Tischrücken und Geisterbeschwörungen, spiritistische Séancen und Versuchsreihen mit Personen, die sich als Medium verstanden, hatten um 1900 in den Salons der Spiritisten wie in den Laboratorien der parapsychologischen Forschung Hochkonjunktur. Gegen gängige Ansichten, die dieses Phänomen allein als Widerpart und gegenläufiges Kontrastprogramm zur Moderne beschreiben, zeigt diese Studie, daß der Okkultismus in seinen Ausprägungen als Spiritismus, Mediumismus und Parapsychologie zugleich in Affinität zur Moderne stand. Er ist also auf der einen Seite als regressiv, auf der anderen aber - so die These - als durchaus modernewirksam zu beurteilen.
Die Arbeit unterzieht diese andere, von der traditionellen Geschichtsschreibung vernachlässigte Seite der Moderne einer geistes- und kulturhistorischen sowie einer wissenschafts- und literaturgeschichtlichen Rekonstruktion. Dargestellt werden die kulturelle Praxis von Okkultismus und Spiritismus sowie die damit verbundenen theoretischen Konzepte und Kontroversen, um in einem zweiten Schritt die - äußerst zahlreichen und oft überraschenden - Querverbindungen zwischen Okkultismus und Literatur offenzulegen. Analysen zentraler Texte von Johannes Schlaf, Thomas Mann, Alfred Döblin und Rainer Maria Rilke, die den Kern der Studie bilden, gehen schließlich der Frage nach, inwieweit Okkultismus und Spiritismus Impulse für die Herausbildung einer modernen Ästhetik und Poetik geben konnten.
Die Autorin:
Priska Pytlik, Dr. phil., geb. 1967, arbeitet z.Z. an dem von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanzierten Projekt "Spiritismus und ästhetische Moderne - Berlin und München als Zentren".
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die Arbeit unterzieht diese andere, von der traditionellen Geschichtsschreibung vernachlässigte Seite der Moderne einer geistes- und kulturhistorischen sowie einer wissenschafts- und literaturgeschichtlichen Rekonstruktion. Dargestellt werden die kulturelle Praxis von Okkultismus und Spiritismus sowie die damit verbundenen theoretischen Konzepte und Kontroversen, um in einem zweiten Schritt die - äußerst zahlreichen und oft überraschenden - Querverbindungen zwischen Okkultismus und Literatur offenzulegen. Analysen zentraler Texte von Johannes Schlaf, Thomas Mann, Alfred Döblin und Rainer Maria Rilke, die den Kern der Studie bilden, gehen schließlich der Frage nach, inwieweit Okkultismus und Spiritismus Impulse für die Herausbildung einer modernen Ästhetik und Poetik geben konnten.
Die Autorin:
Priska Pytlik, Dr. phil., geb. 1967, arbeitet z.Z. an dem von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanzierten Projekt "Spiritismus und ästhetische Moderne - Berlin und München als Zentren".
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Für den Rezensenten Helmut Zander ist Priska Pytliks Studie zum Verhältnis von Okkultismus und Literatur um 1900 "eine der spannendsten Neuerscheinungen" innerhalb der zurzeit sprudelnden Esoterik-Forschung. Pytlik erzähle von Rilkes, Döblins oder auch Thomas Manns regem Interesse am Okkultismus und zeichne die Art und Weise nach, wie dieses Interesse Einzug in deren Werke erhalten habe. Pytlik erzählt jedoch nicht nur "Geschichten", wie der Rezensent anmerkt, sondern macht die intellektuelle Anziehung, die der Okkultismus auf die Schriftsteller der Moderne ausübte, für den heutigen Leser nachvollziehbar. In der Tat, so der Rezensent, boten die zeitgenössischen Literaturtheorien, die von einem "autonomen Autorsubjekt" ausgingen, keinen Raum für die Erfahrungen der "Rezeptivität" oder gar der "Passivität" des Schreibenden. Der Okkultismus wiederum vermochte diesen Erfahrungen Rechnung zu tragen. Mit dieser hervorragenden Studie, so das Fazit des beglückten Rezensenten, gelingt es Pytlik, dem Leser "den Blick zu öffnen für die damalige Rationalität und die Leistungen des Spiritismus".
© Perlentaucher Medien GmbH
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