Olympia - die Stätte ist zum Inbegriff des antiken Sports geworden. Sein Name ist mit den Werken der bedeutendsten griechischen Künstler verbunden. Für 1500 Jahre liegen Zeugnisse über den Kult an dieser Stelle vor. Wegen seiner Bedeutung wird das Zeusheiligtum von Olympia in zahlreichen antiken Schriftquellen erwähnt. Ganze Kataloge der dort geweihten Statuen und Votivgeschenke sind auf diese Weise überliefert. Lebendige Schilderungen lassen uns Anteil nehmen an dem Vollzug der Riten und bringen uns die Atmosphäre in den Sportarenen nahe. Sie verschweigen aber auch die Schattenseiten nicht: Menschengewühl, Hitze, Durst und Staub. Und dennoch gibt dieser Platz weiterhin viele Rätsel auf: Aus welchen Beweggründen wurde er wann von wem gegründet? Wann und unter welchen Bedingungen erlosch das Feuer auf dem Zeusaltar? Auf diese Fragen gäbe es ohne die Beobachtungen der Ausgräber keine Antworten. Manche der aus dem Boden Olympias geborgenen Funde führen aber auch zu neuen Fragen: Olympia rühmte sich seines in allen griechischen Landen ausgerufenen 'Gottesfriedens' - und doch sind gerade hier so viele Rüstungen und Kriegsgeräte geweiht worden wie nirgends sonst in Griechenland. Olympia liegt im äußersten Westen des griechischen Mutterlandes, fern der großen Seewege über die Ägäis - gleichwohl bietet es die größte Ansammlung orientalischer Kunstwerke auf griechischem Boden. - Olympia erschließt sich einem erst, wenn man auch das Geschehen außerhalb der Festzeit und abseits der Wettkampfstätten in die Betrachtung einbezieht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.1996Hinweis
OLYMPIA. Zum hundertjährigen Bestehen der Olympischen Spiele in der Neuzeit legt der Beck-Verlag in seiner Reihe "Wissen" ein Bändchen über die antike Geschichte der Wettkampfspiele vor: "Olympia. Kult, Sport und Fest in der Antike". Ulrich Sinn, Archäologe an der Universität Würzburg, faßt in zugänglicher Form den Forschungsstand zusammen. Detailliert beschreibt er die nichtsportlichen Ursprünge der Wettkämpfe, die sich bis ins elfte Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen lassen. Der Ort im Alpheiostal war zunächst der Göttin Gaia, dann Zeus geweiht. Erst nach 700 v. Chr. wurde im Zuge einer Ausweitung des Heiligtums ein Stadion gebaut und der sportliche Anteil der Festspiele ausgeweitet.
Sinn beschäftigt sich ausführlich mit den archäologischen Fundstücken und der Rekonstruktion des olympischen Geländes. Der Autor stellt die sakrale Bedeutung Olympias heraus, die heute durch die Stilisierung zu einem Symbol antiken Sportes leicht überdeckt wird. Weniger eindringlich bleiben allerdings die Überlegungen zur Sozialgeschichte. So fallen die Bemerkungen zur Entstehung einer Kaste von Athleten als "Wettkampf-Spezialisten" ziemlich knapp aus und werden nicht in den weiteren Kontext gesellschaftlicher Veränderungen gestellt, die Griechenland seit dem achten vorchristlichen Jahrhundert beherrschen.
Der Anhang des Bändchens versorgt den interessierten Leser mit wenigen, dafür aber aktuellen Literaturhinweisen. Zudem ermöglichen Quellen-Verweise im Text und ausführliche Register dem Leser einen bequemen Einstieg in eine nähere Beschäftigung mit der Geschichte Olympias und seines Kultes in der Antike. (Ulrich Sinn: "Olympia". Kult, Sport und Fest in der Antike. Beck'sche Reihe Wissen. C. H. Beck Verlag, München 1996. 123 S., br., 14,80 DM.) men
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
OLYMPIA. Zum hundertjährigen Bestehen der Olympischen Spiele in der Neuzeit legt der Beck-Verlag in seiner Reihe "Wissen" ein Bändchen über die antike Geschichte der Wettkampfspiele vor: "Olympia. Kult, Sport und Fest in der Antike". Ulrich Sinn, Archäologe an der Universität Würzburg, faßt in zugänglicher Form den Forschungsstand zusammen. Detailliert beschreibt er die nichtsportlichen Ursprünge der Wettkämpfe, die sich bis ins elfte Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen lassen. Der Ort im Alpheiostal war zunächst der Göttin Gaia, dann Zeus geweiht. Erst nach 700 v. Chr. wurde im Zuge einer Ausweitung des Heiligtums ein Stadion gebaut und der sportliche Anteil der Festspiele ausgeweitet.
Sinn beschäftigt sich ausführlich mit den archäologischen Fundstücken und der Rekonstruktion des olympischen Geländes. Der Autor stellt die sakrale Bedeutung Olympias heraus, die heute durch die Stilisierung zu einem Symbol antiken Sportes leicht überdeckt wird. Weniger eindringlich bleiben allerdings die Überlegungen zur Sozialgeschichte. So fallen die Bemerkungen zur Entstehung einer Kaste von Athleten als "Wettkampf-Spezialisten" ziemlich knapp aus und werden nicht in den weiteren Kontext gesellschaftlicher Veränderungen gestellt, die Griechenland seit dem achten vorchristlichen Jahrhundert beherrschen.
Der Anhang des Bändchens versorgt den interessierten Leser mit wenigen, dafür aber aktuellen Literaturhinweisen. Zudem ermöglichen Quellen-Verweise im Text und ausführliche Register dem Leser einen bequemen Einstieg in eine nähere Beschäftigung mit der Geschichte Olympias und seines Kultes in der Antike. (Ulrich Sinn: "Olympia". Kult, Sport und Fest in der Antike. Beck'sche Reihe Wissen. C. H. Beck Verlag, München 1996. 123 S., br., 14,80 DM.) men
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