Monse, Tom und Freya bekommen den Plan eines Raubüberfalles in die Hände und beobachten und filmen diesen. Mit den Beweismaterialien versuchen sie nun die Räuber zu erpressen und geraten Gefahr.
Tom und seine Freunde Monse und Freya finden im Kopierer der Stadtbücherei ein vergessenes Notenblatt, das sich als eine codierte Anleitung für einen Raubüberfall entpuppt. Freya knackt den Code, und Tom hat die Idee, die Räuber auf frischer Tat zu filmen, sozusagen als Dokumentarfilm. Während die Polizei im Dunkeln tappt, haben die drei Freunde jede Menge Beweismaterial. Übermütig geworden, wollen sie einen Anteil an der Beute und lassen sich auf ein gefährliches Spiel ein. Aber dann nimmt die Geschichte einen völlig unerwarteten Verlauf.
Tom und seine Freunde Monse und Freya finden im Kopierer der Stadtbücherei ein vergessenes Notenblatt, das sich als eine codierte Anleitung für einen Raubüberfall entpuppt. Freya knackt den Code, und Tom hat die Idee, die Räuber auf frischer Tat zu filmen, sozusagen als Dokumentarfilm. Während die Polizei im Dunkeln tappt, haben die drei Freunde jede Menge Beweismaterial. Übermütig geworden, wollen sie einen Anteil an der Beute und lassen sich auf ein gefährliches Spiel ein. Aber dann nimmt die Geschichte einen völlig unerwarteten Verlauf.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2009Die Botschaft der Notenköpfe
Bjarne Reuter: „Operation Mikado”
Die Zeiger stehen genau auf 10 Uhr 35. Auf der alten Standuhr in der Diele, aber auch auf der Armbanduhr der Frau des Hauses. Sie stehen dort für immer und ewig, auf allen Uhren in diesem Haus, der Lauf der Zeit wird ignoriert in dieser Villa aus dem späten 18. Jahrhundert, die der Junge Tom zum ersten Mal betreten hat, um seine Freundin Freja zu besuchen. Die Welt, die er da erlebt, zwischen Melancholie und Morbidität, steht in heftigem Kontrast zum Geschehen, in das Tom und Freja und ihr Freund Monse bislang verwickelt waren – da ging’s um einen Überfall mit Millionenbeute, Erpressung, doppeltes und dreifaches Spiel, in das die drei tollkühn sich einschalten. So dass ein Unterrichtsprojekt – Schüler drehen einen Film – eine neue Dimension bekommt, sich zum Kino des Lebens verwandelt. Um 10 Uhr 35, das wird einem bald klar, hat das Leben von Frejas Familie einen Sprung bekommen.
Freja setzt das ganze Ding in Gang, als sie das merkwürdige Notenblatt untersucht, das jemand in einem Fotokopierapparat vergessen hat, und in dem steckt keine Musik drin, sondern, wenn man die Notenköpfe aussticht, ein verschlüsselter Plan für einen Überfall auf das Einkaufscenter Lyngby, am 22. Dezember. Den wollen die drei nun nicht vereiteln, sondern aus nächster Nähe filmisch und fotografisch dokumentieren. Ein absurd-riskanter Plan, fürwahr, aber dann wird es noch gefährlicher, als Freja beschließt, mit dem Material nicht zur Polizei zu gehen, sondern die Räuber zu erpressen – sodass aus dem flotten Thriller ein Albtraum, ein Teenager-Noir wird. Freja, die so unnahbar ist und somnambul, wie Kleopatra kommt sie daher oder als würde sie durch das Land Hué fahren, auf dem großen Fluss, der ins Chinesische Meer fließt. Freja, die Tom eine ganz andere Welt eröffnet, als sie ihm Klaviermusik von Erik Satie vorspielt.
Bjarne Reuter ist seit Jahrzehnten einer der erfolgreichsten Autoren Dänemarks. Man kennt ihn auch vom Kino, er hat Anfang der Achtziger für Bille August Drehbücher geschrieben, für dessen Jugend-Filme „Twist and Shout” und „Pelle, der Eroberer”. Auch „Mikado” ist ein Kino-Buch (von Gabriele Haefs plastisch übertragen), eins der besonderen Art – nicht nur weil die Jungs sich regelmäßig und mit Einsatz von Nutella und Chips den Film „Adlernest”, eine Raubkopie, durchspulen – so heißt in Dänemark das Actionspektakel „Where Eagles Dare” mit Clint Eastwood.
Es ist ein Buch um das Kino im Kopf, wie es Teenager heute erleben, in dem mehrere Filme gleichzeitig ablaufen, der eine verträumt und romantisch, der andere purer Slapstick. Da geht es um die große Bangigkeit vor dem Erwachsenwerden, was auch eine Frage des Stils sein wird. Was soll man zum Beispiel davon halten, dass einer der maskierten Räuber dem andern trotz aller Hektik des Überfalls die Tür aufhält! Und wie kann man Teil der Welt, der Gesellschaft werden und doch dabei seine Außenseiterrolle bewahren . . . Eastwood ist sicher okay, wenn er reihenweise Nazis umnietet in ihrer Alpenfestung. Aber wäre nicht auch der elegante Scarlet Pimpernel ein schöner Held fürs Leben? FRITZ GÖTTLER
Operation Mikado Abb.: Christoph Hoppenbrock
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Bjarne Reuter: „Operation Mikado”
Die Zeiger stehen genau auf 10 Uhr 35. Auf der alten Standuhr in der Diele, aber auch auf der Armbanduhr der Frau des Hauses. Sie stehen dort für immer und ewig, auf allen Uhren in diesem Haus, der Lauf der Zeit wird ignoriert in dieser Villa aus dem späten 18. Jahrhundert, die der Junge Tom zum ersten Mal betreten hat, um seine Freundin Freja zu besuchen. Die Welt, die er da erlebt, zwischen Melancholie und Morbidität, steht in heftigem Kontrast zum Geschehen, in das Tom und Freja und ihr Freund Monse bislang verwickelt waren – da ging’s um einen Überfall mit Millionenbeute, Erpressung, doppeltes und dreifaches Spiel, in das die drei tollkühn sich einschalten. So dass ein Unterrichtsprojekt – Schüler drehen einen Film – eine neue Dimension bekommt, sich zum Kino des Lebens verwandelt. Um 10 Uhr 35, das wird einem bald klar, hat das Leben von Frejas Familie einen Sprung bekommen.
Freja setzt das ganze Ding in Gang, als sie das merkwürdige Notenblatt untersucht, das jemand in einem Fotokopierapparat vergessen hat, und in dem steckt keine Musik drin, sondern, wenn man die Notenköpfe aussticht, ein verschlüsselter Plan für einen Überfall auf das Einkaufscenter Lyngby, am 22. Dezember. Den wollen die drei nun nicht vereiteln, sondern aus nächster Nähe filmisch und fotografisch dokumentieren. Ein absurd-riskanter Plan, fürwahr, aber dann wird es noch gefährlicher, als Freja beschließt, mit dem Material nicht zur Polizei zu gehen, sondern die Räuber zu erpressen – sodass aus dem flotten Thriller ein Albtraum, ein Teenager-Noir wird. Freja, die so unnahbar ist und somnambul, wie Kleopatra kommt sie daher oder als würde sie durch das Land Hué fahren, auf dem großen Fluss, der ins Chinesische Meer fließt. Freja, die Tom eine ganz andere Welt eröffnet, als sie ihm Klaviermusik von Erik Satie vorspielt.
Bjarne Reuter ist seit Jahrzehnten einer der erfolgreichsten Autoren Dänemarks. Man kennt ihn auch vom Kino, er hat Anfang der Achtziger für Bille August Drehbücher geschrieben, für dessen Jugend-Filme „Twist and Shout” und „Pelle, der Eroberer”. Auch „Mikado” ist ein Kino-Buch (von Gabriele Haefs plastisch übertragen), eins der besonderen Art – nicht nur weil die Jungs sich regelmäßig und mit Einsatz von Nutella und Chips den Film „Adlernest”, eine Raubkopie, durchspulen – so heißt in Dänemark das Actionspektakel „Where Eagles Dare” mit Clint Eastwood.
Es ist ein Buch um das Kino im Kopf, wie es Teenager heute erleben, in dem mehrere Filme gleichzeitig ablaufen, der eine verträumt und romantisch, der andere purer Slapstick. Da geht es um die große Bangigkeit vor dem Erwachsenwerden, was auch eine Frage des Stils sein wird. Was soll man zum Beispiel davon halten, dass einer der maskierten Räuber dem andern trotz aller Hektik des Überfalls die Tür aufhält! Und wie kann man Teil der Welt, der Gesellschaft werden und doch dabei seine Außenseiterrolle bewahren . . . Eastwood ist sicher okay, wenn er reihenweise Nazis umnietet in ihrer Alpenfestung. Aber wäre nicht auch der elegante Scarlet Pimpernel ein schöner Held fürs Leben? FRITZ GÖTTLER
Operation Mikado Abb.: Christoph Hoppenbrock
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