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Produktdetails
  • Verlag: Leitner, Weßling
  • Seitenzahl: 153
  • Deutsch, Französisch
  • Gewicht: 252g
  • ISBN-13: 9783929433524
  • Artikelnr.: 25164310
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2011

Götterschöner
Freudefunke
Die 19. Ausgabe des „Gedichts“
widmet sich dem Glück
Anton G. Leitner schrecken weder große Aufgaben noch gewichtige Worte. Das ist auch gut so, denn sonst wäre es dem Weßlinger Verleger und Lyriker nie gelungen, die Zeitschrift „Das Gedicht“, die er seit 1993 herausgibt, am Leben zu erhalten. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass die eben erschienene 19. Ausgabe derselben, frei nach Schiller „Götterschöner Freudefunke“ betitelt, auf nichts Geringeres abzielt, als all den Schreckensmeldungen, die täglich aus der ganzen Welt auf uns einströmen, etwas entgegenzusetzen, „aufbauende poetische Lebenszeichen“ auszusenden.
Kein kleiner Anspruch, den Leitner und sein Mitherausgeber Arne Rautenberg da formulieren. Aber der angekündigte Freudefunke springt beim Lesen tatsächlich schnell über. Ob in lakonischer Kürze oder in mehrstrophigen Versen: Den 70 Lyrikern, die für „Das Gedicht“ geschrieben haben, gelingt es gut, jene oftmals winzigen, ja fast banalen Dinge, die ein jähes Glücksgefühl auslösen, zu beschreiben. Das kann ein Frühlingstag mit „Krokuswunder“ sein (Matthias Politycki), das Ende eines Langstreckenflugs oder die Erinnerung an die erste Beichte. „Plötzlich hüpfte / der sündige Körper wie ein Ball/ durch den Samstagnachmittag/ durch die Kleine Stadt“ (Erich Loos). Fitzgerald Kusz beschreibt das „Baradies“ – „im siebdn himml /aff wolke siem/ middi siem zwerch / siem zwedschgä essn“ – während Friederike Mayröcker der „Herz Kirschen Tage“ gedenkt, „wenn die Festen des Horizonts in ihrer Bläue erzitterten“.
Im Essayteil des Hefts geht zum einen Philosoph Hermann Schmitz sehr abstrakt dem Ursprung der Freude nach und fragen sich zum anderen 25 Dichter ganz konkret, ob Lyrik Energie liefern kann. Einmal im Gedicht beschrieben, bleibe Freude flüchtig anwesend für immer, glaubt Jooß. Weshalb Josef Hader, der Gedichte für ein gutes Mittel gegen Trübsinn empfiehlt, rät: „Lesen Sie täglich zumindest ein gutes Gedicht oder schreiben Sie ein eigenes – währenddessen sollten sich Stimmungslage und Mundwinkel synchron nach oben bewegen.“
Wer eines Lächelns wegen nicht zum Bleistift greifen und selbst zum Dichter werden möchte, dem sei ein sechsminütiger Kurzfilm empfohlen. Darin rezitieren 23 Dichter als „Lyrikbotschafter“ in heiterer Ernsthaftigkeit Schillers Ode „An die Freude“ (www.dasgedichtclip.de). Da bewegen sich allein beim Zuschauen die Mundwinkel ganz automatisch nach oben.
Sabine Reithmaier
Das Gedicht, Anton G. Leitner Verlag, Weßling, 135 Seiten, 12 Euro
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