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In Weiterführung des Bandes I/7 enthält auch dieser Band die publizistischen Arbeiten, die von Marx und Engels in der "Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht wurden. Durch neue Autorschaftsanalysen konnte erstmals ein sicherer Textkorpus hergestellt werden. Auf erweiterter Textgrundlage wird damit das Wirken von Marx und Engels als Autoren, Redakteure, Herausgeber und Politiker in der Revolution von 1848/49 neu bestimmt. Damit wird zugleich ein wesentlicher Beitrag zur europäischen Revolutions- und Pressegeschichte geleistet.

Produktbeschreibung
In Weiterführung des Bandes I/7 enthält auch dieser Band die publizistischen Arbeiten, die von Marx und Engels in der "Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht wurden. Durch neue Autorschaftsanalysen konnte erstmals ein sicherer Textkorpus hergestellt werden. Auf erweiterter Textgrundlage wird damit das Wirken von Marx und Engels als Autoren, Redakteure, Herausgeber und Politiker in der Revolution von 1848/49 neu bestimmt. Damit wird zugleich ein wesentlicher Beitrag zur europäischen Revolutions- und Pressegeschichte geleistet.

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Autorenporträt
Bearbeitet von Jürgen Herres und Francois Melis, BBAW Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der oder die nicht genannte KritikerIn hat offensichtlich in dieser umfangreichen Sammlung früher Artikel von Marx und Engels mit großem Vergnügen geschmökert. Klug und sprachlich gewandt findet der Kritiker, wie Karl Marx den gegen seine "Neue Rheinische Zeitung" angestrengten Prozess gewinnen konnte, nachdem die sich für die Berliner Nationalversammlung und gegen den König geäußert hatte. Auch betont der Rezensent, wie deutlich Marx immer wieder für Bürgertum und Parlament publizistisch intervenierte. Am Schluss steht die Einschätzung, dass gerade in Zeiten des Übergangs, wie sie jetzt wieder herrschten, solche Lektüre mit Genuss und Gewinn zu lesen sei.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.01.2021

Zwei
Souveräne
Wie Marx und Engels für das
liberale Bürgertum kämpften
Nichts ist so interessant wie die Zeitung von vorgestern. Der Verlag de Gruyter hat den zweiten von drei Bänden mit Beiträgen herausgebracht, die Karl Marx, „Redakteur en chef“, und Friedrich Engels vor allem für die in Köln ansässige Neue Rheinische Zeitung während der deutschen Revolution 1848/49 geschrieben haben.
Die Situation war angespannt, auf der Worringer Heide in der Nähe von Köln hatte die wahrscheinlich größte rheinpreußische Kundgebung der Revolutionszeit stattgefunden. Fast 10 000 Teilnehmer bekannten sich „für die Republik, und zwar für die demokratisch-soziale, für die rothe Republik“, wie es in der Neuen Rheinischen hieß. Die Obrigkeit rief dagegen den Belagerungszustand aus. Die Bürgerwehr wurde entwaffnet. Und der Justizminister ordnete Untersuchungen gegen die Zeitung an; sie musste ihr Erscheinen zeitweilig einstellen.
Entschieden war aber noch längst nichts. In Berlin tagte die von den (männlichen) Bürgern gewählte Nationalversammlung, die eine Verfassung ausarbeiten sollte, sich aber nicht festzulegen vermochte, ob sie gemäß dem Prinzip der Volkssouveränität frei handlungsbefugt sei. Im Artikel „Die Berliner Krisis“ umreißt Karl Marx in klaren Sätzen den Konflikt: Einerseits der König auf der Grundlage seiner „angestammten gottesgnadlichen Rechte“. Auf der anderen Seite die „Nationalversammlung auf gar keiner Grundlage, sie soll (sich) erst konstituiren, Grund legen. Zwei Souveräne!“ Als Mittelglied die Vereinbarungspolitik des Ministeriums Camphausen gegenüber der Krone. „Sobald die beiden Souveräne sich nicht mehr vereinbaren können oder wollen, verwandlen sie sich in zwei feindliche Souveräne.“ Die Revolution stand auf der Kippe.
Historisch und ideengeschichtlich überraschend ist hier vor allem, dass Marx in dieser Phase nicht die vorpreschenden Arbeiter unterstützt, sondern – bislang wenig beachtet – entschieden für das liberale Bürgertum Partei ergreift. Am selben Tag, jedoch an dem der Artikel „Die Berliner Krisis“ erscheint, am 9. November 1848, verfügt König Friedrich Wilhelm IV., dass die preußische Nationalversammlung vertagt und nach Brandenburg verlegt wird. Unter General Wrangel rücken 15 000 Soldaten in die Hauptstadt ein, Belagerungszustand und Kriegsrecht werden erklärt. Weil sich die Parlamentarier weigern, in die Provinz zu ziehen, wird die „Vereinbarerversammlung“ am 5. Dezember aufgelöst, und die Monarchie verfügt eine Verfassung nach eigenem Gusto. Ein Coup.
Daraufhin bezichtigen die Berliner Abgeordneten das Ministerium des vom König eingesetzten Grafen Brandenburg des Hochverrats gegenüber der gewählten „Regierung der Nationalversammlung“. Sie rufen die Bevölkerung auf, keine Steuern mehr zu zahlen. Marx und Engels veröffentlichen diesen Beschluss, und die rheinischen Demokraten setzten noch eins drauf: Die gewaltsame Eintreibung von Steuern sei „überall durch jede Art des Widerstandes zurückzuweisen“. Das brachte der Zeitung umgehend eine Anklage wegen Hochverrats ein.
Das Gerichtsverfahren fand am 8. Februar 1849 statt. Marx versteht es in seiner Verteidigungsrede, nicht nur die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen die gewählte Volksvertretung zu widerlegen, sondern seine gesamte Gesellschaftstheorie des Epochenwechsels darzulegen. Der Kampf zwischen Krone und Volk sei ein „Konflikt zweier Gesellschaften selbst“, der „feudal büreaukratischen mit der modernen bürgerlichen“. Die Geschworenen sprechen ihn und seine Mitangeklagten frei.
Während der Wahlen zum preußischen Parlament schrieb Marx glanzvolle Leitartikel, worin er die stets wörtlich zitierten Argumente der konstitutionell-monarchistischen Partei ad absurdum führte. Auch hier widerlegen die Dokumente ein bis zum heutigen Tag anhaltendes Missverständnis, nämlich dass er auf Wahlen nichts gegeben habe. Dabei wird Parlamentskritik mit Antiparlamentarismus verwechselt. Und wieder setzt er sich für die liberale („kleine“) Bourgeoisie ein.
Selbstverständlich hatte die Neue Rheinische Zeitung nicht nur die deutschen Verhältnisse im Blick. Sie berichtete ausgiebig über die Aufstände in Wien, in Ungarn, Engels über die italienische Revolution und die Transformation des Schweizerischen Staatenbundes in einen Bundesstaat. Es finden sich sogar Betrachtungen über die Wirtschaft in Belgien, das Kreditsystem in Frankreich oder über den Panslawismus. Insbesondere die mit allerlei historischen und literarischen Anspielungen gespickten Artikel des damals 30-jährigen Marx lesen sich dabei auch heute noch sehr schwungvoll. Es ist auch und gerade heute, da politisch und gesellschaftlich auch vieles ganz neu ausgehandelt werden muss, höchst anregend, sich darin zu vertiefen.
Es folgte umgehend
eine Anklage wegen
Hochverrats
Karl Marx,
Friedrich Engels:
Werke, Artikel, Entwürfe Oktober 1848 bis Februar 1849. Bearbeitet von Jürgen Herres und
François Melis.
De Gruyter, Berlin 2020. 1228 Seiten, 190 Euro.
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