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In diesem Buch versucht einer der damaligen Hauptakteure einem der letzten Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs auf die Spur zu kommen. Die britische Regierung soll den Kriegsverbrecher Martin Bormann, Hitlers Stellvertreter und Schatzmeister der NSDAP, jahrzehntelang, bis zu seinem Tod in den achtziger Jahren, verborgen gehalten haben. Bormanns Flucht aus dem Führerbunker im Mai 1945 wurde, so der Autor, von jungen Spezialisten des Marinegeheimdienstes organisiert, angeführt von Ian Fleming, dem späteren Erfolgsautor der "James-Bond"-Romane. Grund der geheimen Operation: das zusammengeraubte…mehr

Produktbeschreibung
In diesem Buch versucht einer der damaligen Hauptakteure einem der letzten Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs auf die Spur zu kommen. Die britische Regierung soll den Kriegsverbrecher Martin Bormann, Hitlers Stellvertreter und Schatzmeister der NSDAP, jahrzehntelang, bis zu seinem Tod in den achtziger Jahren, verborgen gehalten haben. Bormanns Flucht aus dem Führerbunker im Mai 1945 wurde, so der Autor, von jungen Spezialisten des Marinegeheimdienstes organisiert, angeführt von Ian Fleming, dem späteren Erfolgsautor der "James-Bond"-Romane. Grund der geheimen Operation: das zusammengeraubte Nazi-Vermögen, das auf Schweizer Nummernkonten lag. Eine schier unglaubliche Episode der letzten Kriegstage, die nun enthüllt werden kann, nachdem alle Beteiligten gestorben sind. Winston Churchill hatte dem Autor 1954 geschrieben: "Wenn ich tot bin, mögen Sie, wenn sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren können, Ihre Geschichte erzählen. Mich brauchen Sie dabei nicht zu schützen, denn ich bin zuversichtlich, daß die Geschichte über mich urteilen wird."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.1996

Im Tiefflug über den Müggelsee
Wie die Briten im April 1945 versuchten, Martin Bormann zu entführen

Christopher Creighton: Operation James Bond. Das letzte große Geheimnis des Zweiten Weltkriegs. Aus dem Englischen von Hermann Kusterer. ECON Verlag, Düsseldorf, 1996. 306 Seiten, 39,80 Mark.

Man kommt sich vor wie im Kino, wo gerade ein aufregender James-Bond-Film läuft: Ein smarter Seeoffizier der Royal Navy fliegt im April 1945 mit einer Gruppe englischer Geheimagenten, zu denen natürlich auch einige hübsche Mädchen gehören, im Tiefflug zum Müggelsee und springt dort, während unten die Schlacht um Berlin tobt, mit dem Fallschirm ab. Seelenruhig paddelt man mit einer Flotte von "Kriegs-Kanus" die Spree hinab, vertäut die Boote an der Weidendammer Brücke und pirscht geradewegs zum Führerbunker, um Martin Bormann zu entführen. Warum? Ganz einfach: Weil Churchill es befohlen hat. Bormann ist Hitlers Testamentsvollstrecker und folglich verfügungsberechtigt für die Nummernkonten der Nazis in der Schweiz.

Die pure Wahrheit

Die skurrile Pointe dieses Buches ist, daß es sich nicht etwa um eine frei erfundene Thriller-Story, sondern um die pure historische Wahrheit handeln soll. Im Vorwort beteuert der Autor, der sich eines Pseudonyms bedient, erst jetzt, über ein halbes Jahrhundert später, könne er endlich den Schleier dieses streng gehüteten Geheimnisses lüften. Unwirsch schiebt er alle Augenzeugenberichte über die Flucht Bormanns aus dem Führerbunker beiseite. Es sei Nonsens, daß er in der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1945 am Lehrter Bahnhof Selbstmord begangen habe. Man habe ihn nach England gebracht, wo er bis 1956 gelebt und über eine Menge Geld verfügt habe. Schließlich sei er nach Paraguay gereist, wo er 1959 gestorben sei.

Nun hat aber schon vor fast einem Vierteljahrhundert der damalige hessische Generalstaatsanwalt Doktor Horst Gauf die sogenannte "Bormann-Legende" - er sei mit einem U-Boot nach Südamerika entkommen - endgültig widerlegt. Auf einer Pressekonferenz im April 1973 teilte er mit, man habe im Dezember 1972 bei Bauarbeiten am Lehrter Bahnhof zwei Skelette gefunden, die durch umfangreiche gerichtsmedizinische und zahnärztliche Untersuchungen eindeutig als die sterblichen Überreste von Martin Bormann und Hitlers letztem Leibarzt Stumpfegger identifiziert worden seien. Im Gebiß von beiden seien Glassplitter von Giftampullen gefunden worden, die Spuren von Blausäure enthielten. Wie bereits Hitlers Chefpilot Baur und Reichsjugendführer Axmann, die gemeinsam mit Bormann und Stumpfegger aus dem Führerbunker flüchteten, nach dem Krieg bekundet haben, begingen die beiden Männer, als sie sich von Rotarmisten umzingelt sahen, auf der Invalidenstraße Selbstmord. Die Ermittlungsakte "Martin Bormann", nach dem man jahrzehntelang gefahndet hatte, wurde daraufhin geschlossen.

Selbst wenn man bereit wäre, dem pensionierten englischen Marineoffizier zunächst zu konzedieren, er spinne kein Seemannsgarn, sondern berichte tatsächlich von einer bisher völlig unbekannten Geheimaktion, stößt man bei seiner redseligen Schilderung des Unternehmens sehr bald auf so viele hanebüchene historische Irrtümer und Ungereimtheiten, daß man sich ärgerlich fragt, ob denn der Autor das Standardwerk eines anderen britischen Offiziers, Tony Le Tissier, über die Eroberung Berlins nicht kennt.

Station auf Schwanenwerder

Dort ist nämlich mit der professionellen Akribie des Militärhistorikers jede Phase dieser letzten großen Schlacht des Zweiten Weltkrieges minutiös dargestellt. Man erfährt zum Beispiel, daß die Dnjepr-Flottille der Roten Kriegsmarine mit Sturmbooten und Panzer-Barkassen auf der Spree operierte. Am Treptower Park bauten die Russen eine riesige Ponton-Brücke, über die Hunderte von Sowjetpanzern ins Stadtzentrum rollten. Der Wasserweg zur Weidendammer Brücke war also längst blockiert.

Später, als man mit dem entführten Bormann über den Wannsee paddelt, macht man ausgerechnet auf Schwanenwerder Station. Das war damals die feinste Adresse Berlins, wo auch Joseph Goebbels eine elegante Villa besaß. Die jungen Engländer aber, die dort mit ihren hübschen Agentenmädchen übernachten wollten, entdeckten bloß ein paar schlichte "Wochenendhäuser und Hütten". Obendrein war Schwanenwerder an jenem 2. Mai 1945, als die Briten dort angeblich an Land gingen, längst von der Roten Armee erobert. Lärmend feierten russische Offiziere in der Goebbels-Villa die Kapitulation Berlins. Ihr Gejohle und Gelächter hallte weit über den nächtlichen Wannsee. Waren die Top-Agenten denn taub?

Während die Kanu-Flottille der Royal Navy auf ihrer mysteriösen Odyssee die Havel hinabfährt, um Martin Bormann - der übrigens wacker mitpaddelt - an der Elbe den Alliierten zu übergeben, sind in jenem Gebiet nordwestlich Berlins etwa hunderttausend deutsche Soldaten der "Armee Wenck" auf der Flucht vor den rasch nachstoßenden Russen. Gemeinsam mit ihnen versuchen mehr als dreihunderttausend verzweifelte Zivilisten das rettende Elbufer zu erreichen. Wie Augenzeugen berichten, wimmelte es in jenen Maitagen auf der Havel von Booten, Lastkähnen und Flößen, die, vollbeladen mit Landsern und abgehetzten Flüchtlingen, zur Elbe unterwegs waren. Nicht auszudenken, wenn irgend jemand den paddelnden Sekretär des Führers erkannt hätte . . .

Kopfschüttelnd klappt man das geschwätzige Buch zu. Die unbeholfene Übersetzung (der Grunewald ist beispielsweise "ein baumbestandener Park") macht den oft unappetitlichen Agenten-Jargon noch peinlicher, als er ohnehin ist. Fazit: Das ist allenfalls Lesefutter für exzentrische Briten oder Liebhaber historisierender Kriminalromane mit dem untergehenden Berlin als Kulisse, einem Scheinrätsel, wenig Kenntnissen und viel Phantasie. Auf der Strecke bleiben die Fakten. Aber welchen Freund des mystifizierenden Nervenkitzels interessieren die schon? HENNING SCHLÜTER

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