Der französische Komponist Olivier Messiaen (1908-1992) hat sich stets als Einzelgänger dargestellt. Dabei war sein Schaffen nach Ansicht von Frankreich-Experten wie Theo Hirsbrunner tief in der französischen Kultur verwurzelt. Lässt sich jedoch – gerade im Bereich der Musik – überhaupt von einer oder gar DER französischen Tradition sprechen? Diese Frage wird in den elf Beiträgen des Bandes aus zwei Perspektiven erörtert. Zunächst wird Messiaens Platz innerhalb einiger größerer geistiger Strömungen umrissen: der französischen Orgelmusik, Musiktheorie, Zeitphilosophie sowie der Literatur des Renouveau catholique. Sodann wird sein Verhältnis zu einzelnen Komponisten beleuchtet: zu seinen Vorbildern Claude Debussy und Charles Tournemire, seinem Lehrer Maurice Emmanuel und seinem Freund André Jolivet, aber auch zu anscheinenden Gegenspielern wie Erik Satie und der Gruppe "Les Six". Die Herausgeber und Autoren, die aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Österreich stammen, sind alle Kenner der französischen Musik- und Kulturgeschichte. Der Band liefert daher nicht nur zahlreiche neue Erkenntnisse zu einem der führenden Komponisten seiner Zeit, sondern entwirft auch ein breites, facettenreiches Panorama der französischen Musikkultur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Band enthält Beiträge von Stephen Broad, Damien Ehrhardt, Lucie Kayas, Stefan Keym, Elke Lindhorst, Ulrich Linke, François de Médicis, Wolfgang Rathert, Jens Rosteck, Thomas Daniel Schlee und Oliver Vogel.