schäden für Mensch und Tier sind so brutal, dass selbst hartgesottene Weltkonzerne wie Shell sich unbehaglich fühlen und bei entsprechenden Forderungen schnell zahlen. Den beißenden Geruch, der das riesige Nigerdelta durchdringt, kann man auch bei uns riechen - vor allem an den Tankstellen von Shell (dem Hauptölförderer im Delta). Von der idyllischen Flusslandschaft, die dort vor fünfzig Jahren noch existierte, ist kaum etwas übrig.

Vor diesem brisanten Hintergrund spielt Helon Habilas spannender Abenteuerroman "Öl auf Wasser". Er erzählt ganz unaufgeregt, aber psychologisch sehr genau von den Folgen der Ölpest und dem Krieg, den verschiedene Rebellengruppen dort gegen die Ölkonzerne ausgerufen haben. Die Regierung schützt die ausländischen Firmen und ihre Mitarbeiter mit mobilen Einsatztruppen - was auch nötig ist, denn die Rebellen benutzen diese Weißen als wandelnde "Geldbäume", von denen man jederzeit Dollarmillionen pflücken kann. Womit wir schon mitten in Habilas beeindruckender, sorgsam recherchierter Geschichte sind: In Lagos wird die Frau eines englischen Ölingenieurs entführt, und ihr Mann bittet den berühmten Journalisten Zaq, Kontakt mit den Rebellen aufzunehmen um herauszubekommen, ob seine Frau noch lebt.

Eigentlich ein Routineauftrag - doch als Zaq und seine Begleiter zum vereinbarten Treffpunkt kommen, finden sie nur noch die Reste eines Massakers. Da meldet sich in dem alternden Zaq, der beruflich abgestürzt und versoffen ist, gegen jede Vernunft sein politischer Jagdinstinkt zurück. Mit verzweifeltem Mut stürzt er sich in dieses Abenteuer, das vielleicht seine letzte Chance auf eine große, wichtige Story ist. Und er provoziert den zögerlichen Rufus, der ihn bewundert und eher aus Fürsorglichkeit begleitet, mit der ständigen Frage: Warum bist du eigentlich Journalist geworden?

Den Gang der Dinge zu ändern ist auch für Journalisten kaum möglich. Sie können nicht mehr tun, als geduldig ein paar Wahrheiten aufzulauern und darüber zu schreiben. Um die widersprüchlichen Gefühle, die dieser schwierige Status auslöst, geht es bei dieser Flussfahrt, und wie bei Joseph Conrad führt sie im doppelten Sinne ins Herz der Finsternis: in eine apokalyptische und grauenvoll verstümmelte Landschaft und in die Seele der Reisenden, die angesichts der elementaren Wucht der Ereignisse nicht nur räumlich die Orientierung verlieren. Rufus ist ein von Angst, Hunger und Hitze ständig überforderter Erzähler, der nur noch reflexhaft beobachtet und die Bilder wie eine Kamera aufnimmt, scheinbar ohne zu werten oder zu sortieren. Und genau darin besteht das sehr überzeugende Erzählkonzept: Weil sich immer wieder in den heikelsten Momenten seine Erinnerungen vordrängen, entsteht eine vielschichtige und durch die Zeiten springende Geschichte mit einer kunstvoll-dramatischen Struktur. Rufus Körper hat die Gerüche und Geräusche der Dörfer und des Flusses aufbewahrt, er trägt den poetischen Blick, der die Spuren verlorener Schönheit aufspürt. Und er schleudert den blutjungen Reporter, sosehr der sich auch sträubt, in seine elende Kindheit zurück. Sie endete traumatisch, als durch Leichtsinn das illegale Öllager seines Vaters explodierte, seine Schwester verstümmelt und die Familie zerstört wurde.

Schicht für Schicht legt Habila mit liebevoller Geduld die Hintergründe dieser Schicksalsfahrt durch ein Totenreich offen: die Eheprobleme des britischen Paares, die sie zum idealen Opfer werden lassen; die Angst von Zaq, in dem elenden Zeitungsbüro, in dem er in Lagos gestrandet war, zu sterben, und die seelische Lähmung und Unentschlossenheit von Rufus. Sie durchmessen die ganze Absurdität und Grausamkeit eines aussichtslosen Krieges, treffen auf einen Major, der verblüffend dem wahnsinnigen Colonel Kurtz aus "Apokalypse Now" ähnelt und reden mit selbstverliebten Freiheitskämpfern, die halb verwirrt, halb geschäftstüchtig wirken und wie nebenbei morden. Mit filmischer Genauigkeit sind diese Szenen geschildert und brennen sich dem Gedächtnis ein, vor allem die beiläufigen, scheinbar unspektakulären: der Blick in hastig verlassene Zimmer oder auf eine flüchtende Familie in wackeligen Booten, eine klägliche Armada, die sich in unsichere Gewässer wagt. Rufus erlebt sogar an dem einzig heilen Ort des Romans, der Siedlung einer Sekte von Sonnenanbetern, in deren Krankenstation Zaq stirbt, eine spröde Liebesnacht. Zwar wird auch dieser Ort von Hubschraubern bombardiert, doch die unerschütterlichen Gläubigen bauen ihn wieder auf: eines der beiden vorsichtigen Hoffnungszeichen des Romans. Die Rückkehr von Rufus und das Zusammentreffen mit seiner Schwester dort geraten leicht süßlich - vielleicht die einzige Schwachstelle dieses grandiosen Buches.

Helon Habila, der 1967 in Nigeria geboren wurde, arbeitete nach seinem Literaturstudium lange als Journalist in Lagos, er kennt die armseligen Redaktionsstuben und die gnadenlose Hackordnung unter den Journalisten, die er so pointiert beschreibt. Sein klarer, lakonischer Stil ist weit von jeder Anklage entfernt, denn Rufus verwandelt als staunender, anfangs naiver Betrachter diese trostlose Welt in einen fruchtbaren Ort für Geschichten. Er will seiner zu schreibenden Story gerecht werden, stellt unermüdlich Fragen und entgeht so allen vorschnellen Antworten. Zuletzt, das ist das zweite Hoffnungszeichen, ist aus einem unsicher-ängstlichen Anfänger ein würdiger Nachfolger des lebensklugen Zaq geworden.

NICOLE HENNEBERG

Helon Habila: "Öl auf Wasser". Roman.

Aus dem Englischen von Thomas Brückner. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2012. 240 S., geb., 24,80 [Euro].

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